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Nach dem Pokalerfolg: Lob für Dr. Mommsen und sein Team

Das war überraschend. Viel leichter als erwartet hat die SG Flensburg-Handewitt mit 32:21 (13:10) über den TV Großwallstadt das Achtelfinale im DHB-Pokal erreicht. Trainer Viggo Sigurdsson wusste, bei wem er sich für den Erfolg zu bedanken hatte. "Das war nur durch Hauke Mommsen und sein Team möglich. Was sie derzeit leisten, ist unglaublich.“
Von der Größe einmal abgesehen war der Blickwinkel von der Ersatzbank aus fast der gleiche. Die Bewertung der Partie fiel jedoch sehr unterschiedlich aus. "Großwallstadt ist eine Mannschaft, die immer kämpft. Davon war heute aber nichts zu sehen“, meinte Spielmacher Ljubomir Vranjes. "Der TVG hat gar nicht so schlecht gespielt. Wir waren heute so gut“, sagte Co-Trainer Jan Paulsen. Einig waren sich bei der SG Flensburg-Handewitt jedoch alle darüber, dass der 32:21 (13:10)-Erfolg gegen den TV Großwallstadt viel deutlicher ausgefallen war als alle erwartet hatten nach den Strapazen der vergangenen Wochen. "Wir hatten mit erheblich mehr Widerstand gerechnet“, lautete der Tenor. Der TVG war aber nicht zum Stolperstein geworden, die SG Flensburg-Handewitt spazierte ins Achtelfinale.
Viggo Sigurdsson wusste allerdings sehr genau, bei wem er sich für diesen klaren Pokalerfolg zu bedanken hatte. "Das war nur möglich durch Hauke Mommsen und sein Team. Was unsere medizinische Abteilung derzeit leistet, ist unglaublich.“
Ob Joachim Boldsen (Bluterguss im Oberschenkel), Blazenko Lackovic (Knieprobleme) oder Marcin Lijewski (grippaler Infekt) - alle angeschlagenen SG-Akteure waren 24 Stunden nach der Rückkehr von ihren Nationalmannschaften wieder fit und avancierten gegen die Mainfranken darüber hinaus zu den Matchwinnern. Lijewski erzielte sechs Treffer, Boldsen gab einen glänzenden Spielmacher ab, Blazenko Lackovic bekämpfte in der Abwehr den Isländer Einar Holmgeirsson erfolgreich und war im Angriff ein ständiger Gefahrenherd. Dr. Hauke Mommsen und seine "Mannschaft“ hatten Schwerstarbeit geleistet, den SG-Spielern schnell wieder auf die Beine geholfen - und damit maßgeblichen Anteil am Weiterkommen im Pokalwettbewerb, der bei der SG einen hohen Stellenwert besitzt.

Joachim Boldsen spielte wieder stark.

"Das war ein klarer Ausgang“, musste Michael Roth zugeben. Der TVG-Trainer, der in der Bundesliga mit seinem Team beim THW Kiel gepunktet und in Nordhorn gewonnen hatte, nannte auch die Ursachen dafür, dass sein Team im zweiten Durchgang buchstäblich untergegangen war: "Wir trafen auf einen  hochmotivierten Gegner mit einer sehr aggressiven Abwehr und einem starken Torhüter.“ Dieser Einschätzung konnte Sigurdsson nur zustimmen. Auch für ihn war die starke Defensive der Grundstein zum Erfolg: "Unsere Deckung hat Großwallstadt den Zahn gezogen. Und Torhüter Dan Beutler hat ein Super-Spiel gemacht.“
In der Tat fanden die Mainfranken in der beweglichen 6:0-Formation der Gastgeber nur selten eine Lücke. Fast jeder Angriff lief bis zum Zeitlimit, oftmals folgten erzwungene Würfe, die Dan Beutler auf dem Posten fanden. Dass die Gäste die Partie dennoch bis zur Pause offen hielten, war einzig und allein auf die "schweren Beine“ vieler SG-Akteure zurückzuführen. "Besonders in den letzten Minuten vor der Pause waren wir sehr müde“, gestand Kreisläufer Johnny Jensen. Dabei hatte die SG in den ersten 30 Minuten schon sehr bewusst ein wohl dosiertes Tempo gefahren, "weil wir nicht wussten, was nach den letzten Wochen überhaupt noch geht“, so der Norweger.
Doch nur neun Minuten nach dem Wechsel war alles gelaufen. Mit erfolgreichem Konterspiel waren die Gastgeber auf 21:12 davon geeilt, und Großwallstadt ergab sich in sein Schicksal.
Die Flensburger waren froh darüber - und auch, dass der Coach ihnen nach dem Erfolg gestern trainingsfrei gab. "Dieser Sieg war unheimlich wichtig im Hinblick auf Zagreb“, meinte Sigurdsson. Dort spielt die SG am Sonntag (17 Uhr) in der Champions League. Bereits ein Punkt würde zum vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale reichen. Doch Johnny Jensen will mehr: "Wir fahren nicht nach Zagreb, um nur einen Punkt zu holen. Wir wollen beide.“

