Stripes
Stripes
Archiv

Den spanischen Stier bei den Hörnern packen

Superkurze Anreise, sonnige Temperaturen und ein absolutes Topspiel vor Augen − angesichts dieser Begleitumstände war gestern bei den Handballern der SG Flensburg−Handewitt gute Laune angesagt. Als die Chartermaschine nach knapp dreistündiger Flugzeit vom dänischen Sønderborg aus kommend im sonnendurchfluteten Norden Spaniens in Pamplona gelandet war, lag die erste Etappe der Spanien−Mission erfolgreich hinter dem Team von Trainer Kent−Harry Andersson. Heute um 16 Uhr (Live−Ticker ab 15.30 Uhr) wollen die Nordlichter in der Universitäts−Sporthalle unweit der Stierkampf−Arena das Starensemble von Portland San Antonio sprichwörtlich bei den Hörnern packen, ja den ersten Gruppen−Sieg in der Hauptrunde der Champions League unter Dach und Fach bringen.
"Wir haben gegen Hamburg gepatzt und brauchen nach diesem ärgerlichen Punktverlust nun gerne drei Punkte aus den drei Auswärtsspielen. Und damit wollen wir in Pamplona anfangen", formulierte Sportchef Anders Dahl−Nielsen die klare Zielsetzung. Sein Pendant, Dirk Beuchler, kommentierte die Ausgangslage aus Sicht der Gastgeber noch ein wenig drastischer. "Wir haben in Zagreb verloren und wenn wir gegen die SG Flensburg−Handewitt das Heimspiel auch noch verlieren, dann sind wir schon so gut wie raus aus dem Rennen um das Halbfinale." Im Klartext: Beide Rivalen stehen schon am zweiten Spieltag unter großem Erfolgsdruck und brauchen unbedingt den ersten Sieg, um am Spitzenreiter HSV Handball dranzubleiben.
Und die Vorzeichen, gleich beim ersten Auftritt in Pamplona doppelt zu punkten, scheinen recht günstig zu stehen. Zwar startete das Ensemble um Weltstar Ivano Balic recht vielversprechend nach der EM−Pause, kassierte zuletzt allerdings in Zagreb und jüngst in Saragossa schmerzhafte Niederlagen. "Wir rätseln ein bisschen, warum die beiden Spiele verloren gingen. Klar war nur, dass wir in beiden Partien nicht gerade unseren besten Tag erwischt haben."
Böse Zungen, die behaupten, die großen Individualisten im Team der Spanier hätten nicht die richtige Einstellung an den Tag gelegt, widersprach Teamchef Beuchler. "Ich kenne diese Vorurteile. Aber sicher ist, auch Weltstars sind nur Menschen und keine Maschinen. Und gegen Flensburg werden wir eine starke Portland−Mannschaft erleben, weil allen Spielern die große Bedeutung der Partie bewusst ist." Laut dem Ex−Bundesliga−Spieler aus Wallau−Massenheim und Nettelstedt kann Portland San Antonio, hinter Ciudad Real und Barcelona nur Tabellendritter der spanischen Eliteliga Asobal, personell aus dem Vollen schöpfen.
Dass kann im Gegensatz dazu Kent−Harry Andersson nicht von sich behaupten. Auch wenn die beiden angeschlagenen Abwehrstrategen und Kreisläufer Johnny Jensen (Knie) und Michael V. Knudsen (Hüfte) gestern am späten Abend einen letzten Härtetest absolvieren mussten, stehen die Aussichten auf einen Einsatz dieses Duos unter keinem günstigen Stern. "Ich hoffe darauf, dass zumindest einer der be iden spielen kann. Ansonsten wird es verdammt schwer", erklärt Andersson, der erneut seinem Youngster Jacob Heinl das vertrauen schenken wird. "Er hat seine Sache gegen Balingen und auch gegen den HSV besonders in der Abwehr sehr gut gemacht. Das ist auf jeden Fall auch gegen Portland eine echte Alternative."
Ausschlaggebend für eine erfolgreiche Stippvisite in den Süden Europas sind nach Meinung Andersson ohnehin zwei Dinge. Das Abwehrverhalten inklusive dem spannenden Torwart−Duell zwischen dem 40−jährigen Tomas Svensson und seinem National−Mannschafts−Kollegen Dan Beutler gilt als ein Meilenstein im Kampf um den Sieg. Zum anderen bleibt abzuwarten, ob die SG ihre Taktik umsetzen kann. Danach gilt es blitzschnell von Abwehr auf Angriff umzuschalten, um Portland die Chance zu nehmen seine Defensiv−Spezialisten einzuwechseln. "Dann müssen sie eine 5−1−Abwehr spielen und das können sie nicht wirklich gut", erklärt Andersson. Sollte aber die Abwehr−Säulen Davor Dominikovic und Lars Jørgensen die Defensive organisieren, wartet auf den SG−Angriff ein kompaktes 6:0−Abwehrbollwerk. SG−Manager Fynn Holpert setzt auf die mannschaftliche Stärke der SG. "Wenn wir als Kollektiv auftreten und dizipliniert sind, dann können wir jeden Gegner schlagen, auch in der Fremde". Von dieser These ist übrigens auch Dirk Beuchler überzeugt. "In dieser Gruppe kann jedes Team auswärts gewinnen. Aber das müssen wir ja nicht unbedingt morgen in unserer Halle erleben."