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Nicht zu irritieren

Erleichterte Sieger und Verlierer, die "nicht unzufrieden" waren, wie Lemgos Trainer Markus Baur sagte: In der Lipperlandhalle herrschte am Mittwoch nach dem 28:24-Erfolg der SG Flensburg-Handewitt eine entspannte Atmosphäre.
Die Gäste hatten ihre Chance im Duell mit dem Bundesliga-Spitzenreiter THW Kiel gewahrt, die Heimmannschaft hatte tapfer gekämpft, bevor sie sich ins Unvermeidliche fügte."Wir konnten nicht jede Position über 60 Minuten optimal besetzen", sagte Lemgos ehemaliger Welthandballer Daniel Stephan. "Im Angriff fehlte uns die Durchschlagskraft." Für solche sorgte auf der anderen Seite Ljubomir Vranjes. Der Spielmacher der SG sprühte vor Eifer: "Es gibt nur noch die Meisterschaft. Wir mussten gewinnen." Trainer Kent-Harry Andersson hatte ihn am Sonntag wegen Rückenbeschwerden in der Champions League gegen Portland San Antonio geschont und in Lemgo mit einer Mission betraut: "Heute brauche ich 100 Prozent von dir."
Vranjes gehorchte. Lemgos offensive 3:3-Abwehr zerlegte er zusammen mit Kreisläufer Michael Knudsen, auch gegen die später defensivere Formation lenkte er den SG-Angriff geschickt. Der oft kritisierte Regisseur war Held des Tages. "Vranjes hat überragend gespielt", fand Manager Fynn Holpert, und Trainer Andersson schwärmte: "Er hat die Ruhe reingebracht, die wir brauchten. Und er hat aus elf Metern geschossen - Bumm! Das habe ich noch nie gesehen." Auch Baur meinte: "Ausschlaggebend war, dass Flensburg nie den Kopf verloren und immer ruhig aufgebaut hat."
Nichts konnte die SG diesmal irritieren. Auch nicht, dass Dan Beutler eine seltsame Zeitstrafe ereilte. Lars Kaufmann, eher der Kraft- denn der Kunst-Sparte zuzuordnen, hatte dem SG-Keeper den Ball beim Konter an den Kopf geknallt. Beutler zeigte Kaufmann spontan "den Vogel". Da die Unparteiischen Uwe Prang und Uwe Reichl die Pflege der Etikette offenbar über den Schutz der Gesundheit stellen, musste der Torwart auf die Strafbank. "Es war das erste Mal in meinem Leben. Ich hatte vorher auch noch nie eine gelbe Karte gesehen", staunte Beutler.
Anders Eggert durfte 60 Minuten gegen den Frust anspielen, in Lars Christiansen ein äußerst lebendiges Denkmal vor der Nase zu haben. "Das hat Spaß gemacht", sagte der 25-Jährige, der mit dem Wunsch, den Verein zumindest zeitweise zu wechseln, für Unruhe gesorgt hatte. Jetzt habe er gegen Hamburg und Lemgo endlich "wichtige" Spiele in der Startsieben bestritten. "Vorher hatte ich das Gefühl, dass man mich nicht so richtig braucht und ich nur für die leichten Spiele da war", so Eggert. Und wenn es so sei, dass man mit nur einem Linksaußen auskomme, wäre es für den Verein doch besser, dafür jemanden zu haben, der sich als reiner Ersatzmann wohlfühle. Trainer Andersson erklärte, er habe keineswegs auf Eggerts Klagen reagiert. "Das wäre Lars gegenüber unfair gewesen. Ich will mein Spielermaterial ausnutzen und am liebsten beide behalten. Aber ich entscheide, und das muss auch Anders Eggert akzeptieren", sagte der SG-Coach.
Rätsel um Lasse Boesen: Lemgo hofft, den Leihvertrag mit dem dänischen Halblinken doch verlängern zu können. Uns sagte er, mit der SG habe es bisher nur lose Gespräche geben, was sich mit der Aussage von Fynn Holpert deckt, in der nächste Woche solle es Verhandlungen geben. Das Boulevardblatt "B.T." hingegen meldet den Boesen-Transfer zur SG als so gut wie perfekt. Da muss man wohl abwarten.