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TUSEM Essen

„Die Rückkehr des Riesen“ oder so ähnlich titelten diverse Zeitungsberichte im Sommer. Der TUSEM aus Essen, der Klub von der zu Beginn des 20. Jahrhundert erbauten ersten deutschen Gartenstadt Margarethenhöhe, glänzt im Briefkopf mit einer schönen Historie. Drei Mal deutscher Meister (1986, 1987, 1989), drei Mal Pokalsieger (1988, 1991, 1992) und drei internationale Trophäen (1989, 1994 und 2005) versüßen die Vereinschronik. Der letzte Erfolg, der EHF-Pokal von 2005, um den sich viele Anekdoten ranken, war allerdings nur von kurzen Freudenfesten begleitet. Er fiel in die wohl dunkelste Epoche der Klubgeschichte.
Ein Sponsor, der eine sehr große finanzielle Unterstützung zugesagt hatte, hielt seine Zusage nicht ein. Mit einem Schlag klaffte ein riesiges Loch im Haushalt. Der TUSEM bekam keine Lizenz, musste die Bundesliga nach 26 Jahren nicht aus sportlichen, sondern aus finanziellen Gründen verlassen. Beim Neuanfang in der Drittklassigkeit fehlte das TUSEM-Urgestein und langjährige Mäzen Klaus Schorn. Dafür bewiesen Akteure wie Sergi Casanova, Mark Schmetz oder Evars Klesniks Charakter und begleiteten ihren Verein in die Drittklassigkeit. Auch Mark Dragunski entdeckte seine „alte Liebe“ wieder und kehrt aus Gummersbach zurück.
Niemand überraschte es, dass der TUSEM nur ein Jahr später die Zweite Liga erreichte. Nach einer Schwächephase und einigen Turbulenzen – Trainer Ion Bondar musste seinen Platz für Jens Pfänder räumen – blühten im letzten Mai wieder Bundesliga-Träume auf der Margarethenhöhe und im Sportpark „Am Hallo“. „Dieser Aufstieg ist aus meiner Sicht für den Verein noch wichtiger als der Europapokalsieg vor zwei Jahre“, frohlockte Rechtsaußen Mark Schmetz.
Routiniers (Torsten Friedrich, Andrej Siniak, David Katzirz) und Rohdiamanten (Vaclev Vrany, Aljoscha Schmidt, Gunnar Dietrich) verstärkten das Team. Wunderdinge – so viel war klar – konnte niemand von diesem Team erwarten. Dennoch startete der TUSEM furios. Im September glückten ein Sieg gegen die Rhein-Neckar-Löwen und ein Remis gegen die SG Flensburg-Handewitt. „Man hat gesehen, was mit Leidenschaft und Herz alles möglich ist“, freute sich Jens Pfänder. Doch dann folgte eine ermüdende Durstrecke, verstärkt durch Verletzungsproblemen bei den Spielmachern Andrej Siniak und Sergi Casanova. Die Abwehr funktionierte nicht. Kein Team kassierte mehr Gegentreffer als der TUSEM. Erst im Dezember brach ein überraschender Auswärtssieg in Melsungen den Bann.
Eine gewisse Unruhe ließ sich durch die ersten „Hoffnungsfunken“ allerdings nicht vertreiben. Manager Jens Wachowitz hatte zum Ende des Jahres gekündigt, Jens Pfänder geriet immer mehr in die Kritik. „Nach langer, ausführlicher Überlegung auch mit meiner Familie“, sagte der Diplom-Sportlehrer und Journalist überraschend, „habe ich mich entschieden, dass ich mich nach der Saison auf einem anderen Feld neu orientieren werde, was ich den Verantwortlichen und der Mannschaft auch bereits mitgeteilt habe.“ Der TUSEM handelte nach dieser Indiskretion, beurlaubte Jens Pfänder und präsentierte das Essener Urgestein Krzysztof Szargiej nur wenige Tage später als neuen Trainer. Zugleich soll Ex-Profi Stephan Krebietke neben den bisherigen Aufgaben auch den sportlichen Bereich betreuen. Horst Edelmeier kümmert sich um den Finanzbereich. Neue Strukturen sind geschaffen, auf der Margarethenhöhe glaubt man weiterhin an den Klassenerhalt.
 

Daten TUSEM Essen