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TuS N-Lübbecke

Es ist immer eine Stimmung zwischen Weihnachten und Beerdigung, wenn der TuS N-Lübbecke und GWD Minden um die Vorherrschaft im Kreis Minden buhlen. So wie vor elf Tagen, als die Szenen nach dem Schlusspfiff Bände sprachen. Der TuS und das Gros der 3300 Zuschauer bejubelten einen überraschend klaren 33:25-Erfolg, hievten den zehnfachen Torschützen Dusan Tomic in den Status des „Helden“, während die Mindener todtraurig am Boden lagen.
Trotz dieser Jubelarien steht der TuS N-Lübbecke wieder vor einer prekären Situation. Einmal mehr spukt das Abstiegsgespenst am Wiehengebirge, beim ehemaligen Europapokalsieger. „Bis Ende März haben wir uns aller Sorgen entledigt“, hatte Coach Velimir Kljaic im Sommer angekündigt. Doch mittlerweile sieht es wieder nach einer nervenaufreibenden Saison aus. So wie im Frühjahr, als sich der TuS erst im Schlussspurt auf den Relegationsplatz rettete und nur knapp gegen den Zweitligisten Bayer Dormagen behauptete.
Wegen der unsicheren Situation zwischen Erst- und Zweitklassigkeit begannen die Personalplanungen in Lübbecke erst spät. Ein großes Wechsel-Karussell, das sich um den serbischen Spielmacher Branko Kokir, eine der wenigen festen Größen, drehte. Neun Abgänge und neun Neuzugänge – am Ende war der Transfer-Saldo ausgeglichen. Schweden, Kroatien, Italien oder Frankreich – aus allen Richtungen trafen die Möbelwagen in Westfalen ein. Als die Wohnungen eingerichtet waren, erwiesen sich einige „Neu-Lübbecker“ als Glücksgriffe. Etwa der Georgier Sergio Datukashvili, den Velimir Kljaic nur von DVD kannte, der zuletzt auftrumpfende Linkshänder Dusan Tomic oder auch Torwart Nikola Blazicko.
Der kroatische Schlussmann war allerdings auch der große Pechvogel. Beim wichtigen Sieg gegen TUSEM Essen warf ihn ein Kreuzbandriss aus der Bahn. Operation und eine lange Pause! Dann brachen sich im Training Kreisläufer Oliver Tech den Mittelfuß und Rechtsaußen Thorir Olafsson das Schlüsselbein. Inzwischen hat der TuS auf der Position zwischen den Pfosten reagiert. Dennis Klockmann, in Melsungen mit seinen Spielanteilen nicht zufrieden, wechselte nach Westfalen. Weitere Verstärkungen erhofft man sich mit Unterstützung des Mäzen Paul Gauselmann.
Aber auch ohne weitere Spieler wird man beim Traditionsklub die Flinte nicht ins Korn werfen. „Die Mannschaft ist jung und ehrgeizig“, glaubt Team-Manager Zlatko Feric. „Die jetzige Mannschaft“, meint Uwe Kölling, seit 2000 in geschäftsführender Position, „verfügt über das, was dem Team der vergangenen Saison fehlte: Kampfgeist, Willen und der Glaube an sich selbst.“ Der aktuelle Derbysieg brachte indes nur eine kleine Korrektur bei den Prognosen. „Vor dem Anpfiff“, meinte Velimir Kljaic, „stand uns das Wasser bis zur Lippe, nun nur noch bis zum Hals.“


Daten TuS N-Lübbecke