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28:32 - das Ende aller SG-Titelträume

Letzte Chance weggeworfen: Mit dem 28:32 (10:14) beim SC Magdeburg hat die SG Flensburg-Handewitt dem ewigen Rivalen THW Kiel die deutsche Handball-Meisterschaft auf dem Silbertablett serviert. Die Flensburger bleiben damit im dritten Jahr in Folge ohne Titelgewinn.
Nur weg. Als die Schiedsrichter Dang/Zacharias unter dem Ohren betäubenden Jubel der 6008 Fans das 32:28 (14:10) des SC Magdeburg mit dem Schlusspfiff amtlich machten, flüchteten die Spieler der SG Flensburg-Handewitt bis auf Lars Christiansen in die Kabine. Sie wollten mit sich und ihrem Frust, die letzte Chance im Titelduell mit dem THW Kiel vertan zu haben, einfach nur allein sein. "Das war's", meinte ein ebenso deprimierter SG-Geschäftsführer Fynn Holpert mit blasser Miene. Die letzten vier Minuten der SG-Schmach in der Bördelandhalle hatte er nicht mit ansehen können. Holpert hatte sich in den Kabinengang verzogen. Ihm genügte die Geräuschkulisse, um zu wissen, was draußen auf dem Parkett abging.
Bis zur 56. Minute hatten die Flensburger noch hoffen dürfen, ihre Erfolgsserie in Magdeburg (keine Niederlage mehr seit 2004) fortsetzen zu können, obwohl sie schon mit 10:14 zur Pause  und 11:16 nach 32 Minuten zurück gelegen hatten. Blazenko Lackovic hatte mit seinem vierten Treffer gerade den 26:27-Anschlusstreffer erzielt. Doch dann folgte der große Auftritt des Yves Grafenhorst. Mit drei Toren in Folge zum 30:26 (57.) beerdigte der Magdeburger Linksaußen alle Titelträume der Gäste.
"Die Meisterschaft ist weg", meinte ein enttäuschter Kent-Harry Andersson. Der SG-Trainer hatte alles versucht, um seine Mannschaft in der "Bördelandhölle" auf Kurs zu halten. Doch wieder einmal war es seinen Schützlingen in einem wichtigen Spiel nicht gelungen, 100 Prozent Leistung abzurufen. Gekämpft hatten die Flensburger - besonders nach der Pause. Aber spielerisch fanden sie kein Mittel, um die kompakte Magdeburger 6:0-Deckung auseinander zu nehmen. "Wir haben kaum Tore aus dem Rückraum gemacht, und der Kreis war ganz weg", musste Andersson feststellen.
Damit waren die Knackpunkte im Flensburger Angriffsspiel auch schon ausgemacht. Marcin Lijewski bekam gegen Damien Kabengele kaum einen Stich, erzielte lediglich zwei Tore. Blazenko Lackovic auf der anderen Seite erging es nicht viel besser. Für seine vier Treffer benötigte der Kroate zehn Versuche. Und am Kreis wurde Michael Knudsen von Steffen Stiebler und Bartosz Jurecki total abgemeldet. Sogar Linksaußen Lars Christiansen zeigte ungewohnte Schwächen im Abschluss. Fünf Fehlwürfe standen unter dem Strich gegen den überragenden Silvio Heinevetter im SCM-Tor. Und über Rechtsaußen kam von Torge Johannsen auch nichts, nachdem Alexander Petersson bereits nach sechs Minuten mit einer Fußverletzung ausgeschieden war. "Wenn du deine Chancen nicht nutzt, bekommst du in so einem Spiel Probleme", meinte Fynn Holpert zu den Konzentrationsschwächen im Abschluss.
"Wir haben heute zu viel verworfen", sagte ein frustrierter Kasper Nielsen. "Aber den Titel haben wir nicht in Magdeburg verloren." Lars Christiansen pflichtete seinem dänischen Nationalmannschaftskollegen bei: "Wir haben einfach zu viele Punkte in den vermeintlich leichten Partien abgegeben." Als da wären das Unentschieden in Essen, die Auswärtsniederlage in Göppingen und das 30:30 gegen die Süddeutschen in eigener Halle vor wenigen Wochen. Gegen schwächere Gegner hatte die SG bisweilen die nötige Konzentration vermissen lassen, um Pflichtpunkte einzufahren.
Zum dritten Mal in Folge wird die SG eine Saison ohne Titelgewinn beenden und zum achten Mal als Vizemeister. Selbst bei einer Niederlage bei den Rhein-Neckar-Löwen kann der HSV Hamburg die Flensburger auf Grund der schlechteren Tordifferenz (167:215) nicht mehr verdrängen. Somit gilt die Konzentration der SG-Verantwortlichen voll und ganz der neuen Saison. Am Freitag waren Fynn Holpert, Sportdirektor Anders Dahl-Nielsen und Präsident Frerich Eilts nach Madrid geflogen, um mit Valladolid Gespräche über einen Wechsel von Alen Muratovic an die Förde zu führen. Denn es ist davon auszugehen, dass Blazenko Lackovic in der neuen Saison wie Marcin Lijewski das Trikot des HSV Hamburg tragen wird. Die Flensburger hatten jedoch keinen Erfolg. "Es gestaltet sich schwierig", meinte Holpert. Der Sportdirektor gab sich da schon etwas optimistischer. "Wir werden unseren Anhängern auch zur neuen Saison eine starke Mannschaft präsentieren."