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Wilhelmshavener HV

Jadebusen, Marinestandort, Tiefwasserhafen – Wilhelmshaven hat sehr viele maritime Seiten. Aber auch eine unter dem schützenden Hallendach. Seit 2002 gibt es Bundesliga-Handball in der 80000-Einwohner-Stadt. Doch das fünfjährige Jubiläum wurde nicht ausgiebig gefeiert. Im Gegenteil: Der Gürtel musste enger geschnallt werden. Trotz der häufig ausverkauften Nordfrost-Arena (2500 Zuschauer) reduzierte sich der um rund eine halbe Million auf 1,8 Millionen Euro. Spieler-Gehälter flossen erst mit Verspätung. „Wir mussten seit Monaten hinter unserem Geld herlaufen, und Versprechungen sind nicht eingehalten worden“, klagte Mannschaftskapitän Oliver Köhrmann.
Diese Missverständnisse sind inzwischen ausgeräumt, der Sanierungsplan steht und Trainer Michael Biegler durfte sich im „Sommerschluss-Verkauf“ noch über die Verpflichtung eines renommierten Linkshänders freuen: Milan Vucicevic, der schon in der letzten Serie Bundesliga-Erfahrung in Gummersbach und Wetzlar feierte. Entwarnung gab Michael Biegler aber nicht: „Der Spielplan ist wieder so gestrickt, dass wir die nötigen Punkte tunlichst schon in der Hinrunde sammeln müssen.“
Abstiegskampf sind die Handballer vom Jadebusen, die sich 1995 vom Stammverein PSV Wilhelmshaven abtrennten, gewohnt, seitdem sie im Juni 2002 – damals überraschend – die SG Solingen aus der Bundesliga „kegelten“. Stets gehörten die Niedersachsen zu den Klubs, denen die Experten eine schwere Saison vorhersagten. 2006 hätten sie fast „ins Gras beißen“ müssen, erst in letzter Sekunde der Relegation gegen Bayer Dormagen warf Jacek Bedzikowski das entscheidende Tor. Die Saison 2006/2007 verlief vergleichsweise ruhig, den elften Platz lief der WHV relativ früh an.
Jetzt werden die Niedersachsen aber wieder zu den Vereinen gezählt, die sich dem Existenzkampf widmen müssen. Der Transfer-Saldo fiel aufgrund der finanziellen Probleme negativ aus. Nur elf Feldspieler und drei Torhüter stehen im Aufgebot. Verletzungspech stellt eine große Gefahr dar. Zudem sind bis auf Milan Vucicevic keine erfahrenen Kräfte unter den „Neuen“. Linksaußen Michael Binder, Kreisläufer Dominik Kelm und Torwart Holger Eilts gelten als durchaus talentiert, doch in der Bundesliga müssen sie sich erst einmal bewähren.
Den Humor hat in Wilhelmshaven aber niemand verloren. Bei der traditionellen Mannschafts-Präsentation vor der Saison waren viele Akteure zum Scherzen aufgelegt. Keeper Adam Weiner, Vize-Weltmeister mit Polen, möchte sich bei den nächsten globalen Titelkämpfen um einen Rang verbessern. Der isländische Rechtsaußen verriet, dass sein neuer Mannschaftskamerad Michael Binder immer der schlimmste Gegenspieler gewesen sei. Als schönstes Hobby von Milan Vucicevic entpuppte sich Schlafen. Und der Brasilianer Renato Rui, gerade für Olympia 2008 qualifiziert, formulierte die Hoffnung, nach der WM auch in Peking das Eröffnungsspiel gegen Deutschland zu bestreiten.

Daten Wilhelmshavener HV