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Traumfinale dank Teufelskerl Beutler

Die SG Flensburg-Handewitt hat es geschafft: Trotz einer 24:25 (11:13)- Niederlage im Halbfinal-Rückspiel bei CBM Valladolid erreichte der deutsche Vizemeister das Finale der Champions League gegen den THW Kiel. Held des Abends war Torhüter Dan Beutler, der in letzter Sekunde einen Siebenmeter parierte. Das Hinspiel hatten die Flensburger mit 32:30 gewonnen. Der Jubel kannte keine Grenzen. Alle Spieler der SG Flensburg-Handewitt rannten nach dem Schlusspfiff wie entfesselt auf Dan Beutler zu und begruben den „Helden des Tages“ unter sich.
Die SG feiert ihren „Helden des Abends“: Torhüter Dan Beutler rettete mit einem gehaltenen Siebenmeter in der Schlusssekunde den Finaleinzug. Foto: dpa
Wenige Sekunden zuvor hatte der Torhüter mit einem gehaltenen Strafwurf gegen Linkshänder Parrondo seine SG ins Finale der Champions League geführt. Der Kampf gegen CBM Valladolid, 6300 Fans und die slowenischen Schiedsrichter Krstic und Ljubic war gewonnen, der Ritt auf der Rasierklinge erfolgreich gemeistert. Das 24:25 (11:13) im Halbfinal-Rückspiel reichte, um ins Traumfinale gegen den Erzrivalen THW Kiel einzuziehen.
„Das war einfach ein Reflex. Gedacht habe ich nichts. Das war einfach Glück, dass er mich an der Hüfte erwischt hat“, beschrieb der Matchwinner seine Heldentat, über die sich auch SG-Präsident Frerich Eilts „wie ein Kind freute“: „Ich habe den Spielern vorher gesagt, dass sie heute ihre vermeintlichen Grenzen überschreiten müssen. Das haben sie getan“, freute sich Eilts.
Davon war zunächst aber nichts zu sehen im „Hexenkessel“ Pabellon Pisergua, der von der ersten Minute an mächtig am Kochen war. Die über 6300 Zuschauer veranstalteten einen Höllenlärm und trieben ihre Mannschaft gleich zu Großtaten. 6:1 (11.) und 10:4 (18.) hieß es – der wie paralysiert wirkenden SG drohte ein vorzeitiger Knock-out. Doch der deutsche Vizemeister kämpfte sich zurück ins Spiel. Trotz zahlreicher äußerst strittiger Entscheidungen der slowenischen Schiedsrichter, trotz einer phasenweise ganz schwachen Chancenverwertung, trotz großer Probleme mit der 5:1-Deckung der Spanier und dem eigenen Überzahlspiel.
„Der Schlüssel zum Sieg war heute der Kampfgeist. Wir sind als echte Mannschaft aufgetreten und haben nie aufgehört an uns zu glauben“, meinte SG-Manager Thorsten Storm nach dem 60-minütigem Handball-Krimi. Die SG war in der zweiten Halbzeit ständig auf Tuchfühlung zum Gastgeber (21:19/22:21) geblieben – trotz vieler Handicaps. Knudsen konnte gar nicht spielen, Lackovic und Boldsen nur unter großen Schmerzen, dazu hatte Lijewski früh die zweite Zeitstrafe erhalten.
In einer dramatischen Schlussphase wogte es hin und her. Mal hatte Valladolid das Final-Ticket in der Hand, mal die Flensburger. Höhepunkt dieser Nervenschlacht waren die letzten 30 Sekunden. Beim Stand vom 25:24 für die Spanier hatte die SG Ballbesitz und somit die Chance, den Spaniern den Todesstoß zu versetzen. Aber die Rechnung hatten die Flensburger ohne die beiden Unparteiischen gemacht. Statt Siebenmeter bekam Blazenko Lackovic ein Stürmerfoul angerechnet. Nun hatten Gull, Muratovic und Co. wieder einen Matchball. Im Überzahl holten sie in der Schlusssekunde einen Strafwurf heraus. Die Halle tobte, der Flensburger Traum vom zweiten Finaleinzug nach 2004 war kurz vor dem Platzen. Doch dann kam der große Moment von Dan Beutler. Er hielt den Wurf von Linkshänder Parrondo – Finale! Der Rest war Flensburger Jubel. „Ich bin mächtig stolz, hier bestanden zu haben“, sagte Marcin Lijewski: „Wir haben gewonnen. Gegen einen starken Gegner, gegen ein tolles Publikum und gegen unglaubliche Schiedsrichter.“