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HBW Balingen-Weilstetten

„Am Fuße der Schwäbischen Alb, verkehrsgünstig zwischen Stuttgart, dem Schwarzwald und dem Bodensee gelegen, präsentiert sich die Kreisstadt Balingen als äußerst günstiger Wirtschaftsstandort im Südwesten Baden-Württembergs“, lobpreist ein Werbeprospekt. Die Sport-Fans können diese Festsstellung ohne Weiteres bestätigen. Die 30000 Einwohner-Stadt gehört inzwischen zu den besten 15 Handball-Standorten der Republik. Die HBW Balingen-Weilstetten stieg 2006 in die Bundesliga auf und behauptete sich dort trotz des kleinsten Etats. Ein Erfolg, den viele im recht bodenständigen Klub als kleines Märchen feierten.
Ein Märchen wurde auch für den Regisseur Martin Strobel wahr. Im April landete eine Einladung vom DHB im Briefkasten. „Das war eine Mega-Überraschung“, strahlte der 20-Jährige. „Ich brauchte auch nicht lange zu überlegen, ob ich jetzt meinen Termin bei unserem Physiotherapeuten, zu dem ich gerade unterwegs war, absage oder nicht.“ Bei seinem Länderspiel-Debüt gegen Portugal erzielte Martin Strobel drei Treffer. Ihm folgten Stefan Kneer und Jürgen Müller, der mittlerweile zum HSV Hamburg (Zweitspielrecht: TSV Altenholz) gewechselt ist. Die HBW hat sich das Prädikat „Talentschmiede“ gesichert.
Für den Erfolg steht auch der Trainer. Rolf Brack ist Sportdozent an der Universität Stuttgart und formte mit seiner Kompetenz schon manchen „Underdog“ zu einem ernsthaften Erstligisten. Zu seiner Freude ist sein Kader auf jeder Position doppelt besetzt. Tempo-Handball und schnelles Rückzugsverhalten sind ihm wichtig. Ebenso ist Rolf Brack ein Freund des aktiven Wechselns. Nicht nur bei den Feldspielern. Es kommt häufiger mal vor, dass er einen fliegenden Torwart ins Rennen schickt. Und es passt ins Bild, dass er vor schweren Auswärtshürden nicht gleich die Flinte ins Korn wirft. In Flensburg sieht er seine Truppe nicht ohne Chance. „Beim Vorbereitungsturnier in Sindelfingen haben wir lange gegen die SG geführt“, betont Rolf Brack. „Die SG hat nach der Verletzung von Blazenko Lackovic und dem Abgang von Joachim Boldsen ein paar Probleme.“
Allerdings lief auch in Balingen die Vorbereitung nicht ganz wunschgemäß. Torwart Milos Slaby, der mit seinen unorthodoxen Reaktionen schon manchen Schützen verzweifeln ließ, fehlte einige Wochen wegen eines Leistenbruchs. Shooting-Star Martin Strobel kehrte von der Junioren-Weltmeisterschaft in Mazedonien erst zwei Tage vor dem Bundesliga-Auftakt mit Silber zurück. Und der Koreaner Cho-Chi-Hyo kämpfte zum Saisonstart mit Südkorea um die Olympia-Qualifikation.
Die ersten Spiele waren nicht schlecht, jedoch ohne zählbaren Erfolg. Eine knappe Niederlage gegen Magdeburg nach hartem Kampf und ein Achtungserfolg bei den Rhein-Neckar-Löwen machen aber Hoffung, dass die Schwaben wieder mit dem kleinsten Etat aller Bundesligisten im Handball-Oberhaus bestehen können. Minimaler Aufwand, maximaler Effekt – für Ökonomen ist die HBW Balingen-Weilstetten ein sehr interessanter Vertreter des Profi-Handballs.

Daten HBW Balingen-Weilstetten