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SG mit neuem Torrekord

Was passiert, wenn zwei Mannschaften wie die MT Melsungen und die SG Flensburg−Handewitt in der Handball−Bundesliga aufeinander treffen und zum "Tag der offenen Tür einladen"? Man wird Zeuge eines Spiels, das knapp am Bundesliga−Torrekord (88 Treffer) vorbei schrammt. 40:47 zeigte die Hallenanzeige nach dem Spiel für die SG Flensburg−Handewitt an. Die 22:21−Pausenführung für den Gastgeber machte bereits deutlich, dass beide Teams in der Deckung nicht stattfanden.
Dennoch war SG−Trainer Kent−Harry Andersson alles andere als enttäuscht und freute sich vor allem über die Angriffsleistung seiner Mannschaft. "Man kann den Zuschauern nur gratulieren. Beide Teams haben im Angriff für die Zuschauer gespielt. Über die Abwehr müssen wir die ganze Woche sprechen", sagte der Trainer auf der anschließenden Pressekonferenz.
Bei seinem 200. Spiel als Trainer der SG sah der Schwede das torreichste Spiel der Vereinsgeschichte. Zudem markierten die 47 Treffer neuen SG−Bundesliga−Rekord.
SGs sportlicher Leiter Anders Dahl−Nielsen war besonders beeindruckt von der Art und Weise, wie die Mannschaft ins Spiel fand. "Zu Beginn reißen die Melsunger uns mit dem (2:8, 8.; Anm. d. Red.) den Boden unter den Füßen weg. In so einer Situation gibt es viele Möglichkeiten, wie man darauf reagiert. Die Mannschaft hat die richtige Antwort auf dem Platz gezeigt und sich ins Spiel zurück gekämpft", so der Däne.
Eine Auszeit brachte ein wenig Ruhe und Ordnung ins Gästespiel. Lars Christiansen wusste allerdings nicht genau, was der Trainer in der kleinen Pause den Spielern mit auf den Weg gab. "Keine Ahnung, ich war einfach nur durstig durch das viele hin und her Rennen. Melsungen erwischte ja einen Start nach Maß und hat unheimlich aufs Tempo gedrückt. Mir ein Rätsel, wieso wir uns so überrollen ließen", beschrieb der SG−Linskaußen das hohe Tempo.
Danach kam der Gast aber besser ins Spiel. Blazenko Lackovic und Thomas Mogensen, der für den erkrankten Ljubomir Vranjes spielte, konnten im Angriff Akzente setzen, und in der Deckung konnte mit Mogensen auf halblinks ein bisschen mehr Stabilität gewonnen werden. So kam die SG immer dichter ran und konnte beim 16:16 (22.) durch den an diesem Tag stark aufspielenden Torge Johannsen ausgleichen. Dennoch konnte Melsungen dank des spielfreudigen Vladica Stojanovic mit 22:21 in die Pause gehen.
Nach dem Seitenwechsel ein unverändertes Bild, was die Deckungsreihen betraf. Löchrig wie ein schweizer Käse luden sie die Teams zum Tore werfen ein. Thomas Mogensen war es vorbehalten, seine Mannschaft auf die Siegerstraße zu führen, denn beim 26:25 (35.) erzielte der dänische Spielmacher die Führung für die Flensburger, die bis zum Ende Bestand haben sollte. Richtig absetzen konnte sich die SG dennoch nicht, denn Melsungen zeigte sich als würdiger Gegner und kämpfte sich immer wieder ran.
Dafür, dass es am Ende trotzdem nicht reichte, hatte MT−Trainer Robert Hedin eine einfache Erklärung parat. "Wir haben es einfach nicht geschafft, Blazenko Lackovic und Marcin Lijewski in den Griff zu bekommen. Sonst wäre vielleicht was drin gewesen", so der Schwede.
Sein Landsmann Andersson sah es ebenso. "Blazenko und Marcin sind unsere wichtigsten Spieler. Blazenko hat sein bestes Spiel nach seiner Verletzung gemacht. Marcin hatte eine Formtief. Aber da ist er jetzt durch. Er wird von Spiel zu Spiel besser. Ich hoffe, er bleibt in dieser Form", verteilte der SG−Trainer Sonderlob.
Die beiden "Halben" nahmen die Blumen dann auch dankend entgegen, gingen aber dennoch selbstkritisch mit ihren Leistungen um. Vor allem Lijewski wusste, dass es nicht alles Gold war, was an diesem Tage glänzte. "In der ersten Halbzeit war ich übermotiviert und wollte zu viel. Dadurch habe ich viele Fehler gemacht und wurde immer unzufriedener. Im zweiten Durchgang kam ich dann besser ins Spiel", sagte der Pole.
Auch Lackovic wusste, dass noch Luft nach oben ist. "Es läuft im Angriff schon ganz gut, aber es fehlt noch die Kraft und die Kondition für 60 Minuten. Aber das ist auch bald da", ist sich der Kroate sicher.
Somit bereitet sich die SG nun auf das Schicksalsspiel bei Zublignie Lubin in der Champions League vor, das über Platz 2 und damit die nächste Gruppenphase entscheiden wird. Dazu Dahl−Nielsen. "Die Mannschaft hat gegen Melsungen viel Selbstvertrauen getankt. Deshalb werden wir in dieser Woche alles daran setzen, uns auf Lubin konzentriert vorzubereiten und dann den Einzug in die nächste Runde klarmachen. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass wir nach Weihnachten viel mehr in der Champions League leisten können, als bisher gezeigt. Diesen Beweis möchten wir in der nächsten Runde gerne antreten", so der Däne.
Einer bekommt vor der Partie bereits Schmetterlinge im Bauch − Marcin Lijewski. "Das ist ein besonderes Spiel für mich. Ich werde schon langsam nervös. Es haben sich viele Freunde und Verwandte angekündigt", so Lijewski.
Einen kleinen Gruß hat die SG schon mal nach Polen geschickt, denn mit 47 Treffern auswärts und zwei stark aufspielende "Halbe" scheint die SG gut gerüstet zu sein, um in der Königsklasse zu überwintern.