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"Wir waren einfach nicht stark genug"

Richtig weh tat diese Niederlage nicht mehr. Den meisten Spielern der SG Flensburg-Handewitt nicht, und den Fans wohl auch nicht. Mit Milde empfing das Häuflein Schlachtenbummler in einem dunklen Hinterhof der SAP-Arena die Mannschaft, die mit 27:31 (10:16) zum dritten Mal in Folge bei den Rhein-Neckar Löwen verloren  hatte. Kurz aufflammender Missmut ("Man wird ja wohl Kritik äußern dürfen") wich schnell dem Gefühl der Erleichterung darüber, dass auch diese Saison nun bald überstanden ist.
Deutlich war zu sehen, dass die SG in Mannheim längst auf Reserve lief und sich gerade nur zu so viel Widerstand aufraffte, um nicht von den Löwen geschlachtet zu werden. "Die wollten mehr, wir waren als Mannschaft einfach nicht da", sagte Linksaußen Lars Christiansen, der einen schwarzen Tag erwischt hatte und unter anderem mit zwei Siebenmetern Henning Fritz gescheitert war.
Insgesamt 20 Bälle wehrte der RNL-Keeper ab, allein sechs in den ersten elf Minuten, in denen die Löwen vorentscheidend mit 7:1 davoneilten. "Ich habe Fritz seit langem nicht mehr so gut gesehen", stellte SG-Trainer Kent-Harry Andersson beeindruckt fest. Sportdirektor Anders Dahl-Nielsen hingegen vertrat die Auffassung, dass man es dem Ex-Kieler zu leicht gemacht hätte. "Man muss sich schon mehr konzentrieren, wenn man Fritz überwinden will." Den deutschen Nationaltorwart hatten Spiel und Resultat aber nicht in Hochstimmung versetzt. "Wenn einem die SG Flensburg-Handewitt diese Chance gibt, muss  man so eine Mannschaft auch mal mit zehn Toren nach Hause schicken", sagte Fritz und kritisierte, dass zu viele Bälle weggeworfen worden seien.
Auch sein Gegenüber Dan Beutler legte den Finger in die Wunde und machte deutlich, dass ihn die achte Vizemeisterschaft für die Flensburger keineswegs trösten kann. "Ich will Titel gewinnen, deswegen bin ich in Flensburg. Sonst könnte ich auch woanders spielen", sagte der Schwede und machte dann seinem Ärger darüber Luft, wieder so ein typisches SG-Spiel erlebt zu haben. "Die ersten zehn Minuten heute waren eine Katastrophe. Da war kein Respekt, keine Aggressivität. Das geht so nicht. Alle müssen die gleichen Ziele haben", meinte der  30-Jährige.
Dann wäre auch der Tabellenvierte zu stemmen gewesen. In den besseren Momenten der Flensburger war deren Plus an Spielkultur auszumachen. Was fehlte, war der unbedingte Drang, das größere Potenzial in einen Sieg umzusetzen. In der zweiten Halbzeit war die SG auf dem Weg zur Wende, beließ es aber bei der Andeutung: Wir könnten ja, wenn wir nur wollten. Zur Spielkunst sollte die Bereitschaft  kommen, an die Grenzen zu gehen. Sonst  bleibt nur die Feststellung von Anders Dahl-Nielsen: *Wir waren einfach nicht stark genug." Das gilt dann für die ganze seltsame Saison mit ihren grandiosen Siegen und peinlichen Abstürzen.