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Sergo Datukashvili: Ein „Handball-Globetrotter“

Es ist kein Zufall, dass der erste Bundesliga-Handballer aus Georgien das Werbeplakat für das Rückrunden-Ticket des TuS N-Lübbecke ziert. Neuzugang Sergo Datukashvili mauserte sich von der „Hallensprecher-Falle“ zu einer der Entdeckungen der bisherigen Saison. Als erster Akteur der Ostwestfalen durchbrach der 29-jährige Halblinke die 100-Tore-Marke. Im Spiel gegen die HSG Nordhorn netzte Sergo Datukashvili nicht weniger als 15 Mal ein. „Es war natürlich ein tolles Gefühl gegen Weltklasse-Keeper Peter Gentzel so oft zu treffen“, sagte der Goalgetter nach der 28:33-Niederlage. „Dennoch hätte ich lieber gewonnen.“
Den letzten Satz musste der Georgier in den letzten Monaten oft von sich geben. Wäre nicht der erbitterte Abstiegskampf an der westfälischen Tagesordnung, könnte er sehr zufrieden sein. Die eigenen Leistungen stimmen – und auch der neue Erfahrungsschatz in der Bundesliga. „Ich habe viel von der Welt gesehen, aber nie zuvor einen so intensiven und starken Handball“, betont Sergo Datukashvili. Und er ist seiner Karriere bislang wirklich viel herumgekommen.

Sergo Datukashvili

Dabei hatte der heutige georgische Nationalspieler in seiner Heimat zunächst mit Handball nicht viel am Hut. Aus „Familien-Tradition“ – sein Vater war mehrere Jahre Kapitän der Volleyball-Auswahl der georgischen Sowjetrepublik – entwickelte sich Sergo Datukashvili zu einem respektablen Volleyballspieler. Erst mit 16 Jahren griff er beim Hauptstadtklub Shevardeni GTU Tblissi (Tiflis) zum Handball. Sein erster Trainer hieß Sasa Damudze.
Mit 20 Jahren startete Sergo Datukashvili seine „Weltreise“. Seine erste Station war ein Probe-Training beim deutschen Zweitligisten CSG Erlangen. Dessen Trainer Juri Klimov arbeitete gern mit russischsprachigen Akteuren. In Deutschland blieb der Georgier aber ohne Spielpraxis, beteiligte sich bei Alpha Daca Beirut an einer asiatischen Meisterschaft, ehe die Talentspäher des ehemaligen serbischen Europapokalsiegers Metaloplastica Sabac auf den Georgier aufmerksam wurden. Auf dem Balkan blieb Sergo Datukashvili immerhin zwei Jahre, kann sich noch heute fließend mit vielen Spielern des TuS auf deren Landessprache unterhalten.
Italien (Rubiera) und Griechenland (Kilikis) waren die nächsten Stationen, auch auf der spanischen Atlantikinsel Teneriffa hatte der Georgier einen Vertrag unterschrieben. „Manchmal hatte man mir mehr versprochen, als man halten konnte“, erlebte Sergo Datukashvili auch manche Enttäuschung. Erst 2004 erwischte er einen seriösen Klub: den schwedischen Erstligisten IFK Ystad. Sergo Datukashvili heiratete und wurde Vater.
Seit Sommer lebt er allerdings allein im beschaulichen Lübbecke, liest gerne Krimis, übt für den deutschen Führerschein und verbringt mit seinen Mannschaftskollegen viel Zeit in der Gaststätte „Am Kamin“. In all den Jahren hat er seine Verbindungen in die georgische Heimat nicht abreißen lassen. Nach der letzten Saison war er für fast zwei Monate in Tblissi, traf sich auch mit anderen georgischen Handballern, die nun in Mazedonien, Rumänien oder der Ukraine ihr Geld verdienen. Wenn es geht, läuft Sergo Datukashvili auch für das georgische Nationalteam auf. Erst Ende Oktober half der Neu-Nettelstedter seine Nation vor eigenem Publikum zum Turniersieg um die „Challenge Trophy“. Im Januar bestreiten Sergo Datukashvili und Georgien gegen Luxemburg das Endspiel um die „Europameisterschaft der kleinen Handball-Nationen“.