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SG gegen HSG Nordhorn: Alles schaut auf Glandorf

Nachdem sich die SG Flensburg-Handewitt in einer herausragenden ersten Halbzeit in Berlin ihrer Fähigkeiten versichert hat, setzt sie nun zum Überholen an.
Weil der THW Kiel (18:2 Punkte) an diesem Wochenende die Champions Trophy in Celje spielt, könnten sich die Flensburger (17:1) nach einem Erfolg über die HSG Nordhorn für mindestens 14 Tage auf Rang eins der Bundesliga sonnen. Das ist gut fürs Gemüt und fürs Geschäft und vielleicht ein i-Tüpfelchen im Werben um Holger Glandorf.
Nordhorns Linkshänder würden die Flensburger am liebsten als Nachfolger von Marcin Lijewski sehen, der spätestens 2009, wahrscheinlich aber schon nach dieser Saison zum HSV wechseln wird. Glandorf, der sich im Sommer ohne Ablöse einem neuen Verein anschließen könnte, wurde von fast allen Spitzenclubs gejagt. Formell hält sich der Weltmeister noch alle Optionen offen: "Ich weiß auch nicht, wieso alle immer auf Flensburg kommen. Es gibt viele Interessenten." Tatsächlich soll der 24-Jährige nur noch zwischen der SG und dem Verbleib in Nordhorn schwanken. "Wir haben unsere Arbeit getan und ein gutes Angebot gemacht. Wie es ausgeht, weiß ich wirklich nicht. Ich habe da auch kein Gefühl", sagte SG-Manager Fynn Holpert.
Der Spieler, sein Vater Karl Glandorf und Berater Jochen Bergener haben stets betont, dass die finanzielle Seite nicht allein ausschlaggebend sei. Es gehe auch um die sportliche Perspektive und den Wohlfühlfaktor. SG-Trainer Kent-Harry Andersson sieht den zweimalige Champions-League-Finalisten in beiden Punkten gut gerüstet. "Holger liebt seine Heimat. Ich verstehe, dass es eine schwere Entscheidung ist. Aber hier wird er ja nicht fremd sein. Er kennt den Trainer, er kennt Ljubomir Vranjes", sagte der Schwede und gab damit einen indirekten Hinweis, dass der ehemalige Nordhorner wohl bei der SG bleiben wird.
Freilich hat auch der erstaunliche Club aus der Grafschaft Bentheim einiges zu bieten. Nach dem Aufstieg 1999 mit Kent-Harry Andersson wurde Nordhorn auf Anhieb Fünfter, 2002 gar Vizemeister. Mehrfach totgesagt oder wenigstens krankgeschrieben, bewegte sich die HSG dank des Geschicks von Geschäftsführer Bernd Rigterink doch immer in der Peripherie der Bundesligaspitze. Sportlich gehört der Tabellenvierte zu den Etablierten. Nicht zuletzt ist Glandorf, der in Rigterinks Unternehmen zum Speditionskaufmann ausgebildet wurde, mit seiner Freundin Christin, der Tochter des HSG-Vorsitzenden Peter Schwertheim, erst im Sommer in ein neues Heim in Nordhorn eingezogen.
Dennoch hofft Andersson, bald wieder mit dem Linkshänder zu arbeiten, an dessen Debüt er sich gut erinnert: "Wir haben ganz überraschend in Wallau gewonnen. Holger machte acht Tore auswärts, in seinem ersten Bundesligaspiel. Da konnte man sehen: Das wird ein großer Spieler."
Ganz spurlos scheint das Gezerre nicht an Glandorf vorbeizugehen. Bei der 32:34-Niederlage gegen den VfL Gummersbach am Mittwoch in Köln spielte er schwach und traf nur zwei Mal für die HSG Nordhorn. Dennoch stellt sich Andersson auf ein extrem schweres Spiel ein. "Nordhorn baut alles aus eine starke Abwehr auf, Peter Gentzel ist immer noch einer der besten Torhüter der Welt. Wir dürfen uns im Angriff keine technischen Fehler erlauben", sagte der SG-Trainer. Zu den traditionellen Stärken des Teams von Trainer Ola Lindgren gehören die Außen Filip, Sprem und Verjans, zudem wurde mit Neuzugang Peter Kukucka und Maik Machulla der Weggang von Börge Lund (THW Kiel) kompensiert. Bei den Flensburgern entspannt sich unterdessen die Situation im rechten Rückraum. Einar Holmgeirsson wird zwar noch zwei Wochen fehlen, dafür steht Alexander Petersson wieder als Alternative zu Lijewski bereit.
Für die Partie gibt es noch Stehplatz-Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen.