Stripes
Stripes
Archiv

Thomas Mogensens Gala-Auftritt

Johnny Jensen, Lars Christiansen, Ljubomir Vranjes oder auch Marcin Lijewski waren sicherlich die Namen, von denen der THW Kiel  erwartete, dass sie das Derby zu Gunsten der SG Flensburg-Handewitt beeinflussen könnten. Dass beim 37:32 (20:13)-Sieg der Flensburger ein ganz anderer SG-Spieler ihnen den Zahn ziehen würde, hatte beim THW wohl keiner erwartet. Den Namen Thomas Mogensen wird man jedoch in Kiel nicht so schnell vergessen. "Das sind die Augenblicke, für die du hart trainierst. Dafür quälst du dich im Kraftraum und im Training", versuchte Thomas Mogensen seine Gefühlswelt zu beschreiben. "Unglaublich. Ich hatte nicht damit gerechnet reinzukommen. Schon gar nicht so früh. Dass man dann so gut in eine Partie kommt und dann noch gegen den THW Kiel, macht alles nur noch unglaublicher."
"Ich nominiere ihn gleich für die dänische Nationalmannschaft", lobte SG-Trainer Kent-Harry Andersson den Mann des Tages. Dabei hatte es zu Beginn der Partie nicht nach einem weiterem Derby-Sieg der Flensburger in eigener Halle ausgesehen. Denn der THW drückte gleich aufs Tempo und lag schnell mit Toren von Nikola Karabatic und Markus Ahlm in Front. Dan Beutler bewahrte seine SG vor einem noch deutlicheren Fehlstart und hielt einen 7m von Vid Kavticnik. Alexander Pettersson und Michael Knudsen sorgten dann schnell für den Ausgleich, doch der THW blieb spielbstimmend und ließ die rund 6000 SG-Fans in der ausverkauften Campushalle beim 7:4 böses erahnen. Nur die 300 mitgereisten Kieler Fans hatten zu dem Zeitpunkt Freude am Spiel.
Um 15.20 Uhr dann der Zeitpunkt, der das Derby auf Betriebstemperaturen brachte und das Spiel kippte. Mit der Hereinnahme von Thomas Mogensen nahm das Spiel nun einen neuen Verlauf. Binnen einer Minute drehten Lars Christiansen per 7m und Thomas Mogensen mit zwei Tempogegenstößen die Partie und brachten die Stimmung in der Halle zu kochen. Fortan spielte die SG wie im Rausch. "Innerhalb von einer Minute haben wir dreimal direkt Flensburger angespielt, so etwas wird bestraft. Dadurch haben wir den Faden bis zur Halbzeit total verloren und trotz Auszeit uns von diesen Fehlern nie wieder erholt", erkannte THW-Trainer Zvonimir "Noka" Serdarusic nach Spielschluss.

Auf der Tribüne: Lautstarke Fans

Die SG überzeugte nun mit Tempohandball und in der Deckung zeigten Jensen und Co. die lange vermisste Aggressivität. Auch hier setzte Mogensen Akzente und zog vor allem dem Kieler Kim Andersson den Zahn. "Wir wussten, dass wenn wir Andersson hart angehen, kommt er nicht in Schwung. Dementsprechend habe ich ihn beackert", so Mogensen.
Beim Pausenstand von 20:13 war die Campushalle längst zum Tollhaus geworden. Nach der Pause sah man allerdings dem THW an, dass er die Partie noch nicht aufgegeben hatte. "Sieben Tore vor gegen Kiel ist nichts", wusste auch Kent-Harry Andersson. Karabatic und der nun stärker werdende Andersson kamen langsam auf Touren und ab der 40. Minute erspielten sich der Triple-Sieger ein optisches Übergewicht. Die SG schien ihrem Anfangstempo Tribut zollen zu müssen. Beim Stande von 28:26 (46.) befürchtete viele den endgültige Einbruch der Flensburger.
"So kam es mir nie vor", sagte Mogensen, "ich wusste, dass wenn wir ruhig und diszipliniert weiterspielen würden, wir am Ende gewinnen." Der Treffer von Ljubomir Vranjes zum 30:27 (49.) leitete dann die Schlussoffensive der Flensburger ein. Als Torge Johannsen mit einem Sprungwurf aus dem Rückraum den an diesem Nachmittag schwachen Thierry Omeyer den nächsten Treffer einschenkte, nahm die Party in der Campushalle langsam Gestalt an. Das 35:30 durch Lijewski drei Minuten vor Schluss war da schon sowas wie die Vorentscheidung. Das letzte Tor des Tages erzielte wiederum Johannsen. Den Schlusspunkt setzte aber der bärenstarke Dan Beutler. Mit dem Schlusspfiff hielt der Torhüter im schwedeninternen Duell einen 7m gegen Kim Andersson und setzte so dem Sieg noch das i-Tüpfelchen auf.

Nur selten mit Problemen: Ljubomir Vranjes

"Ich habe in den letzten Spielen meine Deckung kritisiert, heute muss ich sie loben, sie hat überragend gespielt", zollte Beutler seinen Vorderleuten Respekt. "Jetzt ist alles möglich." Auch Fynn Holpert lief durch die Katakomben der Campushalle und genoss seinen ersten Derby-Sieg. "Der Sieg war zum einen wichtig für die Liga, sonst wären die Kieler sicherlich vorne weg gewesen. Aber viel wichtiger war der Sieg für uns. Vor allem wenn man die nächsten Aufgaben in Betracht zieht, die da heißen Ciudad Real (Donnerstag) und HSV (Sonntag). Dieser Sieg gibt der Mannschaft viel Selbstvertrauen und zeigt, dass wir eine starke und konkurrenzfähige Mannschaft haben", so der SG-Geschäftsführer.
Mogensen wollte allerdings noch nicht soweit blicken. "Ich will erstmal diesen Augenblick genießen. Bisher hatte ich nur von diesem Spiel gelesen und es im Fernsehen gesehen. Das mein erstes Derby allerdings so einen Verlauf nimmt, ist ein Traum", so Mogensen. Dass es kein Traum ist, werden ihm vor allem sicherlich die Kieler bestätigen können.