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Nur bedröppelte Mienen

Statt die Tabellenführung zu erobern und einen der härtesten Widersacher im Kampf um die Champions−League−Plätze mächtig auf Distanz zu halten, setzte es einen bitteren Tiefschlag. Ernüchterung und Enttäuschung beherrschte die Szenerie im Hause der SG Flensburg−Handewitt nach der 30:31 (16:16)−Niederlage gegen die HSG Norhorn. Historischer Aspekt: Der erste doppelte Punktverlust in der Meisterschaft bedeutete zugleich die dritte Heim−Niederlage binnen eines Monats. "Wir müssen uns Gedanken darüber machen, warum wir schon zum dritten Mal ein Heimspiel verlieren. Schließlich reden wir von der Hölle−Nord, in der sich jeder Gegner eigentlich immer die Finger verbrennen sollte", sorgte sich Sport−Chef Anders Dahl−Nielsen um das leicht lädierte Image der Heimspielstätte. Und in der Tat sind die Stammbesucher der Campushalle derzeit hart auf die Geduldsprobe gestellt. "Wir waren eigentlich nicht richtig da, wo wir sein können", mühte sich Coach Kent−Harry Andersson zu begründen, warum der Abend mit einem Misserfolg endete.
Deutlichere Worte fand da schon Dan Beutler: "Das war einfach nur peinlich, was wir abgeliefert haben. Wie oft sind wir vorne stehengeblieben und nicht zurückgelaufen. Da haben wir Nordhorn zum Torewerfen eingeladen", ärgerte sich der Keeper, "wir haben nicht als Team gespielt und dann klappt es einfach nicht."
Negativer Höhepunkt aus Sicht der SG war die letzte Spielsequenz: Lars Christiansen, bester SG−Werfer an diesem Tag, hatte 12 Sekunden vor dem Abpfiff das 30:30−Unentschieden markiert und damit schien das gerechte Ergebnis auch ermittelt zu sein. Doch geirrt: Mit Ausnahme von "Handball−Gott" Johnny Jensen verfiel das SG−Kollektiv in einen folgenschweren Sekundenschlaf. Daniel Kubes konnte trotz massiver Gegenwehr von Jensen den letzten Nordhorner Anwurf ausführen, auf Goran Sprem passen und der Ex−Flensburger ließ sich völlig unbedrängt nicht die Chance entgehen um mit dem Schlusspfiff den Gäste−Sieg perfekt zu machen. "Gegen die starke Abwehr und einem sehr guten Peter Gentzel im Tor hätten wir mehr mit Geduld spielen müssen", kritisierte Andersson, "so haben wir Fehler gemacht und die hat Nordhorn für sein Tempospiel ausgenutzt."

Nordhorner Jubel

Mit den eigenen Waffen geschlagen − so empfand Anders Dahl−Nielsen die schmerzhafte Niederlage, die durchaus vermeidbar war. Da jedoch bis auf Dan Beutler (in der ersten Halbzeit) und Rückkehrer Blazenko Lackovic kaum ein anderer SG−Spieler sein Leistungsvermögen abrief, war der doppelte Punktverlust letztendlich nur eine logische Konsequenz.
Besonders rief der Auftritt von Marcin Lijewski wieder einmal die Kritiker des Polen auf den Plan. Nicht nur, dass sich der Linkshänder pausenlos "harmlose" Würfe nahm und reihenweise scheiterte, vor allem ließ er in der Rückwärtsbewegung jede Disziplin vermissen ließ. Andersson reagierte zwar und beorderte Lijewski mehrmals zum "Nachdenken" auf die Bank, Besserung trat jedoch nicht ein. Von der Alternative, mit Petterson den rechten Rückraum zu besetzen und Torge Johannsen auf die rechte Außenbahn zu beordern, machte der Coach keinen Gebrauch. "Petersson war vor dem Berlin−Spiel umgeknickt und hätte gegen Nordhorn eigentlich überhaupt nicht spielen sollen. Für den Rückraum hätte es nicht gereicht, begründete der Schwede seine Maßnahme.
Und auch von der Option, mit Frank von Behren zumindest den Versuch zu starten, das schwamminge Abwehrzentrum zu optimieren, hielt der Trainer nichts. Nordhorn war es recht und wenn nicht über Tempospiel, dann kamen die stark aufspielenden Gäste eben über den Kreis zum Erfolg.
Maßgeblich am Ausgang der Partie beteiligt war mit Holger Glandorf auch jener HSG−Akteur, der von den 6200 Zuschauern herzlich begrüßt wurde. Mit acht Treffern und einer auch in kämpferischer Hinsicht tadelosen Vorstellung betrieb der SG−Wunschkandidat Werbung in eigener Sache. Das Motto der nahen Zukunft nannte Anders Dahl−Nielsen: "Wir können uns freuen, denn der nächste Gegner heißt Nordhorn und dann können wir zeigen, dass wir besser seien können, als es heute der Fall war." Doch auch HSG−Coach Ola Lindgren, der den Erfolg still genoß, freut sich auf das Wiedersehen mit der SG in der 3. Runde um den DHB−Pokal (30. Oktober, 20.15 Uhr) im heimischen Euregium. "Wir haben heute sehr viel Selbstvertrauen getankt und bewiesen, dass mit uns in diesem Jahr zu rechnen ist."