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Haspa Final Four: 33:34 – sensationelle Aufholjagd ungekrönt

Die SG Flensburg-Handewitt hat beim Haspa Final Four das Endspiel verpasst. Nach einer schwachen ersten Hälfte steigerte sich das Team enorm und musste sich erst in den letzten Sekunden dem vermeintlichen Favoriten THW Kiel mit 33:34 (12:19) beugen. Da die SG schon im Vorfeld auf ein Spiel um Platz drei verzichtet hatte, hat sie morgen spielfrei und belegt den vierten Rang. Ab 14 Uhr werden die SG Kronau-Östringen und der THW Kiel um den DHB-Pokalsieg 2007 buhlen.
Die Zeichen in der Color Line Arena standen ganz klar auf „Event“. Die Nebelschwaden und Lichteffekte schwächten sich gerade ab, als sich auch die Geheimnisse um SG-Aufstellung lüfteten. Marcin Lijewski hatte seine Mandelentzündung rechtzeitig auskuriert, mischte von Anfang an mit. Leider ohne Fortune! Blazenko Lackovic saß zumindest auf der Bank, während Frank von Behren erst einmal auf der Tribüne Platz nahm.
Von dort sah er, wie sich Joachim Boldsen durchsetzte und das 1:1 erzielte. Ein Spielstand, der aus SG-Sicht leider für lange Zeit der Höhepunkt war. Fortan diktierte eindeutig der THW mit seinen Protagonisten Thierry Omeyer und Nikola Karabatic das Geschehen. Beim 6:2 musste SG-Trainer Kent-Harry Andersson bereits intervenieren. Auszeit! „Wir müssen schnell zurück in die Abwehr“, forderte der Schwede, „um uns guten gegen die Gegenstöße und die schnelle Mitte der Kieler zu organisieren.“
Doch so recht lief es bei der SG auch danach nicht. Dazu kam Pech. Lars Christiansen setzte seinen Siebenmeter an den Pfosten und scheiterte im Nachwurf an Thierry Omeyer. Marcin Lijewski fing einen Gegenstoß ab, der Ball landete aber an den Füßen von Michael Knudsen. Die Kieler zogen bis auf 14:7 davon. In dieser Phase bastelte Kent-Harry Andersson an seiner Aufstellung, brachte Johnny Jensen, Blazenko Lackovic, Dan Beutler – und auch Anders Eggert, der mit einen Konter und einen Siebenmeter-Heber die SG zumindest zwei Mal auf fünf Treffer heranbrachte.
Für Emotionen sorgte eine unglückliche Situation von Johnny Jensen, der mit dem Kopf den Rücken eines THW-Akteurs traf. Nach einer Rangelei bekamen Thierry Omeyer und Joachim Boldsen eine Zeitstrafe. Den Schlusspunkt der ersten 30 Minuten sorgte aber Nikola Karabatic, der mit seinem achten Treffer den Halbzeitstand markierte. „Das war eine grottenschlechte erste Halbzeit“, fluchte SG-Geschäftsführer Thorsten Storm. „Einem Mann wie Nikola Karabatic darf man nicht so viele Freiräume geben.“ SG-Kapitän Sören Stryger stieß ins gleiche Horn: „Wir müssen die Abwehr stabilisieren.“

Tumulte am Ende der ersten Hälfte.

Die zweite Hälfte begann mit einigen Paukenschlägen. Ljubomir Vranjes schlüpfte nun in die Rolle des „Wachhundes“ und kümmerte sich intensiv um Nikola Karabatic. Dan Beutler rüttelte mit einer Glanzparade gegen Dominik Klein seine Vorderleute auf, während die „Zebras“ eine Zeitstrafe nach der anderen sammelten. Höhepunkt: die rote Karte gegen „Altmeister“ Andrej Tschepkin, dessen Faust im Gesicht von Joachim Boldsen landete.
Die SG witterte wieder Morgenluft. Sören Stryger verkürzte auf 18:21. Vor allem Kasper Nielsen als „Linkshänder“ glänzte in dieser Phase, doch der Zwei-Tore-Abstand wollte zunächst einfach nicht gelingen. Zwei Gegenstöße versandeten, dann scheiterte Sören Stryger von der Siebenmeter-Linie an Mattias Andersson. Den „Bann“ brach Blazenko Lackovic zum 25:27. Die SG wippte nun auf der Euphoriewelle, mit einer ungeahnten Leichtigkeit stellten Joachim Boldsen und Sören Stryger den Ausgleich her. 27:27 – Hamburg stand Kopf.
Erst ein „Wembley-Tor“ von Nikola Karabatic löste bei den Kielern den „Schock-Zustand“. Die Color Line Arena erlebte nun ein Kopf-an-Kopf-Rennen, in dem die SG leider noch eine schwache Minute einstreute. Der THW setzte sich auf 32:29 ab, doch die Moral der Nordlichter war einfach unverwüstlich. Blazenko Lackovic, Kasper Nielsen und Ljubomir Vranjes brachten die SG-Fans erneut zum Toben.
Am Ende waren es Wimpernschläge, die den Pokal-Fight entschieden. Während Pelle Linders auf der zum 34:33 für die „Zebras“ traf, scheiterten Blazenko Lackovic und Johnny Jensen an Thierry Omeyer. Zwar eroberte die SG noch einmal den Ball, doch dann war die Zeit abgelaufen. Joachim Boldsen suchte in seiner Enttäuschung das „Positive“: „Nun haben wir vor dem Champions-League-Finale ein Spiel weniger als Kiel.“

Joachim Boldsen: Enttäuschung abhaken, nach vorne schauen.

THW Kiel – SG Flensburg-Handewitt 34:33 (19:12)
THW Kiel: Omeyer (11 Paraden), M. Andersson (5/1 Paraden) – K. Andersson (1), Lundström, Kavticnik (7/1), Lövgren (6/1), Karabatic (13), Zeitz (3), Klein (1), Linders (3), Tschepkin
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (15/1 Paraden), Holpert (1 Parade) – Lackovic (3), Nielsen (5), Eggert (4/2), Jensen (3), Christiansen, Vranjes (5), Stryger (6/2), Johannsen (1), Lijewski, Boldsen (6), Knudsen
Schiedsrichter: Lemme/ Ullrich (Magdeburg); Zeitstrafen: 14:4 Minuten (Karabatic 4, Kavticnik 2, Lövgren 2, Klein 2, Tschepkin 2, Omeyer 2 – Jensen 2, Boldsen 2); Rote Karte: Tschepkin (39., Foulspiel); Siebenmeter: 3/2:6/4 (Beutler hält gegen Kavticnik – Christiansen trifft den Pfosten, Eggert scheitert an Andersson); Zuschauer: 12800 (ausverkauft)
Spielverlauf: Spielverlauf: 1:1 (3.), 3:1 (4.), 6:2 (8.), 9:3 (12.), 10:5 (14.), 12:7 (16.), 14:7 (21.), 16:9 (25.), 16:11 (27.), 17:12 (29.) – 19:15 (33.), 21:16 (37.), 21:18 (38.), 23:20 (40.), 25:22 (43.), 27:23 (45.), 27:27 (50.), 28:28 (52.), 29:29 (55.), 32:29 (56.), 33:30 (58.), 33:33 (59.)


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