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SG übt sich in positivem Denken

Auf einem Polster von zwei Toren lässt es sich kaum entspannt ruhen. Und doch hörten sich Spieler und Trainer der SG Flensburg-Handewitt nach dem 32:30 (17:15)-Sieg über den BM Valladolid im Halbfinale-Hinspiel der Champions League fast noch zuversichtlicher an als vor vier Wochen nach dem Zehn-Tore-Triumph über den FC Barcelona.
Gegen den Rekordsieger der Königsklasse war der deutsche Handball-Vizemeister nah an die Grenzen seines Könnens gegangen. Man ahnte, dass ein solch grandioses Spiel in Barcelona nicht zu toppen sein würde. Das stellt sich nun ganz anders da. "Unterirdisch“, "grausam“, "katastrophal“ - so und ähnlich bewertete man die eigene Leistung gegen Valladolid am Freitag in der Campushalle. "Dafür sind zwei Tore ein Superergebnis“, meinte Lars Christiansen.
Trainer Kent-Harry Andersson ärgerte sich zwar, dass in der Schlussphase ein höherer Vorsprung leichtfertig verspielt wurde, machte sich aber wenig Sorgen: "Ich bin ganz optimistisch, dass wir das Endspiel erreichen können. Valladolid wird zu Hause viel Druck haben nach einem so guten Ergebnis auswärts.“

Packendes Duell: Lars Christiansen gegen Sierra

Für Irritation sorgten eher die eigenen Fans. Aus dem Mittelblock der Stehtribüne, in dem sich Feinsinn und Intellekt offensichtlich nicht ballen, ertönten Gesänge, die einerseits die Spanier bezichtigten, Abkömmlinge nicht ganz ehrenwerter Damen zu sein, andererseits den SG-Spielern mangelnden Einsatz unterstellten: "Wir wollen euch kämpfen sehen!“ Das war nicht nur ultradämlich, sondern wurde  auch als unfair empfunden, wie nicht nur ein böser Blick von Joachim Boldsen in Richtung der Ränge verdeutlichte. "Wer behauptet, die Mannschaft habe nicht gekämpft, hat nicht das gleiche Spiel gesehen“, stellte Andersson klar.
Lars Christiansen nannte die Gründe, warum die SG derzeit nicht in der Lage ist, einen Gegner wie Valladolid mit Glanz und Gloria zu putzen. "Wir schleppen diesen Rucksack mit den drei Niederlagen in der Bundesliga mit herum - mehr als wir  vielleicht wahrnehmen wollen. Die Meisterschaft war ein Traum. Dass wir da raus sind, ist eine bittere Pille. Das steckt man nicht so weg, wir sind keine Roboter“, sagte der Linksaußen.
Besonders schwer wird es da, wenn man auf ein Team trifft, das wie Valladolid schwer zu fassen ist. Keine Superstars, an denen man sich reiben kann, die einen Extraschub an Adrenalin auslösen. Stattdessen ein nahezu perfekt funktionierendes Kollektiv, glänzend ausgebildet und taktisch klug eingestellt von Juan Carlos Pastor, der mit gerade 38 Jahren schon als Trainer-Guru gilt. Wohl zu Recht. Wie der Vereins- und Nationalcoach sein Personal einsetzt, verdient höchsten Respekt.

Johnny Jensen beißt sich durch.

Gegen die 5:1-Deckung der Spanier half zunächst nur die Brechstange in Person von Boldsen, der sich 40 Minuten lang aufrieb und dann mit einer "weichen Leiste“ ausscheiden musste. Die Außen und den Kreis bekamen die Flensburger kaum ins Spiel, stattdessen ließen sie sich zu etlichen technischen Fehlern und Fehlwürfen verleiten. Geradezu  abenteurlich agierte Marcin Lijewski, der seine Aussetzer aber mit sieben Toren kaschierte. Auch das Überzahlspiel der SG war alles andere als ansehnlich. "Valladolid hat sehr konsequent sein System gespielt und unsere Fehler gnadenlos genutzt“, sagte SG-Kreisläufer Johnny Jensen.
Im Angriff der Spanier war Spielmacher "Chema“ Rodriguez die Schaltstation. Nie war auszumachen, ob er selbst den Weg zum Tor suchen würde oder Kreisläufer Garabaya oder die Halben Gull und Muratovic. Zum Glück für die SG hatte Dan Beutler einen starken Tag und parierte 17 Würfe.
Das Rezept für das Rückspiel am kommenden Sonntag ist einfach: Besser werfen, weniger Fehler machen und "noch mehr laufen“, wie Kasper Nielsen empfahl. "Die nehmen das Tempo raus, das mögen sie nicht“.
Neues aus der Gerüchteküche um Joachim Boldsen: Das dänische Boulevardblatt B.T. berichtet, dass der "Traktor“ noch bis zum 1. April eine Klausel in seinem Vertrag mit Aalborg zum Ausstieg nutzen kann und wird. Der 28-Jährige soll sich demnach mit dem spanischen Spitzenclub Ademar Leon geeinigt haben.