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Bringt die Schnapszahl 111 der SG Glück?

Darauf hat die SG Flensburg-Handewitt lange warten müssen. Fast 13 Jahre und 110 Spiele hat es gedauert, bis die Flensburger im Handball-Europapokal das große Los zogen. Im Viertelfinale der Champions League geht es am Freitag (19.15 Uhr, Campushalle/live in Eurosport) gegen den FC Barcelona. „Ein Traumlos“, frohlockte Geschäftsführer Thorsten Storm bereits bei der Auslosung. „Einen klangvolleren Namen im Handball gibt es nicht.“
Recht hat er. Mit dem FC Barcelona gastiert die erfolgreichste Vereinsmannschaft der Welt an der Förde. Kein Team hat in den 90ern und zu Beginn des 21. Jahrhundert den europäischen Handball so geprägt wie das Team aus der Hauptstadt Kataloniens. Kein Team hat so oft den Europapokal der Landesmeister und die Champions League gewonnen wie die Blau-Roten – zuletzt im Jahr 2005. „Es wird schwer, aber es ist nicht unmöglich“, sagt SG-Trainer Kent-Harry Andersson vor den beiden Duellen mit dem großen FC. „Wir können es schaffen, auch wenn wir erst zu Hause spielen müssen“, glaubt Torjäger Lars Christiansen vor dem 111. Europapokalspiel der SG Flensburg-Handewitt seit 1995. Und vielleicht bringt die Schnapszahl dem derzeitigen Bundesliga-Spitzenreiter ja Glück.
Die Spanier jedenfalls kommen mit großen Respekt in den hohen Norden der Bundesrepublik. Selbst FC-Superstar Laszlo Nagy wagt keinen Tipp. „Abgerechnet wird erst nach zwei Spielen. Zum Glück haben wir das Rückspiel zu Hause“, sagt der 26-jährige Ungar, der seit sechs Jahren das Barça-Trikot trägt. Vor allem der Auftritt im Achtelfinal-Rückspiel gegen Pivovarna Celje hat die Spanier beeindruckt. „In eigener Halle sind die Flensburger zu allem fähig“, so Nagy.

Dürfen Marcin Lijewski und Blazenko Lackovic wieder jubeln?

Dass die SG das erste Spiel vor heimischer Kulisse austragen muss, ist mit Sicherheit  kein Vorteil. Doch die Spieler wissen um ihre eigene Stärke und um die Schwächen des FC Barcelona. „Die Mannschaft ist nicht mehr so dominant wie noch vor einigen Jahren“, sagt Thorsten Storm. Belegt wird die Aussage des SG-Geschäftsführers durch einen Blick auf die Tabelle der Liga Asobal. Dort belegt der FC hinter Portland San Antonio, Ciudad Real und Ademar Leon derzeit mit 25 Punkten und sieben Zählern Rückstand auf den Spitzenreiter lediglich Platz vier. Der Titel ist damit fast schon verspielt, und somit gilt die ganze Konzentration der „Königsklasse“. Allerdings rumort es kräftig im Hintergrund. Der Verein ist mit Trainer Xesco Espar und der Leistung einiger Spieler unzufrieden. Der Vertrag mit dem Coach wird nicht verlängert, und auch die Mannschaft steht vor einem Umbruch. Der FC ist auf Einkaufstour, so sollen die beiden dänischen Nationalspieler Kasper Hvidt (Tor) und Jesper Noddesbo (Kreis) bei den Katalanen bereits unterschrieben haben.
Die Unruhe hinter den Kulissen in Barcelona kann den Flensburgern nur recht sein. Sie können davon profitieren. Und sie sind „heiß“ – insbesondere zwei Akteure: Torhüter Jan Holpert, der zum Saisonende seine wohl einmalige Handball-Karriere nach 21 Jahren beenden wird, und Joachim Boldsen, der die SG im Sommer verlässt. Beide möchten sich natürlich mit einem Titel verabschieden – am liebsten mit dem in der Champions League. Vom Europacup-Gewinn  träumt auch SG-Trainer Kent-Harry Andersson, nachdem die SG 2004 im Finale knapp an Celje gescheitert war. „Die Champions League zu gewinnen, das ist das größte für jeden Trainer“, sagt der Schwede.