Stripes
Stripes
Archiv

Flensburg-Handewitt steckt im Tief fest

Die SG Flensburg-Handewitt fand  auch in Göppingen keinen Ausweg aus der Krise. Altmeister Frischauf gewann den Handballkrimi in der Hohenstaufenhalle mit 31:29, die Gäste kassierten die dritte Schlappe in Folge.
In nur fünf Wochen hat sich die SG Flensburg-Handewitt  von einem Titelanwärter in der Handball-Bundesliga aufs Mittelmaß reduziert. Noch ist das eine Momentaufnahme, noch ist die Spitze nicht außer Sicht, doch die Alarmglocken schrillen heftiger. Nach dem 29:31 (12:15) bei Frischauf Göppingen - jahrelang zuverlässiger Punktelieferant - musste der stets optimistische Manager Fynn Holpert den Aufschlag in der Realität konstatieren. "Wir hinken unseren Ansprüchen hinterher, nachdem wir mit den Siegen gegen Kiel und in Hamburg die Messlatte sehr hoch gelegt hatten", sagte der 40-Jährige.
Das Bilanzplus der ersten Liga-Erfolge in Köln beim VfL Gummersbach sowie in Hamburg ist verspielt. Schlimmer noch: Die Niederlagen gegen Nordhorn und Göppingen signalisieren Verwerfungen in der Drei-Klassen-Gesellschaft Bundesliga: Mittelschicht und Underdogs, die Spiele gegen Kiel, Flensburg und HSV oft schon im Vorwege ins Minus buchen, wittern plötzlich die Chance gegen einen der Großen. "Gegner wie Göppingen wissen, dass Flensburg momentan nicht gut drauf ist. Sie glauben mehr an sich und das macht es für uns noch schwieriger", sagte Johnny Jensen.
Der 35 Jahre alte Routinier ortet den Beginn der Misere, die nun schon zu fünf Niederlagen geführt hat, in der Champions-League-Partie gegen Ciudad Real. "Ein Superspiel in der ersten Halbzeit, dann unglaublich viele Fehler. Da hat es angefangen", glaubt Jensen. Wenig später sei man in Drammen "zu arrogant" aufgetreten und hätte sich  unnötige Probleme mit den Norwegern eingehandelt. Zug um Zug verlor die SG ihre innere Sicherheit. Schon gegen Zaglebie Lubin griffen  Notmechanismen nicht mehr, gegen Nordhorn war die Krise perfekt. Seit fast einem Monat hat die SG nicht mehr Zählbares als einen glanzlosen Sieg beim Neuling Füchse Berlin vorzuweisen.

Formanstieg: Marcin Lijewski

"Es ist hart im Moment. Der Kampf  war okay in der zweiten Halbzeit, aber leider hat es wieder nicht gereicht", sagte Trainer Kent-Harry Andersson nach dem Spiel in Göppingen, in dem der Start mit einer ungewohnten Variante missglückte. In der 5:1-Abwehr mit Alexander Petersson als Spitze musste Ljubomir Vranjes  außen decken, weil für den Wechsel zum Angriff schon Kasper Nielsen und Marcin Lijewski sowie Johnny Jensen und Thomas Mogensen vorgesehen waren. Dieser Verband wurde allzu mühelos geknackt. Tor um Tor erzielten die Göppinger meist frei aus sieben oder acht Metern, besonders Linkshänder Vukasin Rajkovic war nicht zu halten. Dan Beutler und später Dane Sijan konnten nur  wenig reparieren. "Es ist schwer für die Torhüter, wenn sie zu Anfang nichts zu halten bekommen. Da gewinnen sie keine Sicherheit und wir in der Abwehr auch nicht", sagte Jensen.
Gegenüber hatte FA-Torhüter Martin Galia leichteres Spiel. Die SG musste für ihre Tore mehr arbeiten als die Gastgeber, auch weil Blazenko Lackovic schmerzlich vermisst wurde. "Er fühlte sich unsicher beim Aufwärmen und war nicht zu 100 Prozent da", sagte Co-Trainer Jan Paulsen. Ohne den am Knie verletzten Kroaten fehlten der Druck und die leichten Tore von links. Ein Lichtblick neben dem erneut starken Lars Christiansen war die Leistung von Marcin Lijewski. Der Pole war Trainer Andersson dankbar, der ihm mit weitgehender Entlastung von Abwehraufgaben den Weg aus dem Formtief gewiesen hatte. "Das war sehr gut. Das müssen wir in den nächsten Spielen fortsetzen", sagte Lijewski, der sich gegen den Verdacht wehrte, seine Schwächperiode habe mit seiner Zukunft beim HSV zu tun. "Es ist völlig egal, was mit Hamburg im nächsten oder übernächsten Jahr wird. Das spielt keine Rolle. Aber wenn du lange gut gespielt hast, kommt auch mal eine Phase, in der es nach unten geht."
Nach der Umstellung auf die gewohnte 6:0-Deckung lief es  besser für die Flensburger, doch der frühe Fünf-Tore-Rückstand (7:12/ 22. Min.) wurde zu einer zu hohen Hypothek. Zweimal hatte sich die SG in der Schlussphase auf ein Tor herangehangelt (27:28 und  29:28), dann ging ihr die Zeit aus.
Was hilft aus der Krise? "Wir müssen vorn die Leichtigkeit wieder finden, die uns immer ausgezeichnet hat", meinte Frank von Behren. "Und wir müssen jetzt zusammenstehen und uns da durchkämpfen."