Stripes
Stripes
Archiv

Florian Kehrmann: Weltmeister-Treff mit Freunden

„Wenn nicht jetzt, wann dann…“ Die Weltmeisterschafts-Hymne der Kölner Band „Höhner“ dudelte Ende September mehrfach in der Mannheimer SAP-Arena. Als dann die Zuschauer in ein rhythmisches Klatschen verfielen, war es so passend wie lange nicht mehr. Es waren nämlich fast so viele Weltmeister auf dem Parkett wie vor acht Monaten in der Kölnarena, als Deutschland den globalen Titel errungen hatte. Dabei spielen diesmal „nur“ die Rhein-Neckar-Löwen gegen den TBV Lemgo (Endstand: 32:28). Oder sollte man von den „National-Löwen“ und dem „TBV Deutschland“ sprechen?
„Auch wenn die Konzentration auf das Spiel und die Punkte im Vordergrund stehen, wird dieses Treffen mit einigen Freunden sicherlich eine schöne Sache“, freute sich Florian Kehrmann schon im Vorfeld dieser Begegnung. Der Rechtsaußen der DHB-Auswahl führte die Garde der „westfälischen Weltmeister“ an. Michael Kraus, Lars Kaufmann (saß verletzt auf der Tribüne) und Sebastian Preiß standen beim legendären Sieg gegen Polen im Februar unter Dampf. Carsten Lichtlein, Michael Hegemann und Rolf Hermann bereicherten als Mitglieder des erweiterten DHB-Kaders die anschließenden Jubelorgien. Im Löwen-Dress waren Christian Schwarzer, Henning Fritz, Andrej Klimovets und Oliver Roggisch Protagonisten der ersten Wahl, die Namen von Michael Haaß, Oleg Velykky und Uwe Gensheimer fanden sich ebenfalls im 28er Aufgebot von Bundestrainer Heiner Brand.

Florian Kehrmann, das letzte Mitglied des alten „TBV Deutschlands“.

Florian Kehrmann freute sich am meisten auf das Wiedersehen mit Christian Schwarzer. „Wenn man sich sechs Jahre lange fast täglich sieht“, schmunzelt der Lemgoer, „kennt man sich ganz gut.“ Aber auch zu Henning Fritz und Oliver Roggisch sind in mehreren gemeinsamen Jahren im DHB-Trikot enge Kontakte und Freundschaften entstanden. SMS und Mails werden während der Saison rege ausgetauscht – bis es vor den Spielen zum „kommunikativen Stillstand“ kommt. „Einen Tag vor einer wichtigen Partie“, erzählt Florian Kehrmann, „rufe ich niemanden mehr an. Dann gilt alle Konzentration dem Spiel.“ Ausnahmen bestätigen die Regel. Mit Dominik Klein, seinem Zimmergenossen in der Nationalmannschaft, traf sich Florian Kehrmann auch schon mal am Abend vor einem Ostseehallen-Auftritt auf ein lockeres Gespräch.
Keinen Zweifel besteht daran, dass sich der „TBV Deutschland“ im Moment im Umbruch befindet. Neben Geschäftsführer Fynn Holpert (SG Flensburg-Handewitt) und dem neuen Löwen-Kreisläufer Christian Schwarzer verabschiedeten sich in den letzten Jahren weitere Protagonisten der souveränen Deutschen Meisterschaft 2003 oder des DHB-Pokalsiegs 2002. Volker Zerbe beendete seine Karriere und ist nun Geschäftsführer, Spielmacher Markus Baur heuerte als Spielertrainer bei Pfadi Winterthur in der Schweiz an, Torwart Christian Ramota ist nach einem Intermezzo in Gummersbach vereinslos, Trainer Volker Mudrow arbeitet nun in Wetzlar, und der ehemalige Welthandballer Daniel Stephan steht nach vielen Verletzungen nur noch sporadisch zur Verfügung.
Florian Kehrmann hingegen ist seit 1999 eine feste Größe bei den Lipperländern. Im letzten November hatte der Rechtsaußen trotz lukrativer Anfragen des HSV Hamburg und der SG Kronau-Östringen seinen Vertrag bis 2011 verlängert. „Ich fühle mich sehr wohl in Lemgo, habe sportlich einige Erfolge mitnehmen können“, sagt der 30-Jährige, für den dieser „Renten-Vertrag“ noch nicht das letzte Wort ist. „Dann werde ich wohl von Jahr zu Jahr denken und hören, was mein Körper sagt.“