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Die Handball-Familie Brack

Diese Familie ist vom „Handball-Virus“ befallen. Vater Rolf ist Bundesliga-Trainer und Doktor der Sportwissenschaften, der ältere Sohn Daniel ist Bundesliga-Profi, der jüngere Benjamin spielt in der Oberliga Württemberg für den TSV Wolfschlugen, und die Mutter kann gar nicht anders, als sich nach mehr als 25 Jahren Ehe auch für die Leidenschaft der Männer zu interessieren. Immerhin haben zwei ihrer Lieben aus dem Hobby sogar einen Beruf gemacht.

Daniel Brack

Und diese „berufliche Schiene“ erhielt vor wenigen Wochen eine neue Dimension. Daniel Brack wechselte vom Aufsteiger Füchse Berlin zum Vorjahresneuling HBW Balingen-Weilstetten. Ausgerechnet die Mannschaft, die von Vater Rolf trainiert wird. War das der Grund, die Weltstadt Berlin zu verlassen? „Nein“, schmunzelt Daniel Brack. „Ich sehe in Balingen die besseren sportlichen Perspektiven. Außerdem kenne ich die Mannschaft gut.“ Mit Jens Bürkle hatte er fünf Jahre gemeinsam studiert, mit Alexander Trost, Aleksandar Stevic und Alexander Job spielte er gemeinsam in Pfullingen. Zudem schloss sich der 26-Jährige während eines Heimaturlaubs schon mal dem väterlichen Trainings-Betrieb in Balingen an.
Dennoch: Dass dieser Wechsel nicht ganz gewöhnlich ist und ein gewisses Medien-Interesse provozieren könnte, war auch den Bracks klar. In den familieninternen Diskussionen war vor allem die Mutter etwas skeptisch, skizzierte mögliche Probleme. Doch Vater und Sohn beseitigten diese Zweifel mit einem Schulterschluss: „Wir sind Profi genug, um Sport und Privates zu trennen.“ Schließlich wollte Daniel Brack eine Luftveränderung, schließlich suchte Rolf Brack noch einen Spielmacher, um auf allen Positionen doppelt besetzt zu sein und sein Spielsystem mit Tempo sowie schnellem Rückzugsverhalten abzusichern.

Rolf Brack

Genau genommen gab es schon vor einigen Jahren einen „Testlauf“ für das Vater-Sohn-Duo. Am 26. Dezember 2002 bestritt Daniel Brack sein Bundesliga-Debüt beim VfL Pfullingen, dem Ex-Klub des Vaters. „Dieses Spiel gegen Magdeburg in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle werde ich nicht vergessen, ich habe sogar zwei Tore geworfen“, erinnert sich Daniel Brack gerne an diese Partie – auch wenn sie mit einer 22:30-Pleite endete. Der junge Spielmacher hatte damals ein Zweitspielrecht, spielte zugleich für die TSG Ossweil in der Zweiten Liga.
2004 verließen beide Bracks gemeinsam die Pfullinger – allerdings nicht aus den gleichen Motiven. Vater Rolf suchte nach sieben Jahren und häufigeren Streitigkeiten mit dem Umfeld neben seiner Lehrstuhl-Tätigkeit an der Universität Stuttgart eine neue Aufgabe und führte die HBW Balingen-Weilstetten binnen zwei Jahren ins Handball-Oberhaus. Sohn Daniel lag Anfang 2004 eine interessante Offerte auf dem Tisch – vom TV Großwallstadt. „Der TVG ist einer der besten und traditionsreichsten Vereine in Deutschland“, reifte der Entschluss schnell.
Über Berlin (Saison 2006/2007) schloss sich inzwischen wieder der Kreis. Eigentlich nur fast. Denn zurück ins Elternhaus ist Daniel Brack nicht gezogen. Er wohnt nun zusammen mit seiner Freundin im Balinger Vorort Bisingen, während sein Vater immer vom 70 Kilometer entfernten Ostfildern zu den Übungseinheiten pendelt. „Er ist erwachsen“, kommentiert Rolf Brack die neuen Familien-Verhältnisse unaufgeregt.