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Börge Lund: Über Nordhorn nach Kiel

Kiel, Hauptsitz des Handball-Sponsors „Provinzial“, vierte Etage: Der THW Kiel begrüßt zu seiner Saison-Pressekonferenz rund 40 Journalisten. In der Ferne ist der Rathausturm zu sehen, wo die „Zebras“ immer ihre Erfolge feiern. Eine Multi-Media-Show wirft die imposanten Bilder der Triple-Saison noch einmal in Erinnerung. Sie endet mit dem Slogan „Wir sind bereit“. An der Kieler Förde ist man nicht erfolgsmüde.
Bereit ist im Prinzip auch Börge Lund. Im Prinzip, weil seiner vorzeitiger Wechsel von Nordhorn nach Schleswig-Holstein ein paar kleine Unannehmlichkeiten auslöste. Zunächst musste Börge Lund seinen Urlaub abbrechen, um an neuer Wirkungsstätte einige Dinge zu regeln. Erst einige Wochen später zogen seine Lebensgefährtin Tone und Söhnchen Lukas ins Haus in der Randgemeinde Kronshagen (Lund: „Da wohnte vorher Henning Fritz, liegt gleich neben einem Wald“) ein, dann wartete der Norweger auf die Möbel. Die standen noch in Nordhorn. „Das ist offenbar ein Missverständnis zwischen mir und der HSG“, sagte der Kieler Neuzugang.

Der Hallenboden inspirierte: Börge Lund wechselte die Vereinsfarben.

Kein Missverständnis war auf jeden Fall das eine Jahr in der Grafschaft Bentheim. „Das war eine tolle Saison“, bilanziert Börge Lund. „Wir wollten uns auf den Plätzen sechs bis neun einreihen, dann qualifizierten wir uns fast für die Champions League.“ Und persönlich ging sein Kalkül mehr als auf. In Nordhorn wollte er sich für einen der deutschen Top-Klubs empfehlen – um 2008 einen weiteren Schritt in der Karriereleiter zu vollziehen. Dann ging alles viel schneller. Der THW, der Börge Lund schon vorher im Auge hatte, wollte ihn unbedingt. „Er hat eine verdammt starke Saison in Nordhorn gespielt“, betont THW-Manager Uwe Schwenker. Und THW-Superstar Nikola Karabatic ergänzt: „Börge Lund war einer der Besten in der Bundesliga.“
Auch wenn der 28-Jährige im Juni – pünktlich zum Nordhorner Auftritt in der Ostseehalle – als Neuzugang für 2008 vom THW Kiel vorgestellt wurde, hatte er keinen Blick für die rauschenden Feierlichkeiten im hohen Norden. „Damals wollte ich mit der HSG in die Champions League und die Kieler Fete stören“, stellt Börge Lund klar. „Die Niederlage war für mich eine Enttäuschung wie jedes verlorene Spiel. Ich habe schnell die Halle verlassen.“
Im nächsten Frühjahr möchte er zu den Protagonisten einer Meistersause gehören und sich weiter verbessern. „Gerade im Angriff kann ich noch torgefährlicher werden“, sagt Börge Lund über sich selbst. Wertvolle Impulse erhofft er sich von Trainer-Guru „Noka“ Serdarusic. Kein Kumpel-Typ wie der Nordhorner Ola Lindgren, der den Spielern  auch einige Freiheiten erlaubt. Der Kieler Macher gilt als harter Hund, mit dem nur die Besten klar kommen. Für Börge Lund die Herausforderung. „Als ich die Erfolge von Noka Serdarusic gelesen habe, war ich ganz baff“, gibt der Skandinavier zu. „Er sieht die kleinsten Details und kann mir bestimmt weiterhelfen.“
Ebenso das Umfeld beim THW Kiel, der mit einem Rekordetat von 6,5 Millionen Euro an den Start geht. Die professionellen Strukturen im Training, in der Geschäftsstelle und bei der medizinischen Betreuung haben Börge Lund beeindruckt. „In Nordhorn war es sehr familiär“, fasst er zusammen. „In Kiel ist alles wesentlich größer.“ Nicht nur die Pressekonferenz.