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Berliner Füchsen früh den Zahn gezogen

Die furios begonnene Fuchsjagd in Berlin endete mit einem nüchternen 29:21-Sieg für die SG Flensburg-Handewitt. Wichtigste Erkenntnis aus dem Spiel beim Bundesliga-Neuling: Die Flensburger Handballer können, wenn sie wollen.
Gut gelaunt verließen Anders Dahl-Nielsen (56) und Kent-Harry Andersson (58) die Max-Schmeling-Halle und erinnerten ein wenig an die Läster-Oldies aus der Muppet Show. "Das wird eine schöne Rücktour. Die Mannschaft schläft und wir gucken das Spiel noch einmal auf DVD. Und weil wir so alt sind, werden wir wetten, wie es ausgeht", sagte Dahl-Nielsen und klopfte sich vor Vergnügen auf die Schenkel.
Für Teammanager und Trainer war die Welt wieder in Ordnung nach dem 29:21 (15:5) bei den Füchsen Berlin. Die Mannschaft hatte bewiesen, dass es anders geht als bei der Blamage gegen Zaglebie Lubin. Zugleich durfte sie die Erkenntnis vertiefen, dass auch in der Bundesliga kein Gegner mit halber Kraft zu bezwingen ist. Selbst die Berliner, die anfangs wie überforderte Amateure wirkten, drängten den unbesiegten Tabellenzweiten in der Box-Arena in die Ecke, als dieser sich gehen ließ.

Die SG bangt um den Einsatz von Alexander Petersson.

Zum Glück war den Füchsen früh der Zahn gezogen worden. Doch muss so ein Gegner nicht aus der Halle gefegt werden? "Auf jeden Fall. Aber wir wollten es nach Lubin besonders gut machen, dabei sind einige verkrampft", meinte Co-Trainer Jan Paulsen. So einfach sei das nicht, sagte Frank von Behren: "Man kann doch nicht erwarten, dass die noch einmal in 25 Minuten nur zwei Tore schießen. Das macht nicht einmal ein Zweitligist. In der zweiten Halbzeit waren wir etwas nachlässig, aber insgesamt war das nicht so schlecht", befand der Rückraumspieler.
Der SG-Angriff war nicht aufgelegt für ein Schützenfest.  Die Füchse wurden von einer Abwehr erlegt, die sich nahe am Optimum bewegte. Johnny Jensen, der gegen Lubin gefehlt hatte, zeigte, wie wichtig er für die 6:0-Formation ist. Dan Beutler knüpfte nach ausgeheilter Nasenblessur wieder an seine seit Saisonbeginn herausragende Form an. Auch alle anderen packten kräftig zu, so dass Kent-Harry Andersson seiner Defensive eine "Top-Leistung" und die Erfüllung  des Auftrags, vor allem Kjetil Strand zu attackieren, bescheinigen konnte. Für den Ex-Kollegen, der 2004 ein halbes Jahr für die SG gespielt hatte, gab es kein Erbarmen. Der Norweger bekam kaum eine Wurfchance, seine Anspielstationen, vor allem Kreisläufer El Fakharany, wurden zugedeckt. "Kjetil war völlig isoliert und eliminiert", beklagte Füchse-Trainer Jörn-Uwe Lommel den Ausfall des Alphatiers. Zwischen der zweiten (1:2) und 18. Minute (2:9) berannten die Berliner das Flensburger Tor vergebens, weitere vier Treffer fielen für die Gäste, bevor Beutler zum dritten Mal (25.) geschlagen war. Eine solche Überlegenheit ist in der Bundesliga nur selten zu sehen.
Was nach dem Elf-Tore-Vorsprung kam, fand Linksaußen Anders Eggert "okay, aber nicht besonders. Als wir das Spiel lockerer genommen haben, wurde auch Berlin eine gute Mannschaft." Zudem stellten die Füchse die Abwehr auf 5:1 um. Weder Vranjes noch Mogensen, die sich in der Rückraumitte abwechselten, behagte bei der Lenkung des Angriffs die Berliner Spitze Sascha Detlof. Immerhin: Vranjes wühlte sich zu vier Toren durch, Mogensen traf fünf Mal. Keine Dauerlösung, wie Manager Fynn Holpert meinte: "Es hat sich wieder gezeigt, wie wichtig das Kollektiv ist. Da sind wir stark. Wenn wir uns in Einzelaktionen verwursteln, spielen wir nur mit." Dies gilt insbesondere, solange Blazenko Lackovic noch nicht wieder die Höhe seines Könnens erreicht hat. In Berlin machte der Kroate aber schon einen weiteren erfreulichen Schritt. "Es sieht gut aus. Jede Minute, die er spielt, macht ihn besser", sagte Co-Trainer Paulsen.
Leidensgefährte Frank von Behren bestätigte, dass man nur in der Praxis den Weg zurückfindet: "Die Spielausdauer und den Wechsel des Tempos kann man nicht mit Intervall-Läufen trainieren." Sorgen bereitet vor dem schweren Spiel gegen die HSG Nordhorn Alexander Petersson. Der Linkshänder war beim Laufen am Dienstag in Berlin mit dem Fuß umgeknickt und fiel als Entlastung für Marcin Lijewski aus. Andersson hofft, dass Petersson morgen wieder einsatzfähig ist.