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Der langersehnte Big-Point

Die SG Flensburg-Handewitt hat ein deutliches Signal an die Liga-Konkurrenten geschickt. Den ersten Härte-Test bestanden die Handballer von der Flensburger Förde nämlich mit bravour und schickten gleichzeitig den VfL Gummersbach beim 30:28 (17:11)-Sieg mit nun schon fünf Minuspunkten auf dem Konto ins Tal der Tränen.
Es war ein Big-Point, der den Flensburgern gestern Nachmittag in der Kölnarena vor knapp 8200 Zuschauern gelang. Denn der VfL Gummersbach mag noch nicht richtig in die Saison gefunden haben, ist jedoch mit starken Handballern wie Alexis Alvanos, Momir Ilic oder auch Roman Pungartnik besetzt.
Das schien der SG bewusst zu sein, denn so konzentriert, wie sich der Gast im ersten Durchgang präsentierte, verdient das Prädikat Weltklasse. Fast fehlerfrei entzauberten Knudsen und Co. den Vorjahresvierten und gaben überaus deutlich den Ton an. Ob in der kompakten Deckung oder im variablen Angriff - die SG spielte wie in einem Guss. Schon in der 12. Spielminute nötigten die Gäste, VfL-Trainer Alfred Gislason eine Auszeit zu nehmen.
Aber es half nichts. Der SG-Express rollte über den VfL hinweg und erteilte dem überforderten Gastgeber eine Lehrstunde in Sachen Tempo-Handball. "Wenn wir so spielen, wird es für jede Mannschaft schwer, uns zu schlagen", wusste auch SG-Linksaußen Lars Christiansen.
"Wir müssen aber dahin kommen, dass wir diese Leistung über die gesamten 60 Minuten zeigen. Das haben wir noch nicht geschafft", fand Andersson dennoch ein Haar in der Suppe.

Allerdings hätte sich die SG an diesem Haar fast verschluckt, denn nach der 17:11-Pausenführung schien die SG, das Spiel im Kopf schon gewonnen zu haben. Hinzu kam, dass die Gummersbacher nun mit mehr Engagement ins Spiel gingen. Lief zuvor bei der 6:0-Deckung des VfL nicht viel zusammen, so stand die 5:1-Formation besser und störte die SG empfindlich im Spielaufbau.
Schnell war der kompfortable Vorsprung verbraucht und der Gastgeber wieder im Spiel. Nun getragen von den Zuschauern war der VfL auf Augenhöhe mit der SG, die nicht mehr zu ihrem Spiel fand. Beim 25:25 (52.) konnte die Heimmanschaft ausgleichen und schien nun auf der Überholspur und hatte sogar die Möglichkeit zur Führung. Aber technische Fehler beim VfL verhinderten, dass das Spiel vollends kippte.
Hinzu kam, dass nun auch der für den ansonsten bärenstarken Dan Beutler im Tor stehende Dane Sian zupackte. "Das war sicherlich ein entscheidender Punkt, obwohl Beutler sehr stark gehalten hat. Aber da ging ein Ruck durch die Mannschaft. Da ist sie zurückgekommen und hat den größeren Siegeswillen gezeigt", so Andersson nach dem Spiel. »Das ist das neue Gesicht der Mannschaft, dass sie an sich glaubt und bis zum Ende fightet. Da ist mehr Teamgeist als im vergangenem Jahr".
So nutzte Nielsen einen weiteren technischen Fehler der Gummersbacher und traf eine Minute vor Schluss zum verdienten 30:28-Endstand. Trotz der vor allem in der ersten Halbzeit gezeigten Leistung, richtet Andersson den Blick nicht Richtung Kiel und HSV. "Kiel steht ganz oben, dann kommt der HSV und dahinter einige Mannschaften, unter anderem wir. Wir müssen mehr kämpfen und improviseiren, da uns ein Spieler wie Blazenko Lackovic fehlt. Hinzu kam, dass unsere rechte Seite ausfiel. Bei Kiel und Hamburg haben sie genug Alternativen auf der Bank. Allerdings hat meine Mannschaft heute gezeigt, was in ihr steckt", freute sich Andersson. Für ihn war es der erste Sieg überhaupt in Köln. "Man muss den Sieg als Überraschung ansehen. Damit war nicht zu rechnen. Das war wichtig für uns und eine kleine Standortbestimmung. Ich hoffe, die Mannschaft hat viel aus diesem Spiel gelernt. Wir müssen aber noch viel arbeiten", so der Schwede.
Für SG-Manager Fynn Holpert war es jedoch alles wie immer. "Ich hab hier noch nie verloren", hatte er noch vor dem Spiel gesagt. Umso mehr freute er sich nach dem Spiel über den Sieg. "Das war sensationell. Die Art und Weise wie die Mannschaft in der ersten Halbzeit gespielt hat, war fast perfekt. Zweite Halbzeit war die Mannschaft dann etwas orientierungslos, konnte sich dann aber wieder fangen und hat verdient den Sieg erkämpft." Somit behält die SG weiterhin ihre weiße Weste und sieht nun dem Duell gegen Balingen am Mittwoch entgegen.