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TV Großwallstadt

Es ist keine Seltenheit, dass in Juschne der Blick auf das nahe Schwarze Meer durch ein großes Schiff versperrt wird. 25 Kilometer nordöstlich von Odessa liegt der drittwichtigste Hafen der Ukraine. Eine „Ader“, ohne die die 25000-Einwohner-Kleinstadt kaum existieren würde. Für den TV Großwallstadt war diese maritime Kulisse die Bühne für ein Comeback. Nach über sechs Jahren kehrten die Unterfranken ins internationale Geschäft zurück. Im März 2001 hatte der TVG sich an der Ostsee aus dem Europacup verabschiedet. Damals gab es im Halbfinale des Pokalsieger-Wettbewerbs eine Niederlage bei der SG Flensburg-Handewitt.
Allerdings kann der sechsfache Deutsche Meister eine große Europacup-Erfahrung vorweisen. Zwei Mal der Europapokal der Landesmeister (1979, 1980) sowie der IHF-Pokal von 1984 zieren den Briefkopf. Und 2000 ging der inzwischen in Challenge-Cup umfirmierte City-Cup nach Süddeutschland. Jackson Richardson, Bernd Roos, Nenad Kljaic, Jörg Kunze oder Trainer Peter Meisinger waren damals die Protagonisten des Erfolgs. Nur Heiko Grimm, der am letzten Sonntag seinen 30. Geburtstag in Prag feierte, weil der TVG bei der Rückreise aus der Ukraine einen Anschluss verpasste, steht noch immer im TVG-Kader.
Auch vor dieser Serie mussten die Großwallstädter zwei empfindliche Abgänge verkraften. Die Isländer Alexander Petersson und Einar Holmgeirsson zog es bekanntlich an die dänische Grenze. Dafür kamen Rechtsaußen Michael Spatz und der Halbrechte Bostjan Hribar. „Ich bin mir sicher, dass wir wieder eine gute Rolle spielen können“, sagte Trainer Michael Roth. In der Tat hält sich der Neunte des Vorjahres bislang in ähnlichen Sphären auf – trotz eines 26:40-Debakels gegen den THW Kiel. Das Prunkstück ist einmal mehr die Deckung um den unverwüstlichen Kapitän Uli Wolf. Ein Abwehrriegel, der in der 3:2:1-Variante wie auch in der 6:0-Formation kaum zu knacken ist. „Daran haben wir in der Vorbereitung auf diese Saison viel gearbeitet“, verrät Michael Roth.
Zuletzt sorgten die Mainfranken personell für vier Paukenschläge. So wird der Vertrag des 31-jährigen Diplomsportlehrers Jan-Olaf Immel nach drei Jahren im Sommer 2008 auslaufen und nicht verlängert. Als Ersatz präsentierte man den jungen Stefan Kneer, im Moment in Balingen. Der Europameister von 2004 stand in der ersten Zeit wegen einer Schulterverletzung kaum zur Verfügung. Auch Kult-Keeper Chrischa Hannawald erhielt kein neues Angebot. Für ihn lotst der TVG aber einen Hochkaräter nach Bayern: den schwedischen Torhüter Matthias Andersson vom THW Kiel. „Seine sportlichen Fähigkeiten sprechen für sich“, schnalzte Michael Roth bei der Vertragsunterzeichnung mit der Zunge. Keine Frage: Ein Transfer-Coup, dem nicht jeder dem Traditionsklub mit seinem relativ kleinen Budget von 2,5 Millionen Euro zugetraut hätte.

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