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Tomas Svensson: Mit 40 Jahren im Portland-Tor

Ein Schwede in Spanien – was nach einer „Heimweh-Romanze“ klingen könnte, mausert sich zu einem „Helden-Epos“. Tomas Svensson feierte vor wenigen Tagen seinen 40. Geburtstag, zählt zu den erfolgreichsten Handballern auf dem Globus und denkt nicht an eine Rückkehr nach Schweden. Höchstens an einen Umzug ans Mittelmeer, weil seine Frau aus Barcelona stammt.
Der Keeper steht seit 20 Jahren im internationalen Rampenlicht, summierte seine Bilanz auf inzwischen 324 Länderspiele, gekrönt durch zwei Welt- und drei Europameisterschaften. Schon mit 22 Jahren – das war 1990 – verließ Tomas Svensson seinen Geburtsort Eskilstuna (Stammklub: IF Guif) und häufte Lorbeeren unter der „Sonne des Südens“ an. Mit Atletico Madrid wurde er spanischer Meister, gewann mit Bidasoa Irun und FC Barcelona sechs Mal die Champions League.
2002 wagte der Ausnahme-Keeper einen kompletten Wechsel. „Nach zwölf Jahren in Spanien wollte ich noch einmal etwas Neues probieren“, erinnert sich Tomas Svensson. „und mich in der Bundesliga beweisen.“ Beim HSV Hamburg galt er als Top-Verdiener, erlebte zugleich aber auch turbulente Zeiten. Ursprünglich plante der Torwart, ein halbes Jahrzehnt an der Elbe zu verbringen. Nach Insolvenz der alten Hamburger Spielbetriebsgesellschaft verzichteten die Hanseaten aus finanziellen Gründen auf eine Umschreibung des Vertrages. Bereits 2005 kehrte der Torwart zurück auf die iberische Halbinsel. „Trotz aller Schwierigkeiten waren es keine drei weggeworfenen Jahre“, bilanziert der Schwede heute. „Hamburg ist eine sehr interessante Stadt.“
Die neue „Wahlheimat“ Pamplona charakterisiert Thomas Svensson als „nett“, nur „etwas weit weg von den internationalen Flughäfen“, dafür aber als sehr geeignet für seine Frau und die drei Kinder. „Die Industrie ist hier gut entwickelt“, sagt er mit einem Blick zum nahen Volkswagen-Werk. „In Nordspanien gibt es eine gute Lebensqualität.“ Mindestens bis 2009 – so lange läuft der noch einmal verlängerte Vertrag – möchte Tomas Svensson in Pamplona bleiben. Was danach kommt, wisse er noch nicht. Nach einem definitiven Karriere-Schluss klingen seine Worte nicht. Sicher ist nur: Es geht nicht zurück nach Schweden. „Die ganze Familie fühlt sich in Spanien wohl.“

Tomas Svensson wurde 40 Jahre alt.

Nach fast 15 Jahren in der Liga Asobal schwört Tomas Svensson auf seine Handball-Bühne und sieht im ewigen Wettstreit mit der Bundesliga um den Titel „stärkste Liga der Welt“ keine „gravierenden, sportlichen Unterschiede“. Auch nicht in der Ausgeglichenheit: „In den letzten Jahren ist die Schere in Deutschland größer, während sie in Spanien kleiner geworden ist“, meint der Jubilar. „Großwallstadt oder Göppingen haben wegen ihrer Europapokale klangvollere Namen als Antequera, Almeria oder Algeciras, sportlich ist die Qualität aber ähnlich.“ Lernen, so Tomas Svensson, könne die Liga Asobal noch viel in punkto Marketing. 
Einen Tag nach seinem Geburtstag traf der schwedische Altmeister seinen Landsmann Dan Beutler – bei der Champions-League-Partie der SG Flensburg-Handewitt in Pamplona. Die beiden schwedischen Nationaltorhüter hatten sich in einem Torwart-Projekt vor zwei Jahren besser kennen gelernt. „Es ist sehr schön für ihn, dass er bei seinem Verein nun die Nummer eins ist“, freut sich Tomas Svensson für seinen Kollegen.
Beide hegen einen gemeinsamen Traum: die Olympischen Spiele in Peking, für die sich Schweden Ende Mai qualifizieren kann. Die Idee, gemeinsam für einen Verein zu spielen, hat sich hingegen erledigt. Dan Beutler hatte in der letzten Saison überlegt, zu Portland San Antonio zu wechseln. „Eine alte Geschichte“, sagt er heute. „Ich bin bei der SG sehr zufrieden.“ Gespräche über eine vorzeitige Verlängerung des bis 2009 laufenden Vertrages sind im Gange. Der Ausgang ist für Tomas Svensson bereits beschlossene Sache: „Dan wird noch viele Jahre in Flensburg spielen.“ Der SG-Keeper revanchiert sich mit einem schönen Kompliment für einen 40-Jährigen: „Tomas ist unglaublich durchtrainiert, hat eine sagenhafte Figur. Ist er wirklich schon 40?“