Stripes
Stripes
Archiv

THW gewinnt Herzschlag-Finale

Jubel in schwarz-weiß: Der THW Kiel hat gestern Abend durch ein dramatisches 30:28 (15:14) gegen den Nordrivalen SG Flensburg-Handewitt die Tabellenführung in der Handball-Bundesliga untermauert und besitzt nun wieder die besseren Karten im Rennen um die Meisterschaft.
Welch ein Nervenkitzel, welch eine Dramatik! Das 59. Landesderby zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt wurde - wie es sich für ein Bundesliga-Topspiel gehört - erst in den letzten Sekunden entschieden. Beim Stande von 29:28 bekam SG-Rechtsaußen Torge Johannsen den Ball in aussichtsreicher Position nicht richtig zu fassen. Der überragende Nikola Karabatic schnappte sich das Leder und warf es ins verwaiste Flensburger Tor zum 30:28-Endstand ein. Die Halle stand Kopf - Kiel jubelte, Flensburg trauerte.
"Heute haben nur Kleinigkeiten entschieden", meinte THW-Kapitän Stefan Lövgren tief durchatmend, während SG-Rückraumspieler Blazenko Lackovic niedergeschlagen stammelte: "Ich bin supertraurig. Wir haben hier eine riesige Chance vergeben. Schade, hier war heute viel mehr drin, aber wir haben einfach zu viele Fehler gemacht."

Lars Christiansen traf zum 27:27.

Zum Spiel: Die 10 250 Zuschauer erlebten eine Anfangsviertelstunde, die hochklassigen Handballsport bot. Hohes Tempo, spektakuläre Spielzüge und Tore en masse - beide Teams schalteten vom ersten direkt in den vierten Gang. Die SG, die zunächst ein ganz anderes Gesicht als noch am Wochenende in der Champions League in Pamplona zeigte, legte auf 5:3 (6.) vor, der THW konterte zum 7:6 (13.). Danach folgten zehn Minuten, die von großer Nervosität, vielen "Fahrkarten" und ständigen Führungswechsel geprägt war. Keine Mannschaft schaffte es, den Turbo zu zünden und dem Gegner einen ersten "Kopftreffer" zu verpassen.
Die SG musste dann kurz vor der Pause eine bittere Pille schlucken: Statt in eigener Überzahl und Ballbesitz die 14:13-Führung auszubauen, leistete sie sich zwei haarsträubende Fehler, kassierte zwei Gegentreffer und verlor zu allem Überfluss noch Marcin Lijewski, der sich nach einem Foul an der Mittellinie die dritte Zeitstrafe und somit die Rote Karte einhandelte.

Thomas Mogensen erzielte das 28:29.

Das sollte sich postwendend rächen. Angeführt von einem starken Thierry Omeyer im Tor und einem unwiderstehlichen Nikola Karabatic zündeten die "Zebras" beim Stande von 16:17 ein Feuerwerk und bogen unter dem Jubel ihren Fans mit sieben Toren in Folge auf die Siegerstraße ein. 23:17 nach 41 Minuten.
Die Entscheidung? Nein Stattdessen Duplizität der Ereignisse: Wie schon beim Champions-League-Spiel gegen Moskau leistete sich der THW, klar in Führung liegend, einen Blackout. Alle Maschinen stopp - plötzlich ging nichts mehr. Die Gäste witterten Morgenluft und hatten beim 27:27 (57.) wieder die Tabellenspitze in Sichtweite. Doch unter dem Strich machten die Gäste zu viele Fehler - wie auch im allerletzten Angriff.