Stripes
Stripes
Archiv

Rainer Dotzauer: „Zehn Jahre Erstklassigkeit – eine tolle Sache“

Er gilt als Mister Handball in Mittelhessen. Nach vielen Jahren als Spieler, Trainer und Manager durfte sich Rainer Dotzauer im Sommer 1998 über den Aufstieg seiner HSG Dutenhofen-Münchholzhausen freuen. Und allen Unkenrufen zum Trotz ist sein Team noch immer erstklassig.

Die HSG Wetzlar führt nun eine „10” im Logo, weil Sie sich über zehn Jahre Erstligazugehörigkeit freuen. Liege ich richtig, wenn ich sage, dass Sie damit 1998 nun wirklich nicht gerechnet haben?
Rainer Dotzauer: Stimmt. Zehn Jahre Erstklassigkeit – das ist schon eine tolle Sache. Als wir 1998 aufstiegen, haben wir damit ganz sicher nicht gerechnet. Viele sogenannte Experten gaben uns damals nicht einmal die Chance, überhaupt nur ein Jahr zu überstehen. Dass es nun zehn sind, darauf sind wir in Dutenhofen, in Münchholzhausen und in Wetzlar stolz. Offenbar ist es uns gelungen, das Sportliche mit dem Ökonomischen zu verbinden.

Rainer Dotzauer

In dieser langen Zeit hat sich doch sicher viel verändert, oder?
Rainer Dotzauer: Meine Güte, wenn ich nur an die alte Sporthalle in Dutenhofen zurückdenke. Die Halle verwandelte sich nach Spielschluss innerhalb von wenigen Minuten in die größte Kneipe Mittelhessens. Da wurden die Theken aufgebaut, Bier gezapft und selbstgemachte Wurst- und Hackfleischbrote verkauft, die damals noch eigenhändig von unseren Klimpke-Brüdern gemacht wurden. Erst gab es Feuer auf dem Feld, dann wurden die Brote geschmiert.


Die gute alte Zeit, nicht wahr?
Rainer Dotzauer: In diesem Ambiente kam man nach dem Spiel im Pulk zusammen und hat bei Gesprächen Kontakte gepflegt. Selbst die Schiedsrichter mussten nach Spielschluss durch dieses Spalier. Manchmal fielen schon derbe Kommentare. Aber es ging auch anders herum. Einmal – Namen  darf ich nicht verraten – hatte ein Schiedsrichter so schwer mitgefeiert, dass er anschließend auf der Toilette eingeschlafen war.

Aber irgendwann war Schluss.
Rainer Dotzauer: Mit der alten Halle konnten wir nicht dauerhaft in der Liga bestehen. Wir können zwar mit, aber nicht von der Tradition leben. Toll, wie wir vor drei Jahren in Wetzlar aufgenommen wurden. Wir hatten einen riesigen Zuspruch, obwohl es sportlich nicht so richtig gut lief. Wir haben häufig verloren. Dennoch wurden unsere Heimspiele schnell zu einem gesellschaftlichen Ereignis. Zudem gab uns der Umzug die Chance, endlich auch Strukturen zu schaffen, um uns professioneller aufzustellen. Zu Dutenhofener Zeiten flossen 100 Prozent unseres Geldes in die Mannschaft. Jetzt investieren wir auch in Strukturen. Wir haben einen Beirat, wir haben einen Geschäftsführer. Mit einem Satz: Wir haben gelernt.

Die Namensänderung basiert wohl ebenfalls auf marketingstrategischen Überlegungen.
Rainer Dotzauer: Schon zu einem Zeitpunkt, als uns der Bau der Arena nur in Aussicht gestellt wurde, haben wir geradezu visionär gehandelt, weil wir wussten, dass wir nur in Wetzlar wirtschaftlich überleben können. Die Namensänderung war dabei nur ein erster Schritt.

Mit Axel Geerken ist die HSG auch auf dem Managerposten seit zwei Jahren hauptamtlich besetzt.
Rainer Dotzauer: Er verfügt sowohl über den sportlichen als auch über den wirtschaftlichen Background. Seine Heirat mit der Schwester von Wolfgang und Andreas Klimpke hat ihn dem Verein noch näher gebracht. Ganz sicher: Er ist der Mann, der mich hier eines Tages beerben wird.