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Barcelona bleibt auf „halber Strecke“ stecken

Der FC Barcelona hatte alles versucht, um doch noch einen „hundertprozentigen“ Erfolg zu erringen. Doch irgendwie blieb alles auf „halber Strecke“ stecken. Über die Medien der katalonischen Metropole sollte eine lautstarke Unterstützung mobilisiert werden, am Ende war der legendäre „Palau Blaugrana“ gerade einmal halbvoll. Zehn Tore hätte der siebenfache Königsklassen-Triumphator aufholen müssen, um das Wunder zu realisieren, am Ende waren es nur fünf. Der große „System-Vergleich“ ging damit endgültig an den Bundesligisten. „Wir setzten mehr auf Kollektiv und Spielsystem“, philosophierte ein sichtlich zufriedener SG-Manager Thorsten Storm. „Barca auf die individuelle Stärke seiner Akteure.“
Nach den 60 Minuten sahen alle Beteiligten in den Flensburgern den verdienten Gesamtsieger. Meinungsverschiedenheiten gab es nur in den Details. Hatte der deutsche Vize-Meister noch einmal Nerven gezeigt oder waren die Rückstände, die nie den Fünf-Tore-Pegel überschritten, nur normale Ausrutscher in einer Auswärtspartie? Vor allem fünf Minuten vor der Pause und zehn Minuten nach Wiederbeginn drohte den Gästen größeres Ungemach. Beim ersten Anlauf hatte Barcelona Pech mit einigen Pfostentreffern, später scheiterten sowohl Iker Romero als auch Juanin Garcia von der Siebenmeter-Linie am abermals überragenden Dan Beutler im SG-Gehäuse. „Wir sind nie richtig in eine Krise geraten“, meinte SG-Trainer Kent-Harry Andersson. „Wenn es mal ein wenig enger wurde, haben wir uns mit viel Routine befreit.“
Besondere Komplimente ernteten neben Dan Beutler und dem umsichtigen Spielmacher Ljubomir Vranjes („Wir haben immer die Ruhe bewahrt“) vor allem der Abwehr-Mittelblock. Obwohl Johnny Jensen kurz vor Halbzeit mit Knie-Problemen passen musste, hielten die Dänen Michal Knudsen und Kasper Nielsen tapfer durch. Lediglich „Leitwolf“ Iker Romero machte seine Stiche, die letztendlich aber nicht reichten.

Michael Knudsen traf sechs Mal.

Zwar operierte Barcelona diesmal etwas schneller, der entscheidende „Impuls zum Wunder“ fand sich aber nicht. Im Mute der Verzweiflung ließ Xesco Espar seine Truppe in diversen Abwehr-Formationen operieren. Die 6:0- und 5:1-Varianten mündeten in ein ernüchterndes 24:23 (53.), eine offene Manndeckung provozierten nur noch einen kräftigen Torreigen in der Schlussphase. Einen kleinen Tumult gab es in der letzten Minute. Plötzlich standen sich Lars Christiansen und Dragan Skrbic gegenüber. Der Serbe kniff den Dänen in den Nacken, dieser revanchierte sich mit einer Tätlichkeit und sah „rot“.

Die Trainer-Stimmen
Kent-Harry Andersson, SG Flensburg-Handewitt: „Ich hatte nie das Gefühl, dass das Spiel in die Hose gehen könnte. Dafür waren wir insgesamt gesehen zu stabil.“
Xesco Espar, FC Barcelona: „Flensburg war über zwei Spiele gesehen die bessere Mannschaft. Wir hätten heute schon ein Wunder gebraucht, um doch noch das Halbfinale zu erreichen.“

SG Flensburg-Handewitt: „Aura des Weiterkommens“

Die SG übernachtete in Leverkusen.

Blackburn, Barcelona, BayArena – ein „magisches Dreieck“, das zwei deutschen Ballsport-Vertretern die Qualifikation für die nächste europäische Ebene ermöglichte. Nachdem Bayer Leverkusen auf der britischen Insel ein wichtiges 0:0 im UEFA-Cup erkämpfte, zog die SG Flensburg-Handewitt nach einer zu verkraftenden Niederlage in Spanien zum dritten Mal nach 2004 und 2006 ins Halbfinale der Champions League ein. Der Clou: Vor dem Flug nach Barcelona hatten die Handballer im Lindner Hotel BayArena übernachtet und dort schon einmal an der „Aura des Weiterkommens“ geschnuppert.
An Bord des Fliegers hatte der SG-Tross allerdings ein Negativ-Erlebnis: eine Bundesliga-Pleite in Köln. Das 26:33 gegen den VfL Gummersbach hatte Flensburgs Coach Kent-Harry Andersson ein wenig verunsichert. „Zehn Tore hören sich ja viel an, aber im Handball kann es bekanntlich schnell gehen“, sinnierte der Schwede und kam zum Entschluss, „dass wir von den drei Bundesligisten noch die schwerste Aufgabe vor uns haben.“ Nur die frühe Anreise zwei Tage vor dem Anwurf stimmte ihn zuversichtlicher. „Wir haben genug Zeit, uns ausreichend zu akklimatisieren.“
In der Tat wirkten die März-Sonne am Mittelmeer, der azurblaue Himmel und ein über 20 Grad steigendes Thermometer wie die beste Seelen-Therapie. „Zuhause hätte ich mich aufs Zimmer verkrochen und nur über die Ursachen der Niederlage in Köln gegrübelt“, freute sich nicht nur SG-Keeper Dan Beutler über den trainingsfreien Donnerstag. Am Freitag bereiteten Video-Analyse und die „Generalprobe“ im „Palau Blaugrana“ auf den Ernst vor. Mit Erfolg. Am Samstagabend wurde die Bestätigung, zu den besten Vereins-Teams der Welt zu zählen, mit einem Besuch in einer Tapas-Bar gefeiert. Marcin Lijewski sprach das aus, was alle dachten: „Im Halbfinale wollen wir uns gegen Gummersbach für die jüngste Schlappe revanchieren.“ Das überraschende "Aus" der Bundesliga-Konkurrenz gegen Valladolid zog man nicht ins Kalkül.