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Dimitri Torgowanow: Die Vorliebe für sehr gute Trainer

„Ich trainiere nur bei sehr guten Trainern“, betont Dimitri Torgowanow. Damit meint der Neuzugang des HSV Hamburg nicht nur seinen aktuellen Coach Martin Schwalb, sondern auch seinen letzten Übungsleiter bei den Rhein-Neckar-Löwen, Juri Chevtzov. Dass er diese beiden Trainer für „sehr gut“ hält, beweist ein Blick in seine Biographie. Nicht nur mit Juri Chevtzov (auch Essen), sondern auch mit Martin Schwalb hat er in zwei verschiedenen Klubs zusammengearbeitet. Als Dimitri Torgowanow von 1996 bis 1999 für die SG Wallau-Massenheim spielte, war dort niemand anderes als Martin Schwalb sein Coach.
Von ihm erhielt der 1,99 Meter große Kreisläufer übrigens auch seinen Spitznamen „Pino“. Martin Schwalb fühlte sich beim Bewegungsablauf von Dimitri Torgowanow an die Holzpuppe „Pinocchio“ erinnert. Der 219-fache russische Nationalspieler hat diese Bezeichnung längst akzeptiert. Nun freut es den Routinier, dass er in den Planungen von Martin Schwalb wieder eine so große Rolle spielt. Dimitri Torgowanow gilt als Garant für das 6:0-System, das wie die schon lange praktizierte 3:3-Deckung die Gegner am Torwurf hindern soll. „Ein Spitzenteam braucht mindestens zwei Defensiv-Varianten“, erklärt Martin Schwalb im Brustton der Überzeugung. „Der THW Kiel praktiziert neben der 6:0- ja auch eine 5:1-Abwehr.“

Dimitri Torgowanow arbeitet gerne mit „sehr guten Trainern“ zusammen.

Eine Begegnung mit Dimitri Torgowanow kann schmerzhaft sein. Generationen von Spitzenhandballern haben diese Erfahrung gemacht, wenn ihnen der Kreisläufer im Zweikampf seinen wuchtigen Zwei-Meter-Körper entgegengeworfen hat. Als Kreisläufer ist die Schmerzgrenze sein Revier. Manchmal geht er auch darüber hinaus. Vor knapp drei Jahren kugelte er sich im EHF-Cup-Finale die Schulter aus. Er spielte weiter – „aber nur im Angriff“, sagt er, ansonsten spricht er ungern über Verletzungen. Am Ende gewann er mit TUSEM Essen den Europapokal. Er ist, neben der russischen Meisterschaft, sein einziger großer Vereinstitel.
In Hamburg haben sich der Russe und seine Familie gut eingelebt. Mit der Integration ins neue Team gab es keine Probleme. „Die meisten Spieler kannte ich ja schon vorher“, schmunzelt Dimitri Torgowanow. In der neuen Stadt genießt er ihre Zentralität – Color-Line-Arena, die neue HSV-Trainingshalle und die HSV-Geschäftsstelle sind nur 15 Autominuten entfernt – wie auch ihre Urbanität. Und vor allem den maritimen Flair der Hansestadt. Erstmals in Deutschland sieht Dimitri Torgowanow Parallelen zu seiner Heimat, zu St. Petersburg, der großen, russischen Ostseemetropole. „Hamburg ist eine der schönsten Städte in Deutschland.“
An der Elbe gedeihen nun die letzten sportlichen Träume eines Handballers, der noch mindestens zwei Jahre spielen und dann seiner Leidenschaft in anderer Form erhalten bleiben möchte. Mit 35 Jahren feierte Dimitri Torgowanow endlich sein Debüt in der Champions League. Das Halbfinale ist möglich. Auch die Olympischen Spiele in Peking sind noch nicht ganz abgehakt. Dimitri Torgowanow nahm schon drei Mal am größten Sportereignis der Welt teil, kehrte 2000 sogar mit Gold aus Sydney zurück. „Ich möchte in Peking für Russland spielen und dann meine Länderspiel-Karriere beenden.“