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Kent-Harry Andersson analysiert den FC Barcelona

Am vergangenen Sonntag begann für Kent-Harry Andersson die heiße Phase der Vorbereitung auf das „Spiel des Jahres“, wie es der SG-Trainer apostrophierte. Rechtzeitig war Post aus Schweden eingetroffen. Absender: Staffan Olsson, Trainer von Hammarby IF, der Videos von den Spielen seiner Mannschaft in der Champions League-Vorrunde gegen den FC Barcelona eingepackt hatte. Beide gingen verloren: 28:33 im Palau Blaugrana, 31:34 in eigener Halle. Der akribische Analytiker Andersson hat seine Sammlung von bewegten Bildern der katalanischen Ausnahmemannschaft damit auf fünf Spiele erweitert. Diese hat der SG-Trainer in vielen Stunden vor dem Fernseher und am Computer ausgewertet.
Exklusiv für unsere Zeitung gibt  Kent-Harry Andersson einen Überblick über seine Analyse des FC Barcelona und benennt die Stärken und mögliche Schwachpunkte der Spanier auf den einzelnen Positionen:

Tor: „Mit David Barrufet und Venio Losert ist Barcelona erstklassig besetzt, wenn auch nicht mehr ganz so stark wie mit dem früheren Celje-Keeper Dejan Peric, der nach Veszprem gewechselt ist. Barrufet ist bei Spaniens Nationalmannschaft seit vielen Jahren die erste Wahl, Losert spielte bei der Weltmeisterschaft für Kroatien und hat in den Spielen gegen Hammarby sehr gut gehalten. Ein sehr erfahrenes Duo.“

Torwart-Denkmal David Barrufet

Kreis: „Hier hat Barça zwei ganz unterschiedliche Typen. Der Kroate Igor Vori ist mit 2,03 Metern und 110 Kilo ein Riese, der natürlich meistens hoch angespielt wird. Er ist nicht so beweglich, stellt aber eine gute Sperre. Mein alter Freund aus Nordhorn, Dragan Skrbic, ist mit 1,91 Metern deutlich kleiner und ein wendiger, kämpferischer Kreisläufer. Viele Jahre war Dragan auf dieser Position der Beste der Welt. Ich habe ihm eine SMS geschickt: Er soll mir wieder Mandarinen mitbringen. Dragan hatte schon zu Nordhorner Zeiten ein Haus in Spanien, mit einer Mandarinenfarm, und von jedem Besuch dort hat er mir zwei Tüten von diesen leckeren Früchten mitgebracht. Was das sportliche angeht, darf ich wohl keine Geschenke erwarten.“
Rückraum: „Da hat Barcelona viele große Namen und viele Möglichkeiten. In der Mitte spielt Iker Romero, der vor zwei Jahren der überragende Spieler des WM-Turniers war, das Spanien gewann. Diese Form hatte er zuletzt nicht, aber er ist ein gefährlicher Shooter, auf den man immer aufpassen muss. Halblinks spielt der Franzose Jerome Fernandez, der bei der WM nicht so sehr auffiel, weil er in der Nationalmannschaft wegen der Konkurrenz durch Narcisse und Karabatic oft auf der anderen Seite spielen muss. Im rechten Rückraum hat Barcelona mit Laszlo Nagy einen außergewöhnlichen Spieler. Er hat ein gutes Spielverständnis, kann auch in der Mitte eingesetzt werden. Nagy hat ein unglaubliches Potenzial und ist eigentlich der beste Linkshänder der Welt. Ich habe aber den Eindruck, dass er oft nur 60 bis 70 Prozent seiner Möglichkeiten ausschöpft. In Salvador Puig hat Barcelona noch eine sehr gute Linkshänder-Alternative. Joan Canellas ist ein weiterer Spielmacher, und ich wundere mich ein wenig, dass diese Variante nicht häufiger genutzt wird. Wenn Canellas die Fäden zieht, spielen die Spanier besser im Kollektiv als mit drei Schützen im Rückraum. Fernandez, Romero und Nagy helfen sich gegenseitig nicht so sehr. Das brauchen sie bei ihren individuellen Qualitäten auch nicht. Jonas Larholm galt lange Zeit als das größte Talent in Schweden. In Barcelona ist für ihn die Konkurrenz bisher zu groß. Jonas wird nur eingesetzt, wenn Barça klar in Führung liegt.“

Jerome Fernandez

Außen: „Juan Garcia auf dem linken Flügel ist ein sehr technischer Spieler, der über Diagonalpässe gut mit dem Kreis zusammen arbeitet. Hinter ihm steht das Talent Cristian Ugalde. Auf der rechten Seite  spielt ein sehr starker junger Mann: Victor Tomas verfügt über viele Wurfvarianten und ist gut im Tempogegenstoß.“
Abwehr: „Lauter Riesen, perfekt für eine defensive 6:0-Formation. Nagy mit 2,09 m und Vori mit 2,03 m bilden die Innenverteidigung. Ausschließlich in der Deckung spielt auch Nenad Perunicic (2,03 m), seine Schulter lässt Einsätze vorn nicht mehr zu. Nur in Überzahl spielt Barcelona eine 5:1 mit Vori als Spitze. Für unser Angriffsspiel bedeuten die defensive Ausrichtung der spanischen Abwehr und der starke Innenblock, dass wir nicht zu sehr über die Mitte kommen dürfen.“