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Dan Beutler, der Löwen-Dompteur

Als Rhein−Neckar Löwen betraten sie die Flensburger Campushalle. Als handzahme Kätzchen verließen sie die "Hölle Nord" wieder. Nach der 28:36 (13:16)−Niederlage gegen die SG Flensburg−Handewitt dürften die Mannheimer wohl ihre Hoffnungen auf einen der vorderen Plätze in der Handball−Bundesliga erstmal auf Eis gelegt haben, denn die Flensburger zeigten den Gästen deutlich, dass es mehr benötigt, als eine Ansammlung von Weltklasse−Spielern, um um die Spitze mitzuspielen.
So machte auch schnell der Begriff "starkes Kollektiv" die Runde. Denn das war es, war die SG an diesem Nachmittag auszeichnete: eine kollektiv starke Leistung. "Das hat Spaß gemacht", konnte Michael Knudsen berichten. "Man merkt der gesamten Mannschaft an, dass sie wieder Kraft und Lust hat. Der Dezember ist bis jetzt ein guter Monat", grinste der Däne.

Dan Beutler war in prächtiger Form.

Dass er Grund zum grinsen hatte, lag vor allem an einer anderen Person − Dan Beutler. Was der Schwede im Tor der Flensburger vor allem im zweiten Durchgang zeigte, verdiente das Prädikat "absolute Weltklasse". Ob die Mannheimer Neuzugänge Karol Bielecki und Grezgors Tkaczyk oder die anderen namhaften Löwen−Shooter wie Sergej Harbok, Sergiy Shelmenko, Oleg Velyky und Mariusz Jurasik − alle fanden ihren Meister in Dan Beutler. "Lief ganz gut", befand der Schwede auf der anschließenden Weihnachtsfeier der SG. Immer wieder musste er Hände schütteln und erzählen, wie es zu dieser starken Leistung kam. "Dafür bin ich ja nicht alleine verantwortlich. Da ich nur hinter einer konzentrierten Deckung gut aussehen kann, muss ich das Lob an meine Vorderleute weitergeben."
In der Tat hatte auch die Abwehr der Flensburger maßgeblichen Anteil am Erfolg, denn von Beginn an packten die Flensburger zu wie die "Kesselflicker". Das hatte zur Folge, dass Johnny Jensen bereits früh seine zweite Zeitstrafe kassierte. Dennoch war der Norweger routiniert genug, sich keine weitere einzufangen. Johnny Jensens Körpersprache war es auch, der man den Sieges−Willen am deutlichsten ansah. Einen Sprungwurf von Jurasik bekam der "Handballgott" mitten ins Gesicht. Jeder andere wäre sicher umgekippt. Jensen aber blieb stehen, feierte "seinen Block" lautstark und sorgte so dafür, dass seine Mannschaft nun richtig auf Betriebstemparatur kam.
Bis zur Pause konnten die Gäste zwar noch Schritt halten, aber während die Löwen überwiegend aus dem Rückraum versuchten, zum Erfolg zu kommen, zeigte der Tabellenführer ein starkes und vor allem variables Angriffsspiel. Angeführt von Thomas Mogensen, der den angeschlagenen Kapitän Ljubomir Vranjes hervorragend vertrat, zeigte vor allem Blazenko Lackovic, dass er nach seiner langen Knieverletzung wieder zur alten Stärke findet. "Blazenko Lackovic war in den letzten zwei Wochen richtig heiß im Training. Er ist im Moment bei einem Leistungsvermögen von 90 Prozent. Wenn er 100 Prozent erreichen sollte, ist er ein absoluter Weltklasse−Mann", lobte SG−Trainer Kent−Harry Andersson seinen wurfgewaltigen Kroaten.

Michael Knudsen traf fünf Mal

Und wie ging es dem ehemaligen SG−Manager Torsten Storm nach seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte? Nun, der Löwen−Manager musste sich im zweiten Durchgang hämische Gesänge der SG−Fans anhören. Lautstark skandierten sie "Siehst du, Torsten, so wird das gemacht". Der gebürtige Niebüller war allerdings nicht überrascht, ob der deutlichen Niederlage. "Es muss schon alles passen, wenn du in der Campushalle gewinnen willst. Wir mussten erkennen wie schwer es ist, bei dieser Stimmung, die in meinen Augen zu den besten der Liga gehört, einen Auswärtssieg zu landen", so das Statement des Löwen−Managers, der sich vor der Pressekonferenz aus Gewohnheit fast auf seinen alten Platz gesetzt hätte.
Somit steuert die SG nun Richtung Herbstmeisterschaft. Allerdings warnte der sportliche Leiter Anders Dahl Nielsen davor, das Spiel gegen Minden am kommenden Sonnabend auf die leichte Schulter zu nehmen. "Jetzt kommen die schwersten Spiele mit Minden, Nettelstedt und Wilhelmshaven. Derzeit schweben die Spieler fast wie Engel durch die Luft nach diesem tollem Sieg. Da müssen wir sie jetzt runterholen. Gegen Minden muss ein Arbeitssieg her", forderte der Däne.
Auf der anschließenden Weihnachtsfeier genoss man aber noch den Sieg gegen die Löwen und die Verteidigung der Tabellenspitze. "Mit so einem Sieg im Rücken bringt das Feiern auch mehr Spaß" wusste Ljubomir Vranjes.