Stripes
Stripes
Archiv

Final Four: Der HSV ist Favorit

Ausverkaufte Color Line Arena und ein erlesenes Teilnehmerfeld: Am Sonnabend und Sonntag kämpfen der deutsche Handball-Meister THW Kiel, die SG Flensburg-Handewitt, Titelverteidiger HSV Hamburg und die SG Kronau-Östringen beim Final Four um den deutschen Handball-Pokal. Martin Schwalb wirkte ein bisschen stolz. „Wir sollen der Favorit sein? Es ist eine Ehre für uns, das von den beiden Champions League-Finalisten zu hören“, sagte der Trainer des HSV Hamburg. Uwe Schwenker, der Manager des THW Kiel, und dessen Kollege Thorsten Storm von der SG Flensburg-Handewitt hatten die Hanseaten zuvor zum aussichtsreichen Titelanwärter beim Final Four um den deutschen Handball-Pokal am Wochenende in der an beiden Tagen mit 26 000 Besuchern ausverkauften Hamburger Color Line Arena erklärt.
„Der HSV hat die wenigsten Verletzten. Und auf Grund der sportlichen Entwicklung in den letzten Wochen ist der HSV Favorit“, begründete Schwenker seine Einschätzung auf der gestrigen Pressekonferenz. In der Bundesliga trotzte das Team von Martin Schwalb dem THW in der Ostseehalle ein 33:33 ab, und gegen die Flensburger gewann der letztjährige Pokalsieger anschließend in eigener Halle mit 33:31. „Die Hamburger sind Titelverteidiger und haben Heimrecht. Das macht sie zum Favoriten“, sagte Storm.
Zudem haben die Hamburger mit der SG Kronau/Östringen im ersten Halbfinalspiel am Sonnabend (13.15 Uhr/live N3 und SWR) die vermeintlich leichtere Aufgabe zu bewältigen, bevor die beiden schleswig-holsteinischen Rivalen um 15.15 Uhr (live N3) um den Endspiel-Einzug kämpfen. Und vielleicht spielt es den Gastgebern in die Karten, dass der THW und die SG in den kommenden Wochen gleich vier Mal die Klingen kreuzen – und das DHB-Pokalspiel ist dabei die Begegnung mit dem geringsten sportlichen Wert. In elf Tagen stehen sich die Erzrivalen in der Campushalle im Finalhinspiel der Champions League gegenüber, eine Woche später folgt dann das Rückspiel in der Ostseehalle, und am 26. Mai kann am vorletzten Spieltag in Flensburg die Vorentscheidung im Kampf um die deutsche Meisterschaft fallen. „Es ist schade, dass durch diese Ballung an Highlights das Final Four etwas abgewertet wird“, sagte Storm, bekräftigte aber zugleich, nach 2003, 2004 und 2005 zum vierten Mal in Hamburg triumphieren zu wollen. „Wir haben sehr schöne Erinnerungen an die Color Line Arena und hoffen, dass es so bleibt. Wenn man das Final Four erreicht, dann will man es auch gewinnen.“

Thorsten Storm: "Wenn man das Final Four erreicht, möchte man es auch gewinnen."

Schwenker pflichtete seinem Kollegen bei. „Man kann nicht nach Hamburg kommen, um dann mit 60, 70 oder 80 Prozent zu spielen. Das ist auch mit unseren Jungs nicht möglich.“ Immerhin liegt der letzte Pokaltriumph der Kieler schon sieben Jahre zurück. „Es wird Zeit, dass wir den Pokal mal wieder an die Kieler Förde holen“, meinte THW-Mannschaftskapitän Stefan Lövgren. „Gleichwohl wird es wichtig sein, auch mit Blick auf die nächsten Aufgaben möglichst ohne Verletzte durch das Final Four zu kommen“, fügte Schwenker an. Und deshalb verzichtet der THW Kiel, ebenso wie die SG Flensburg-Handewitt, im Falle eines vorzeitigen Scheiterns, auf das Spiel um Platz 3 am Sonntag. Schließlich stehen für die schleswig-holsteinischen Teams wichtigere Dinge in den kommenden Wochen an.
Doch auch für den HSV beginnen am Sonnabend die „Wochen der Wahrheit“. Nach dem Final Four folgt eine Woche später das Finalhinspiel im Europapokal der Pokalsieger gegen Ademar Leon, eine Woche später das Rückspiel, und auch im Kampf um die deutsche Meisterschaft liegen die Hamburger mit nur zwei Punkten Rückstand auf den THW noch aussichtsreich im Rennen. „Jetzt wollen wir aber erst einmal unseren ersten Titel“, sagte Schwalb, der sein Team – anders als Schwenker und Storm – beim Final Four nicht in der Favoritenrolle sieht. „Alle vier Teams befinden sich auf Augenhöhe.“ Und deshalb warnte der HSV-Coach, sich vorab nur noch über den Finalgegner am Sonntag zu unterhalten. „Kronau hat im vergangenen Jahr den THW im Halbfinale besiegt. Warum sollte denen nicht wieder eine Überraschung gelingen? Und nach der letztjährigen Finalniederlage sind sie gegen uns sicherlich besonders motiviert. Letztlich wird die Tagesform entscheiden“, glaubt Schwalb. „Vom Tabellenbild sind wir nur krasser Außenseiter. Aber wir werden unsere Chance suchen, auch weil die Saison nicht so gut gelaufen ist“, kündigte Jürgen Schwiezer, Beiratsmitglied der SG Kronau, an. „Favoriten sind allerdings die anderen. Der THW, Flensburg-Handewitt – und nicht zuletzt der HSV.“

Splitter

Startgeld: Finanziell hat sich die Teilnahme am Final Four für die Mannschaften schon im Vorfeld gelohnt. Rund 120 000 Euro Startgeld erhält jeder Verein – unabhängig von der Platzierung.
Kein Platzierungsspiel: Der Verlierer des zweiten Halbfinals zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt hat vorab auf das Platzierungsspiel verzichtet. Damit ist der Verlierer des ersten Halbfinals zwischen dem HSV Hamburg und der SG Kronau-Östringen automatisch Dritter. Sollten sich beide Pokalfinalisten für die Champions League qualifizieren, wäre der Dritte damit automatisch für den Europacup der Pokalsieger qualifiziert.
Weltmeisterliche Stimmung: Die Kölner Kultband „Höhner“ wird am Sonntag mit ihrem Erfolgshit „Wenn nicht jetzt, wann dann“ vor dem Finale für weltmeisterliche Stimmung in der Color Line Arena sorgen. Der Song war die offizielle Hymne der deutschen Nationalmannschaft bei der WM.