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Zum Remis gestolpert

Die bislang blütenweiße Weste der SG Flensburg−Handewitt hat ihren ersten Fleck bekommen. Und was für einen. Ausgerechnet bei Aufsteiger TuSEM Essen erwischte der Champions−League−Finalist einen herben Rückschlag in der Vorbereitung auf die Topduelle gegen den THW Kiel, Ciudad Real und HSV Hamburg.
Nur dank einer Leistungssteigerung nach der Pause gepaart mit einer Riesenportion Glück erlitt die SG beim Liga−Rückkehrer nicht völlig Schiffbruch. Auch wenn TuSEM−Routinier Andrej Siniak erst mit dem Schlusspfiff dem Gastgeber mit dem Treffer zum 29:29−Endstand einen Zähler rettete, die Punkteteilung ist gerade aus Sicht der Nordlichter reichlich schmeichelhaft. "Das war ernüchternd. Wir haben andere Ambitionen, in uns steckt mehr Qualität, als wir abgerufen haben. Wir waren heute kein Titelaspirant", fand SG−Geschäftsführer Fynn Holpert die deutlichsten Worte für einen insgesamt verpatzten Auftritt in der kleinen Arena "Am Hallo", die mit 2100 Zuschauern bei weitem nicht ausverkauft war.
Und der "Betriebsunfall" im Essener Stadtteil Stoppenberg hätte sogar noch schmerzhafter enden können. Immerhin hatte die SG erst in der 43. Spielminute beim 19:24−Rückstand den Tiefpunkt erreicht und steuerte bis dato schnurstracks der ersten Saison−Niederlage entgegen. "Wir sind wieder zurückgekommen, haben Moral und Kampfgeist bewiesen. Das ist ein positiver Unterschied zur letzten Saison. Darum können wir heute zumindest noch einen Punkt mit nach Hause nehmen", rang Spielmacher Ljubomir Vranjes dem wackeligen Auftritt die guten Seiten ab.
In dem Maße, wie sich die Gäste nach einer Umstellung der Abwehr von 6:0 auf 5:1 zu steigern wussten, begann bei den bis dahin souveränen Hausherren das Nervenflattern. "Beim 24:19 hätten wir den Sack zumachen müssen, haben es aber verpasst und am Ende das Glück gehabt, nicht ganz mit leeren Händen dazustehen", kommentierte TuSEM−Coach Jens Pfänder das zweite Husarenstück seiner Mannschaft, die zuvor schon mit den Rhein−Neckar−Löwen ein anderes Topteam sogar komplett zu Fall gebracht hatte (35:30−Sieg).
Warum der Favorit aus Flensburg trotz der eindringlichen Warnung seines Trainers in den ersten 30 Minuten halbherzig in Abwehr und Angriff agiert hatte, beschäftigte die Spieler noch weit nach Schlusspfiff. "Die Essener haben gekämpft wie die Tiere und wir eben nicht. Außerdem waren wir auf die 5−1−Abwehr nicht gut vorbereitet", mühte sich Marcin Lijewski um eine Erklärung, "dabei haben wir doch genau gewusst, was uns hier erwartet."
Doch auch der Pole blieb wie viele seiner Mitspieler an diesem Tage mehr oder weniger deutlich hinter den Erwartungen zurück. Von möglichen Ablenkungen durch Vertragsverhandlungen mit der SG sowie den Interessenten aus Hamburg und Mannheim wollte Lijewski allerdings nichts wissen. "Dass hat damit nichts zu tun", so Lijewski.
Bestnoten verdiente sich bei den Gästen lediglich Torhüter Dan Beutler, der mit einer Vielzahl an Paraden maßgeblich Anteil am Spielausgang hatte. Auf der Gegenseite ragten der bärenstarke Keeper Gerrie Eijlers und mit Abstrichen Kapitän Mark Schmetz aus einer kämpferisch geschlossen auftretenden Heimmannschaft hervor.
In drei Tagen will die SG in Stralsund zum Sprung in die nächste DHB−Pokalrunde ansetzten und sich dort zugleich wieder aufrichten, um weitere drei Tage später mit dem Spitzenreiter THW Kiel in der heimischen Campushalle auf Augenhöhe zu sein. Denn: "Wir müssen uns gewaltig steigern, ansonsten haben wir keine Chance gegen Kiel", sprach­ Vranjes das aus, was alle im SG−Team auf dem Weg nach Hause gedacht haben werden.