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Lokal Heros gegen die SG-Weltauswahl

"Wir wollen vor einem großen Publikum zeigen, dass auch Flensburger guten Handball spielen können", formuliert Christian Lutter die Zielvorgabe, wenn Regionalligist DHK Flensborg heute Abend im Pokalwettbewerb in Idrætshallen gegen den großen Nachbarn SG Flensburg-Handewitt antritt (Anpfiff 20 Uhr, Live-Ticker ab 19.30 Uhr).
Der DHK-Coach macht allerdings auch keinen Hehl daraus, dass die Frage nach dem Ausgang der Zweitrunden-Begegnung sich eigentlich nicht stellt. "Es ist vermessen und unrealistisch zu denken, dass wir diesen Gegner bezwingen könnten. Aber das soll nicht heißen, dass wir uns verstecken werden. Im Gegenteil. Wir werden nicht auf Ergebnis spielen, sondern volles Pfund Tempo gehen."
Sein Gegenüber, SG-Trainer Viggo Sigurdsson, will gegen den kleinen Bruder nichts dem Zufall überlassen und bat gestern Abend seine Mannschaft zur Video-Vorführung. "Es ist gefährlich zu glauben, man hat so ein Spiel automatisch gewonnen. Wir werden die Partie sehr ernst nehmen und haben kein Alibi, um nicht eine starke Leistung zu zeigen."
Trotz des aus regionaler Sicht betrachtet seltenen Duells gehen die Blicke des Vizemeister schon einen Schritt weiter - mit dem Heimspiel gegen den RK Zagreb startet die SG Flensburg-Handewitt nämlich am kommenden Donnerstag (19 Uhr, Campushalle) in die Gruppenphase der Champions League. "Da kommt das Spiel beim DHK als Vorbereitung eigentlich ganz gelegen", meint Sigurdsson.

Joachim Boldsen soll Verantwortung übernehmen.

Freude über die "lösbare Aufgabe" direkt vor der eigenen Haustür herrscht beim großen Favoriten aber nicht nur wegen der strapazenfreien Anreise. Immerhin hat der Isländer nach den jüngsten Punktverlusten in der Bundesliga gegen Lemgo und Kronau-Östringen so etwas wie eine "positive Unruhe" im Team ausgemacht. "Es gefällt mir sehr, dass dieser Verein die Niederlage in Kronau nicht akzeptiert. Wir haben ja nicht gerade überrragend gespielt und wurden von einem stärkeren Gegner besiegt. Das wäre ja akzeptabel gewesen. Wir haben einfach die Linie verloren und deshalb gegen Lemgo und Kronau drei Punkte verschenkt."
Über die Ursache, warum seine Schützlinge in den bisherigen Bundesliga-Spielen kaum einmal über eine volle Spieldistanz überzeugen konnten, herrscht nach Aussage von Sigurdsson mittlerweile Klarheit. "Die Spieler verstecken sich, wenn Probleme auftauchen. Darüber haben wir gesprochen und werden alles daransetzten, es abzustellen." In Person sind damit zunächst einmal die beiden Spielmacher Joachim Boldsen und Ljubomir Vranjes gemeint. "Sie sind die Leader und jetzt gefordert", verdeutlicht Sigurdsson. Kritische Töne in Form einer persönlichen Leistungs-Bewertung werden sich allerdings auch alle anderen SG-Spieler zur Gemüte führen müssen. "Wir haben nach den ersten sechs Bundesliga-Spielen für jeden einzelnen Spieler eine Bilanz angefertigt. Danach weiß man spätestens, wo man steht", erklärt Sigurdsson diese einmalige Vorgehensweise. "Ich bin kein Typ von Krisensitzungen, sondern mache das auch nur ein einziges Mal."
Gespannt darf der Zuschauer daher nicht nur darauf sein, wie sich der Außenseiter gegen die Übermacht aus der Affäre zieht, sondern ob die SG nach der umfassenden Manöverkritik tatsächlich mit einem "Chef" auf dem Platz zu neuen Ufern aufbrechen wird.
Christian Lutter dürfte das allerdings egal sein, gilt es doch eigene Ziele zu erreichen. "Wir wollen uns kampfstark, spielfreudig und als Team zeigen. Vor allem verlange ich Kampf." Immerhin blickt auch der DHK einem richtungsweisenden Spiel entgegen. Drei Tage nach dem Duell gegen Jan Holpert, Lars Christiansen und Co. gastiert nämlich die zweite SG-Mannschaft als Regionalliga-Konkurrent beim SdU-Vertreter.
Der DHK weist darauf hin, dass es an der Abendkasse noch ausreichend Eintrittskarten erworben werden können. Aufgrund der beschränkten Parkplatz-Situation wird zudem eine rechtzeitige Anfahrt empfohlen.