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Das "zweite Wohnzimmer" lockt

Wenn die SG Flensburg-Handewitt neben der Campushalle ein "zweites Wohnzimmer" haben sollte, dann dürfte die Color-Line-Arena in Hamburg zu den allerersten Adressen gehören. Während die Bundesliga-Ausflüge der SG in die Elbmetropole zwar nicht immer von Erfolg gekrönt sind, so fühlen sich die Nordlichter in Sachen DHB-Pokal in der Millionenstadt pudelwohl. Auf dem Weg zur sechsten Endrunden-Teilnahme seit 1994 steht der SG eine letzte Hürde im Weg - Wilhelmshavener HV. Heute um 20 Uhr (Live-Ticker 19.30 Uhr) gastiert der DHB-Pokalsieger der Jahre 2003, 2004 und 2005 beim Liga-Konkurrenten am Jadebusen zum alles entscheidenden Viertelfinal-Duell. Neben Renommee und der Chance sich für einen internationalen Wettbewerb zu qualifizieren, winken jedem Teilnehmer 100.000 Euro "Antritts-Gage"
"Für Wilhelmshaven ist es sicherlich das Spiel des Jahres und auch für uns geht es um sehr viel", hebt SG-Coach Kent-Harry Andersson die Bedeutung der heutigen Partie hervor. Doch die Aussichten nach dem Scheitern im letzten Jahr (am THW Kiel) wieder an der "Lieblings-Veranstaltung" teilzunehmen, stehen nicht zum Besten. Schließlich drohen mit Marcin Lijewski (Grippe), Søren Stryger (Knieprobleme) und Blazenko Lackovic (ebenfalls Knieprobleme) gleich drei Stammkräfte zum Teil oder ganz auszufallen. "Wir haben ja Blazenko in Melsungen geschont, um die Chancen für seinen Einsatz in Wilhelmshaven zu vergrößern", erklärt Andersson, denn "wir brauchen ihn dort unbedingt".  
Warum der Schwede heute auf jedenfall seine stärkste Formation aufbieten will, erklärt sich aus einem einfachen Grund: "Wilhelmshaven ist ein gutes Team und zudem sehr heimstark." Die Einschätzung des SG-Verantwortlichen teilen sicherlich auch andere Spitzenteams. Immerhin gelang es Gummersbach (37:35), Nordhorn (31:30), THW Kiel (34:32) und Magdeburg (33:29) nur mit allergrößter Mühe, die Nordfrost-Arena als Sieger zu verlassen. "In diesen Spielen ging es für Wilhelmshaven immer um Liga-Punkte. Jetzt aber sorgt die Perspektive, nach Hamburg zu fahren für zusätzliche Motivation", rechnet Andersson mit noch größerer Widerstands-Kraft des Gegners.

Joachim Boldsen spielte erst vor Weihnachten gegen Wilhelmshaven.

Doch trotz aller "Rahmendaten" gilt die SG als Favorit für das Pokal-Duell am Jadebusen. Das sieht auch WHV-Coach Michael Biegler so: "Wir sind die Kleinen, die sich freuen, eine der besten Mannschaften Europas empfangen zu dürfen", bestätigt Biegler die Rollenverteilung, ohne jedoch klare Ansprüche anzumelden. "Wir sind heiß auf den Einzug ins Final-Four", blickt der Coach voraus, "doch nur mit Hilfe unserer Fans können wir diese Aufgabe auch lösen".
Gemeint hat Biegler die knapp 2500 Fans, die ihre Mannschaft gerade in den Begegnungen gegen scheinbar übermächtige Gegner stets zu Höchstform treiben. Überhaupt ist der Glaube, nach 2004 (25:30-Niederlage gegen HSV Hamburg) ein Viertelfinale zu überstehen, in Wilhelmshaven gewaltig gewachsen. Dazu Biegler: "Damals waren wir einfach noch nicht so weit, das Final-Four zu erreichen, aber jetzt wären wir eine Bereicherung für die Spiele im April in Hamburg".
Das Erfolgsrezept der Niedersachsen beruht auf mannschaftliche Geschlossenheit und ausgeprägte Spielfreude. Unter der Regie von Oliver Köhrmann konnte der WHV die für den Klassenerhalt "wichtigen Spiele" in eigener Halle gewinnen und nebenbei die "Großen" der Liga reichlich ärgern. Ob es für den Außenseiter heute zum großen Wurf reichen wird, hängt wie stets von vielen Faktoren ab. Am Ende wird aber die Frage geklärt sein, ob es einen Debütanten im Hamburger "Tollhaus" gibt, oder mit der SG ein Dauergast zum sechsten Mal im Pokalwettbewerb sein "zweites Wohnzimmer" betreten wird.