Pokalsplitter

Phantom-Tor: Das Endergebnis stand weiß auf blau auf den Anzeigetafeln in der Campushalle: 32:21 für die SG Flensburg-Handewitt war dort zu lesen. Allerdings hatte die SG nur 31 Treffer erzielt. Den Zeitnehmern war in der 43. Minute ein Fauxpas unterlaufen. Als der Ex-Flensburger Nichlas Holm Jörgensen den Treffer zum 15:23 für den TV Großwallstadt erzielte, wurde das Tor zunächst der SG gut geschrieben. Kurz darauf wurde der Fehler vermeintlich korrigiert. Aber statt 23:15 stand plötzlich 24:15 auf den Anzeigetafeln. Das Tor für die SG, das gar nicht gefallen war, wurde bis zum Schlusspfiff mit durch geschleppt - und kurze Zeit später auch von den Schiedsrichtern an den Deutschen Handball-Bund gemeldet. TVG-Trainer Michael Roth nahm es gelassen hin: "Es ist doch egal, ob wir mit einem oder mit elf Toren verloren haben. Wir sind raus.“

Marcin Lijewski traf trotz eines grippalen Effekts.

Gute Stimmung: Auf den Tribünen klafften einige Lücken, und fast alle Stehplätze rund um den Wandelgang in der Campushalle waren unbesetzt. Nach offiziellen Angaben der SG Flensburg-Handewitt hatten lediglich 2800 Besucher den Weg in die Campushalle zum Pokalspiel gegen den TVG gefunden. Auf Grund des Sturms über dem Norden oder wegen der Live-Übertragung im Fernsehen - das ließ sich nicht ergründen. Dennoch herrschte während der 60 Minuten "prächtige Stimmung“, wie Thorsten Storm erfreut feststellte. Wegen des enttäuschenden Vorverkaufs hatte der Geschäftsführer befürchtet, dass "keine Heimspiel-Atmosphäre“ aufkommen könne. Die Besucher, die in die Halle kamen, belehrten Storm eines Besseren. Sie unterstützten ihre SG von der ersten bis zur letzten Minute lautstark und bedankten sich für die gute Vorstellung mit stehenden Ovationen in den letzten 90 Sekunden. "Das war ein sehr aktives Publikum“, meinte Storm anerkennend. "Die Leute werden ihr Kommen nicht bereut haben.“
Mehr als nur Ersatz: 60 Minuten war er auf der Platte, stand gut in der Abwehr und steuerte drei Tore zum Erfolg gegen Großwallstadt bei. Torge Johannsen stellte unter Beweis, dass er mehr als nur Ersatz für den verletzten Sören Stryger (Kreuzband-Teilriss) auf Rechtsaußen ist. Trainer Viggo Sigurdsson war sehr zufrieden mit der Leistung des 23-jährigen Nordfriesen und lobte ihn: "Torge hat seine Chance genutzt und heute gezeigt, was er kann.“
Kurzeinsatz: Nach rund zehn Minuten war das Pokalspiel für Ljubomir Vranjes schon wieder vorbei. Der kleine Spielmacher aus Schweden wurde vom Trainer auf die Bank beordert und kehrte nicht wieder aufs Spielfeld zurück. Joachim Boldsen lenkte fortan das Spiel der SG, lieferte eine starke Partie ab. "Joachim ist derzeit der Bessere, er hat mehr Bindung zu seinen Nebenleuten“, begründete Sigurdsson die Auswechslung. Vranjes wird aber nicht auf der Bank versauern. "Ljubomirs Zeit wird wieder kommen“, ist der SG-Trainer überzeugt.