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Laszlo Nagy - Superstar mit Rentenvertrag

Der Mann ist zu beneiden. Wer kann von sich behaupten, als 26-jähriger Handballer bereits ausgesorgt zu haben, wenn nichts Unvorhergesehenes geschieht? Laszlo Nagy kann es. Der ungarische Nationalspieler besitzt beim FC Barcelona einen „Rentenvertrag“ bis zum Jahr 2013. „Vor zwei Jahren hat der Verein mir dieses Angebot gemacht. Da konnte ich nicht nein sagen“, erzählt der 2,09 Meter lange Linkshänder.
Von einem solchen Kontrakt können andere Hochleistungssportler nur träumen. Zwei bis drei Jahre maximal laufen Verträge im Schnitt. Doch Laszlo Nagy ist ein Ausnahme-Athlet. Schon im zarten Jugendalter wurde der erfolgreichste Handballclub der Welt auf das Talent aufmerksam und schloss sofort einen Vorvertrag mit dem Ungarn, damit ihn kein anderer Club den Spaniern vor der Nase wegschnappen konnte. Seit 1999, als er mit 18 Jahren als jüngster Spieler aller Zeiten sein WM-Debüt in Ägypten gab, spielt Nagy mittlerweile für die Katalanen, seit 2001 in der ersten Mannschaft,  und er hat seither mit dem Club alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Natürlich auch die Champions League –  in der Saison 2004/2005.

Laszlo Nagy.

Nagy kennt sich mit Gegnern aus Deutschland aus. Schon mehrfach hat er gegen den THW Kiel gespielt – zumeist siegreich. Aber noch nie hat er es in einem Pflichtspiel mit der SG Flensburg-Handewitt zu tun gehabt. Als die SG bei der Vereins-EM 2000 auf den großen FC Barcelona traf, war Nagy noch nicht dabei. Trotzdem weiß der Linkshänder einiges über den Viertelfinalgegner, schließlich verfolgt er das Geschehen in der Königsklasse aufmerksam. „Die Flensburger haben bewiesen, dass sie in eigener Halle zu allem fähig sind“, sagt Nagy im Rückblick auf das packende Achtelfinalduell mit Celje Pivovarna Lasko. Da machte die SG im Rückspiel einen 30:40-Rückstand wett und zog dank des 36:26 doch noch in die Runde der letzten Acht ein. „Deshalb sind wir ganz froh, dass wir das Rückspiel in Barcelona haben“, sagt Nagy mit einem Grinsen. Auf einen Tipp will sich der 2,09-m-Hüne aber nicht einlassen. „Erst nach dem zweiten Spiel werden wir wissen, ob wir weiter sind oder nicht.“
Nach Torhüter David Barrufet, der seit 19 Jahren das Barca-Trikot trägt, ist Laszlo Nagy der dienstälteste Spieler im blau-rot gestreiften Dress und damit eine Führungspersönlichkeit auf dem Spielfeld. Ein Beleg dafür, dass sich in den vergangenen Jahren das Personalkarussell heftig gedreht hat. „Wir haben inzwischen eine ganz andere Mannschaft als die, die  bis Ende der 90er Jahre alles dominierte“, berichtet Nagy.  Die Konkurrenz im eigenen Land ist größer geworden. Ciudad Real und Portland San Antonio spielen längst auf Augenhöhe mit dem ehemaligen Vorzeigeclub. So verwundert es auch nicht, dass  Barcelona im neuen Jahrhundert erst zwei Meistertitel holte und in der aktuellen Tabelle lediglich auf Rang vier liegt.  „Das Interesse der Zuschauer ist bei uns sehr abhängig von den Ergebnissen“, erzählt Nagy.  Doch in den Heimspielen der Champions League  ist der Palau Blaugrana fast immer ausverkauft.
Seit sechs Jahren spielt Nagy in Spanien. Und der Verband hat deshalb schon mehrfach angefragt, ob Nagy nicht die spanische Staatsbürgerschaft annehmen wolle, um der Nationalmannschaft zu helfen. Bislang ohne Erfolg. „Ich bin Ungar, noch denke ich in ungarischen Farben“, sagt Nagy. Zumindest im Augenblick noch. Denn das große Ziel, die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking, haben die Ungarn als WM-Neunter verpasst. Doch der spanische Verband hat noch Chancen. „Ich liebe Spanien“, sagt Nagy, „und möchte meine Karriere auch dort ausklingen lassen“. Wer einen „Rentenvertrag“ in der Tasche hat, kann so einen Satz ganz gelassen aussprechen.