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"Königliche" Signale

Wer von den Handballern der SG Flensburg-Handewitt in dieser Saison bislang einen echten Beweis vermisst hat, dass sie zur absoluten Weltspitze gehören, der ist am Freitag komplett davon überzeugt worden. Mit einer sensationellen Bravourleistung demontierte der deutsche Vizemeister im Viertelfinal-Hinspiel der Champions-League den mächtigen FC Barcelona mit 31:21 (13:10)-Toren und warf sich damit in den engsten Anwärterkreis auf die Vereins-Krone Europas.
Nach 2004 und 2006 steht das Team von Trainer Kent-Harry Andersson erneut vor dem Sprung ins Halbfinale. "Wir haben gegen Barcelona erst eine Halbzeit gewonnen. Und wenn man bedenkt, dass die Spaniern gerade gedemütigt worden sind, kann man sich vorstellen, was uns im Rückspiel erwartet. Doch bevor wir uns damit beschäftigen, richten wir unsere Konzentration auf das schwere Auswärtsspiel beim VfL Gummersbach", fasste SG-Manager Thorsten Storm eher nüchtern zusammen.
Nun gut, Freudenstimmung herrschte schon im Lager des Bundesliga-Spitzenreiters und laut Storm und Andersson sollte "auch ein bisschen gefeiert werden". Wer aber angesichts des unerwarteten Kantersieges gegen die erfolgreichste Vereinsmannschaft der Welt meterhohe Jubelsprünge und tränenreiche Umarmungen als Ausdruck der Glückseligkeit vermutet hatte, suchte danach vergeblich in den Katakomben der Campushalle. "Wir sind mit den Spitzenteams aus Spanien aber auch aus Deutschland auf Augenhöhe. Das haben auch die 60 Minuten gegen Barcelona bewiesen. Wir sind auf einem guten Weg und fahren jetzt gestärkt nach Gummersbach", richtete Storm eine Kampfansage an den Tabellendritten.

Freude über das erste Etappenziel

Zufrieden, aber gefasst genoss auch Marcin Lijewski den Triumph gegen den siebenfachen Champions-League-Sieger aus Barcelona. "Wir haben sehr stark in der Abwehr gestanden und Dan Beutler war überragend", so der Pole, der selbst fünf Treffer zum Kantersieg beigetragen hatte. "Allerdings", räumte der Linkshänder ein, "heute hätten wir noch deutlicher gewinnen müssen. Denn Barcelona ist auch in der Lage, uns mit zehn Toren zu schlagen." Um nicht am kommenden Sonnabend im Palau Blaugrana, der 8000 Zuschauer fassenden Wohnstube des FC, ein weiteres Beispiel dafür zu liefern, dass Erfolge mit zweistelliger Tordifferenz ein Weiterkommen keinesfalls garantieren, fordert Lijewski: "Wir wollen auch das Rückspiel gewinnen."
Diese Ankündigung konnte Barcelona-Manager Xavier O´Callaghan nach der soeben erteilten Abfuhr auch nicht weiter schockieren. "Das war sehr schmerzhaft", gestand der ehemalige Weltklasse-Spieler, "und sehr schwer für uns wieder wettzumachen. Aber ausgeschieden sind wir noch lange nicht."

In der Tat werden die Katalanen mit Sicherheit nicht noch einmal gegen die SG Flensburg-Handewitt derart bewegungsarm und überheblich agieren, wie am vergangenen Freitag. Vor allem die Rückraum-Achse um die internationalen Topstars Iker Romero, Jerome Fernandez und Laszlo Nagy hatten gegen eine in Weltklasseform aufspielende SG-Defensive über 60 Minuten keinen Stich. Gestützt auf die 23 teilweise spektakulären Paraden des überrragenden Dan Beutler im Tor wuchsen die Gastgeber in der 6:0-Abwehr über sich hinaus.
Flink und aggressiv auf den Beinen legten die Gastgeber nach dem 13:10 zur Pause noch einen Gang zu und verpassten dem Abonnement-Sieger mit dem 31:21-Endstand eine eiskalten Abfuhr. Die ausgetüftelte Taktik von Andersson war an diesem denkwürdigen Tag zu 100 Prozent aufgegangen.