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Dragos Oprea: Der Vater war der härteste Trainer

Er ist Deutscher, immerhin 15-facher Nationalspieler, aber seine rumänischen Wurzeln sind nicht zu übersehen. Sein offizieller Name ist Dragos-Nicolae Oprea, seine Konfession orthodox, sein Geburtsort Bukarest. Das Talent des Linksaußen, den alle nur „Dodo“ nennen, reifte aber hauptsächlich in Deutschland. Nachdem die Familie 1996 eingewandert war.
Vor allem das Training des Vaters Vasile Oprea hat ihn geprägt. Die ausgezeichnete Athletik kommt nicht von ungefähr. Seinen knallharten Wurf, seine enorme Sprungkraft – alles hat sich Dragos Oprea hart erarbeitet. „Ich habe überall trainiert, mich manchmal sogar im Wohnzimmer gequält“, sagt der Rechtshänder. „Ich wurde aber nie dazu gezwungen.“. Obwohl handballerisch vorbelastet, ließen die Eltern – Mutter Gina absolvierte 140 Länderspiele für Rumänien, Vater Vasile immerhin 80 – dem Filius bei der Wahl des Sports freie Wahl. Und der setzte vorerst auf Wasserball, Tennis, Schießen – und vor allem Fußball.
Erst als die Familie 1996 den Sprung nach Deutschland wagte, nahm Dragos Oprea bei der C-Jugend des TSB Heilbronn-Horkheim den Handball in die Hand. „Am Anfang hat es mir gar keinen Spaß gemacht“, erinnert er sich. „Das Training war viel intensiver als beim Fußball.“ Das Talent biss sich durch, setzte bald in der württembergischen Auswahl zum Sprungwurf an. Bereits 1999 holte Verbandstrainer Kurt Reusch Dragos Oprea zu seinem damaligen Verein FA Göppingen. Zunächst trainierte er mit dem Zweitligisten, dann sammelte der Linksaußen beim Oberligisten TSV Neuhausen/Filder Spielpraxis. „Dodo“ Oprea wurde behutsam aufgebaut.

Dragos Oprea.

Stets war Vater Vasile an seiner Seite. Bis zur Serie 2001/2. Beim Zweitligisten TSV Kornwestheim versuchte es der Filius allein – und hatte prompt Pech. Ein Wadenbeinbruch warf ihn zurück, er machte Bekanntschaft mit der Ersatzbank. Ausgerechnet in dieser Situation feierte Dragos Oprea sein Debüt in der Bundesliga, FA Göppingen machte von seinem Zweitspielrecht gebraucht. Der Nachwuchsmann nutzte seine Chance.
Obwohl der 1,90 Meter große Jungspund noch seine Ausbildung zum Kfz-Techniker absolvierte, ging die Entwicklung rasend schnell. A-Jugend-Nationalmannschaft, Junioren-Auswahl, im Januar 2002 im B-Team des DHB und schließlich das Debüt bei Heiner Brand im November 2002. Beim 29:24 gegen Österreich erzielte Dragos Oprea drei Tore. „Ich habe hart an meiner Wurfvariabilität gearbeitet“, spürte der Newcomer seine fast täglichen Fortschritte. „Meine Torquote hat sich enorm verbessert.“
Doch der Komet geriet nach einem furiosen Jahr in eine Warteschleife. Die Meinung einiger Experten, Dragos Oprea würde sehr bald zu einem der besten Spieler der Welt gehören, bestätigte sich nicht. Die Karriere-Entwicklung stagnierte nicht nur. Verletzungen, Formkrisen, oder Trainerwechsel sorgten auch für Rückschläge.
In dieser Saison ist Dragos Oprea aber wieder oben auf. Er ist der beste Schütze im grün-weißen Trikot. Im letzten Herbst verbuchte er Länderspiel-Einsatz Nummer 15. Ausgerechnet gegen sein Geburtsland Rumänien markierte er drei Treffer. Viel wichtiger als dieses statistische Detail war dem nun 26-Jährigen aber die Erkenntnis, dass seine Person in den Planungen von Heiner Brand wieder eine Rolle spielt. Vielleicht klappt es irgendwann ja doch noch mit einer Teilnahme an einem Großturnier.