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Kjetil Strand: Ein vier Jahre altes „Handball-Märchen“

Es klang wie ein Weihnachtsmärchen: Im Dezember 2003 landete Kjetil Strand auf dem Flugplatz Schäferhaus, um am Ersten Weihnachtstag mit der SG Flensburg-Handewitt erstmals zu trainieren. Das Gefährt war allerdings nicht der Schlitten des Weihnachtsmanns, sondern ein kleines Sportflugzeug, an dessen Bord sich auch Freundin Lene befand. Am Zweiten Weihnachtstag markierte Kjetil Strand seine ersten drei Treffer, und ähnlich turbulent ging es weiter. So manche Sektfontäne schoss. „Deutscher Meister, Pokalsieger und Finale in der Champions League – das alles in nur fünf Monaten“, erinnert sich der 28-jährige Norweger gerne an seine Zeit in Flensburg zurück.
Nach 19 Spielen, in denen Kjetil Strand 33 Treffer markierte, war das „Handball-Märchen“ zu Ende. Die SG baute für die kommende Saison auf Blazenko Lackovic sowie die Spielmacher Glenn Solberg, Christian Berge und Joachim Boldsen. Aufgrund des Überangebots im Rückraum wechselte der Skandinavier in die dänische Liga. Zwei Jahre Bjerringbro, ein Jahr Aalborg – sportlich lief alles etwas ruhiger. „In Dänemark kommen weniger Zuschauer, es sind nur 26 statt 34 Erstliga-Spiele zu absolvieren, und es gibt auch weniger Top-Teams“, stellte Kjetil Strand bald fest. Die Bundesliga reizte.

Kjetil Strand (rechts) war mit der SG 2004 Deutscher Meister.

So musste Aufsteiger Füchse Berlin keine lange Überzeugungsarbeit leisten. Ebenso überzeugt waren Manager Bob Hanning und Trainer Jörn-Uwe Lommel von ihrem Neuzugang. Die Vita sprach für sich. Die Handball-Karriere von Kjetil Strand hatte im Alter von zehn Jahren beim kleinen Klub Sunde IL (in Stavanger) begonnen. Er hörte ab Lebensjahr 15 zu den „Kometen“ im norwegischen Handball. Bereits mit 17 spielte er für Stavanger IF in der ersten norwegischen Liga. Nur zwei Spielzeiten später folgte das erste Länderspiel. Seine Fähigkeiten auf allen drei Rückraum-Positionen machten Kjetil Strand in der Serie 2002/3 nicht nur zum Top-Torjäger (281 Treffer in 25 Spielen!!) und zu Norwegens „Handballer des Jahres 2003“, sondern auch zu einem sehr gefragten Mann. Der TBV Lemgo biss sich damals die Zähne aus, die SG griff zu.
In Berlin wohnt Kjetil Strand nun im Stadtteil Charlottenburg – zusammen mit Lebensgefährtin Lene und seinem drei Monate alten Sohn. „In Berlin gibt es fast alles“, ist der Handballer sichtlich zufrieden. „Nur die Natur Norwegens vermisse ich etwas.“ Dafür ist es zum Training und Spielstätte nicht weit, zumal sich seine Mobilität erleichtert hat. Kjetil Strand hat in Dänemark den Führerschein gemacht. Auch sportlich läuft es inzwischen nach Plan. Gerade der Sieg im „Ost-Derby“ gegen Magdeburg brachte Aufwind. „Nach der Verpflichtung von drei Rückraum-Akteuren haben wir nun auf jeder Position einen guten Wettbewerb“, berichtet Kjetil Strand. „Am Anfang der Saison hatten wir aufgrund einiger Verletzungen noch eine ganz andere Situation.“
Viele Kontakte nach Flensburg bestehen nicht mehr. Natürlich trifft er Johnny Jensen in der norwegischen Nationalmannschaft. Und die dänischen Akteure trifft man besonders häufig im Rahmen von Länderspielen. Auf ein Wiedersehen ist Kjetil Strand besonders gespannt – auf das mit den „sehr guten Fans“. Keine Frage: Der Norweger möchte sich in der Campushalle unbedingt von seiner besten Seite zeigen.