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Flensburg entzaubert Kiel im Nord-Derby

Die SG Flensburg-Handewitt gegen den THW Kiel: Dieses Duell verspricht Spitzen-Handball der Extraklasse - und so viele Emotionen wie wohl keine andere Partie der Bundesliga. Beide Teams kämpfen seit Jahren um die Vorherrschaft im Norden. Die gegenseitige Antipathie wird offen zur Schau gestellt. Im vergangenen Jahr erreichte die Rivalität ihren Höhepunkt, als sich die beiden Nord-Giganten im Endspiel der Champions League gegenüberstanden. Die Kieler behielten letztlich die Oberhand - genau wie im Pokal und in der Meisterschaft. Der THW reiste entsprechend am Sonnabend als amtierender Triple-Sieger und Favorit in die Campushalle zum 58. Nord-Derby. Doch dort setzte es für die bislang noch ungeschlagene Mannschaft von Trainer Noka Serdarusic mit 32:37 (13:20) die erste Saisonniederlage. "Wir haben nur 15 Minuten lang gut gespielt. Danach kam ein Einbruch, den ich mir nicht erklären kann", sagte der Kieler Coach.
Die besondere Brisanz der Begegnung war schon vor dem Anpfiff deutlich zu spüren. Die 6.300 Fans in der ausverkauften "Hölle Nord" stimmten sich mit Sprechchören und bengalischen Feuern auf den Liga-Hit ein. Die Anfangsphase war ausgeglichen, keines der beiden Teams konnte sich absetzen. Nach sieben Minuten führten die Gäste mit 5:4. In der Folgezeit dominierten vor allem die beiden starken Torhüter Thierry Omeyer (Kiel) und Dan Beutler (Flensburg) das Geschehen. Mit starken Paraden sorgten sie dafür, dass es nach 15 Minuten lediglich 15 Tore zu verzeichnen gab - der Meister lag mit 8:7 vorne. Doch dann übernahmen die Gastgeber das Kommando. Das Team von Trainer Kent-Harry Andersson erzielte fünf Treffer in Serie und brachte die Campushalle damit zum Kochen. Der Rivale aus Kiel agierte in dieser Phase überhastet und leistete sich viele unnötige Ballverluste, die Flensburg mit Tempogegenstößen bestrafte. Auch in der Folgezeit wirkten die Hausherren konzentrierter und engagierter.

Michael Knudsen hat freie Bahn.

Der Lohn war ein 16:10-Vorsprung nach 25 Minuten. In die Halbzeitpause ging es mit einer 20:13-Führung für die SG, die ihrem großen Konkurrenten im ersten Abschnitt eine wahre Lehrstunde erteilt hatte. "Wir haben in der ersten Halbzeit am Optimum gespielt", freute sich Andersson.
In der Kieler Kabine hatte es wohl eine Standpauke gegeben - die Gäste erwischten nach dem Seitenwechsel den besseren Start, verkürzten den Rückstand zunächst um zwei Tore. Aber die SG hielt dagegen: 26:20 nach 40 Minuten. Es begann die Aufholjagd des Triple-Champions. Tor um Tor verkürzte der THW den Rückstand, Keeper Omeyer lief zu Höchstform auf und zeigte sehenswerte Paraden. 13 Minuten vor Schluss betrug der Vorsprung der Gastgeber nur noch zwei Tore (29:27). Das Flensburger Publikum kam seinem Team zu Hilfe, peitschte es nach vorne. Mit Erfolg: Die Abwehr um Torhüter Beutler griff wieder beherzter zu - und auch im Angriff lief es besser. Mit einem Vier-Tore-Polster für Flensburg ging es in die letzten fünf Minuten. Dort bewahrten die Hausherren die Nerven und brachten die Führung sicher über die Zeit. Ein Sieg, der nicht nur im Kampf ums Prestige bedeutsam ist: Die SG übernahm auch die Tabellenführung vom Erzrivalen.