Stripes
Stripes
Archiv

Gegen die Füchse reichte die halbe Kraft

Nach 55 Minuten hatten viele genug gesehen. Zahlreiche Zuschauer verließen die Campushalle vorzeitig - nach einem enttäuschenden Handballabend. Zwar hatte die SG Flensburg-Handewitt gegen die Füchse Berlin mit 31:23 (14:11) gewonnen und damit ihre Chancen im Titelduell mit dem THW Kiel in der Handball-Bundesliga gewahrt. Die Vorstellung der Gastgeber war jedoch alles andere als berauschend gewesen. "Es war kein gutes Spiel von uns", meinte auch Spielmacher Thomas Mogensen. "Aber solange wir jedes Mal die Punkte kriegen, ist es egal, ob wir gut oder schlecht spielen."
Dass den Flensburgern eine mäßige Leistung genügte, um Spiel und Gegner jederzeit zu kontrollieren, kann man ihnen nach den anstrengenden "englischen Wochen" in Champions League und Bundesliga nicht zum Vorwurf machen. Dass zu keinem Zeitpunkt Spannung aufkommen wollte, nicht einmal, als die SG die Gäste nach einer 7:2-Führung wieder auf 8:7 heran kommen ließ, lag vor allem an den Füchsen. Der zuletzt so hochgelobte Aufsteiger war einfach zu schwach, um die Flensburger ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Das musste selbst Trainer Jörn-Uwe Lommel eingestehen: "Von der Spielweise meiner Mannschaft bin ich enttäuscht. Obwohl uns die SG den Gefallen getan hat, uns bis zur Pause noch einmal herankommen zu lassen, sind wir nach der Halbzeit weggebrochen."

Aus einer 14:11-Führung für die SG wurde innerhalb von nur neun Minuten ein 22:13. Danach brachten die Gastgeber die Partie mit halber Kraft über die Runden. Trainer Kent-Harry Andersson, der munter durchgewechselt hatte, so dass sich bis auf Kasper Nielsen alle Feldspieler in die Torschützenliste eintragen konnten, warb um Verständnis für den leidenschaftslosen Auftritt: "Es ist schwer, bei zwei Spielen pro Woche immer auf hohem Niveau zu spielen."
Ohne  große Anstrengungen hätten die Flensburger weitaus höher gewinnen können. "Wir hätten schon zur Pause mit zehn Toren führen müssen", meinte Kreisläufer Johnny Jensen. "Wir wollten  etwas zeigen, aber wir haben in der ersten Halbzeit schon 100000 freie Bälle verschossen", ärgerte sich Marcin Lijewski. Dennoch sah der Pole auch Positives. "Wir haben gute Leute auf der Bank, die heute viele Spielanteile bekommen haben." Besonders freute sich der Linkshänder für seinen "Stellvertreter" Einar Holmgeirsson. "Er ist heute gut ins Spiel gekommen und hat gezeigt, dass er nicht so schlecht ist wie viele denken."

Lackovic: "So ist das Leben"

Wer am Mittwoch in die Campushalle gekommen war, um einen Eklat zu erleben, wurde enttäuscht. Zwar verteilten die "Ultras" vor dem Anpfiff Handzettel, auf denen sie ihren Ärger Luft machten ("Er ist nur einer von vielen, die wir in Flensburg haben kommen und gehen sehen... Das Verhalten eines Lackovic ist es nicht wert, ihn auszupfeifen."), und auch der Empfang für den Kroaten fiel kühl aus.

Vier Tage lang hatte sich der 27-jährige zu den Vorgängen in Hamburg in der Öffentlichkeit nicht geäußert. Nach dem Füchse-Spiel stand er Rede und Antwort. "Es ist dumm gelaufen", gestand Lackovic. Dass er im Sommer 2009 gehen würde, habe er der SG bereits im Dezember mitgeteilt. Der Zeitpunkt, den der HSV-Boss wählte, um mit Holpert zu sprechen, war für den Kroaten nicht nachvollziehbar. "Wenn Herr Rudolph zwei oder drei Tage später Fynn Holpert informiert hätte, hätte es nicht so eine Aufregung gegeben." Dass Vereine Spieler und Spieler den Verein wechseln, sei doch normal. "So ist das Leben. Es ist meine Entscheidung", unterstrich Lackovic und fügte hinzu: "Es ist wieder alles klar mit der SG, mit Fynn Holpert, der Mannschaft und den Fans. Ich werde alles geben, solange ich in Flensburg spiele."
Das glaubt auch Marcin Lijewski, um dessen Transfer im Sommer zum HSV es nie Aufregung gegeben hatte. "Vielleicht, weil ich von Anfang an mit offenen Karten gespielt habe", meinte der Pole. Auch er sei unsicher gewesen, wie die Campushalle Lackovic empfangen würde. Doch die Fans hätten sich fair verhalten. "Sie hätten auch kein Recht gehabt, Blazenko auszupfeifen", meinte Lijewski, "wenn man bedenkt, was er in den letzten vier Jahren geleistet hat." Im vergangenen Jahr nach der WM habe er "praktisch ohne Knie" noch bis zum Finale der Champions League gespielt und sich erst dann operieren lassen. "Man muss seine Entscheidung akzeptieren - auch die Zuschauer, denn sie kennen sich nicht aus in diesem Geschäft wie wir Spieler", findet Lijewski.