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Andersson: "Heute hätten wir jeden geschlagen"

Aufatmen bei den Verantwortlichen und den Fans: Die SG Flensburg-Handewitt ist wieder da. Nach drei Niederlagen in Folge schickte das Team von Kent-Harry Andersson den HSV Hamburg mit einer 39:28-Klatsche nach Hause.
Die ersten stehenden Ovationen bereits kurz nach der Pause beim 25:16 und die erste "Welle" nach rund 44 Minuten beim 35:20 - die SG Flensburg-Handewitt versetzte ihre Anhänger am Mittwoch Abend in Verzückung. Im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga demontierte das Team von Kent-Harry Andersson den HSV Hamburg mit 39:28 (22:13) und meldete sich nach drei Niederlagen in Folge eindrucksvoll zurück. Die Kommentare der Fans reichten von "unfassbar" bis "Wahnsinn", und selbst der sonst eher zurückhaltende Trainer geriet ins Schwelgen: "Heute hätten wir jeden geschlagen."
Trotz der Nackenschläge in Kiel und Zagreb hatte der 58-jährige Schwede fest an seine Mannschaft geglaubt. "Wir haben da schon sehr gut gespielt", hatte Andersson im Vorfeld betont. Er sollte Recht behalten. Von Verunsicherung oder gar Angst vor den Hamburgern, gegen die es vor zweieinhalb Wochen in der Champions League nach einer 30:24-Führung nur zu einem 33:33 gereicht hatte, war bei der SG nichts zu spüren. Hochmotiviert und konzentriert gingen die Flensburger von Beginn an zur Sache und stellten nach ausgeglichenen ersten elf Minuten (6:6) schnell die Weichen auf Sieg. Dank einer Super-Abwehr und eines bärenstarken Dan Beutler im Tor, der das Duell mit Nationaltorhüter Jogi Bitter klar zu seinen Gunsten entschied. "Wir haben den HSV nicht ins Spiel gelassen", analysierte Mannschaftskapitän Ljubomir Vranjes, "und der hat schnell gespürt, dass er diesmal keine Chance hat."

Alexander Petersson

Über 12:6 zog eine unwiderstehliche SG bis kurz vor der Pause auf 20:10 davon, obwohl Marcin Lijewski (Rückenprobleme) und Kreisläufer Johnny Jensen (erneute Knieverletzung) zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Bank saßen. Dort hatte auch HSV-Trainer Martin Schwalb, der sonst stets in der Wechselzone auf und ab läuft und sein Team dirigiert, Platz genommen. Ihm war ebenfalls klar, dass ohne die angeschlagenen Weltmeister Pascal Hens und Torsten Jansen gegen eine wie entfesselt aufspielende SG an diesem Abend kein Blumentopf zu gewinnen war. "Der Sieg war hochverdient. Wenn man keine Tore wirft, dann wird es problematisch", meinte ein kurz angebundener HSV-Coach. Ihm war deutlich anzumerken, dass er an der Art und Weise zu knabbern hatte, wie seine Mannschaft sich fast ohne Widerstand nach der Pause hatte abschießen lassen. Auf das Thema Meisterschaftskampf angesprochen, meinte der 44-Jährige dann auch: "Nach so einer Leistung sollte man vorsichtig sein, das Wort deutsche Meisterschaft in den Mund zu nehmen."
Die Flensburger dagegen bleiben nach diesem Erfolg auf Tuchfühlung zu Spitzenreiter THW Kiel. "Es ist weiter alles möglich", jubelte Sportdirektor Anders Dahl-Nielsen. "Wir können es schaffen, Meister zu werden", meinte Linksaußen Anders Eggert, der nach zuletzt schwachen Leistungen endlich wieder eine starke Darbietung zeigte. "Das Spiel war einfach toll, und wenn die ganze Mannschaft gut spielt, spielt man eben auch gut."
Mit dem Erfolg über den HSV ist der Optimismus in die Fördestadt zurück gekehrt. Selbst das Ziel Halbfinale Champions League hat die SG noch nicht aus den Augen verloren. "Wenn alle ihre Heimspiele gewinnen, haben wir in Hamburg ein Endspiel um das Halbfinale", rechnete Co-Trainer Jan Paulsen vor.
Doch so einfach wie am Mittwoch wird es am 8. März für die Flensburger in der Color Line Arena nicht werden. "Wir sehen uns", meinte Martin Schwalb vieldeutig.