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Rhein-Neckar-Löwen

Es war einmal ein kleiner Verein, der unter der Bezeichnung SG Kronau-Östringen die Bundesliga-Bühne betrat und 2005 in die riesige Mannheimer SAP-Arena umzog. Aus einem Versuch hat sich längst eines der ehrgeizigsten Handball-Projekte Deutschlands entwickelt. Im Sommer brüllte nicht nur Maskottchen „Conny“ gut, als sich der Klub in Rhein-Neckar-Löwen umbenannte, auch die Konkurrenz schrie ehrfürchtig auf: Mit einem Etat von 5,7 Millionen Euro und knapp 10000 Zuschauern in einer hochmodernen Arena gehören die Badener inzwischen zu den großen Namen der deutschen Eliteliga.
Hinter dieser neuen Handballblüte stehen Namen aus der Wirtschaft, die den Emporkömmling finanziell unterstützen. Etwa der SAP-Gründer Dietmar Hopp und der Hockenheimer Unternehmer Jürgen Harder. Auch ein Nordlicht ist hinter den Kulissen sehr engagiert. Thorsten Storm, bis Sommer Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt, übernahm er diesen Job bei den Rhein-Neckar-Löwen und ist bemüht, die Erwartungen etwas zu dämpfen. „Eine Spitzenmannschaft ist nicht innerhalb eines Sommers zu formen“, sagte er bei seinem Amtsantritt. Ein Platz unter den ersten Fünf sei das Ziel. Im Moment liegen die Rhein-Neckar-Löwen exakt auf diesem fünften Rang.
Die Erschütterungen auf dem Transfer-Markt, die die Badener auslösten, versprechen eine große Zukunft. Mit Torwartheld Henning Fritz, Kreisläufer Christian Schwarzer und Abwehrspezialist Oliver Roggisch wechselten gleich drei Weltmeister in den Süden. Mit dem jungen Aufbauspieler Michael Haas und dem ehemaligen SG-Kreisläufer spielten schon zwei amtierende Weltmeister im Löwen-Dress. Und auch Oleg Velyky, der im Januar seine Teilnahme am globalen Ereignis absagen musste, hätte mit seiner individuellen Klasse das Weltmeister-Prädikat verdient.
Neben den WM-Hochkarätern heuerte mit Sergej Harbok auch ein „Edelstein“ aus Osteuropa an. Und weitere Verpflichtungen sind bereits getätigt. Die polnischen Rückraumspieler Karol Bielecki und Grzegorz Tkaczyk kommen spätestens im Sommer, vielleicht aber früher aus Magdeburg. Auch ein großer Name aus dem letzten Jahrhundert wurde ins Konzept der Rhein-Neckar-Löwen integriert. Erhard Wunderlich, einer der Weltmeister von 1978, arbeitet fortan als „Scout“.
Trotz aller ehrgeizigen Pläne – bei der ehemaligen SG Kronau-Östringen geht es durchaus noch beschaulich zu. Wer nämlich den Alltag der Rhein-Neckar-Löwen erleben will, der passiert erst einmal eine nordbadische Kleinstadtidylle. Am Ortseingang des kleinen Städtchens wehen die Fahnen eines Supermarkts, dann folgen Kirche, Bäckerei, Volksbank und Metzgerei. Hinter dem Schulzentrum schließlich glitzert die Aluminium-Fassade eines großen kastenförmigen Gebäudes in der Sonne. Was aussieht, wie eine moderne Fabrikhalle, ist das neue Trainingszentrum der Rhein-Neckar Löwen, das vor knapp einem Jahr eingeweiht wurde.


Daten Rhein-Neckar-Löwen