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SC Magdeburg

Wenn sich die Blätter färben, sieht es normaler Weise beschaulich aus an der Elbe. In Magdeburg ist es diesmal ganz anders: Nach einem unruhigen Sommer folgte ein kräftiger Herbststurm. Mit der Entlassung von Trainer Bogdan Wenta, einiger finanzieller Sorgen und der Bitte der polnischen Stars Karol Bielecki und Grzegorz Tkaczyk, den Traditionsklub schon zu Beginn der Rückrunde gen Mannheim verlassen zu dürfen, erreichte der „SCM-Orkan“ zuletzt seine größten Windstärken.
Kein Wunder, dass Geschäftsführer Holger Kaiser im Moment viel Arbeit hat, um das angeschlagene Flaggschiff halbwegs auf Kurs zu halten. Sein Arbeitstag dauert von 7 bis 23 Uhr, viele Termine und Besprechungen sind zu besuchen. Große Unterstützung erfährt er im Alltag vor allem von zwei Personen. Zum einen vom ehemaligen Abwehrstrategen Steffen Stiebler, der den wirtschaftlichen Betrieb kontrolliert, und natürlich von Sportdirektor Stefan Kretzschmar. In dieser Eigenschaft hält er die Kontakte zu den Spielern und ist federführend für Neuverpflichtungen zuständig. Im Moment leitet er zudem mit Interimscoach Helmut Kurrat das Training der Bundesliga-Profis.
Dennoch mischt sich im Moment viel Melancholie in die obligatorische Magdeburger Handball-Begeisterung. Die Zeit der größten Erfolge scheint vorbei. Meisterschaft 2001 oder Champions League 2002 – das klingt wie ein Handball-Märchen. Selbst der Europapokalsieg im April scheint inzwischen einer anderen Epoche zu entstammen. Die Worte von Handball-Ikone Stefan Kretzschmar am Rande der damaligen Feierlichkeiten scheinen sich zu bestätigen. „Ich muss diesen Erfolg noch einmal auskosten“, sagte er. „Ich habe die Vermutung, dass so etwas in absehbarer Zeit nicht mehr möglich ist.“
Mit 12:16 Punkten geht der Blick im Moment nach unten, „Umbruch“ heißt das Zauberwort. Der Transfer von großen Stars war angesichts eines geplanten Saisonetat von 3,5 Millionen Euro kaum möglich. Trotzdem gingen die Verantwortlichen mit einer kräftigen Prise Optimismus ans Werk. „Platz 1 bis 5“ lautete das Saisonziel. Schob man dem mäßigen Start noch dem ungünstigen Spielplan zu, hat sich der SCM von der Spitzengruppe inzwischen verabschiedet. „Das war von Beginn an eine mutige Zielsetzung von Bogdan Wenta und uns“, erklärt Holger Kaiser. „Zu dieser Zeit war es allerdings noch ruhiger im Verein, und viele Probleme waren uns nicht bekannt. Mittlerweile haben wir ein höheres Ziel als irgendeinen Platz zu erreichen, nämlich den Verein zukunftssicher aufzustellen und in ruhige Fahrwasser zu führen.“
Erste positive Zeichen für die Zukunft gibt es. Kapitän Fabian van Olphen hat ebenso verlängert wie Christian Sprenger. Auf die Unterschrift von Christoph Theuerkauf hofft der SCM ebenso. Torwart Silvio Heinevetter hat noch einen Vertrag für die kommende Serie. „Somit steht das Grundgerüst“, frohlockt Holger Kaiser. „Stefan Kretzschmar wird die Neuzugänge präsentieren, sobald die Sachen spruchreif sind.“ Abwehrstratege Daniel Kubes (HSG Nordhorn) hatte schon vor einigen Monaten unterschrieben.

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