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Champions League: 28:28 – Favoritenrolle weg, Hoffnung nicht

„Ich glaube immer noch dran“, sagte Sören Stryger, Kapitän der SG Flensburg-Handewitt, 15 Minuten nach Spielschluss. Sein Team musste sich in der Campushalle beim ersten Teil des Champions-League-Finales gegen den THW Kiel mit einem 28:28 (10:12) begnügen. „Wir haben die Favoritenrolle abgegeben“, sagte SG-Geschäftsführer Thorsten Storm mit Hinblick auf das Rückspiel am kommenden Sonntag (17.30 Uhr). „Kiel muss uns aber erst einmal schlagen.“
Viel Tempo, viele Tore – Prädikate, die schon oft die Landesderbys geprägt haben, diesmal aber etwas ins Hintertreffen gerieten. Der THW, nur mit acht Feldspielern angereist, ging mit Rücksicht auf seinen knappen Kader nicht so stürmisch vor wie sonst. Zunächst leisteten sich die Schützen aber auf beiden Seiten einige Fehlversuche, ehe Lars Christiansen mit einem verwandelten Siebenmeter den Bann brach. Es lief durchaus gut für die SG, die beim 4:2 – ein „sattes Pfund“ von Kasper Nielsen – erstmals mit zwei Treffern vorne lag.
Als starker Rückhalt erwies sich Dan Beutler, der in Unterzahl – Johnny Jensen saß draußen – einen Siebenmeter von Nikola Karabatic parierte, dann im gleichen Angriff auch Christian Zeitz und zwei Mal Vid Kavticnik den Zahn zog. In eigener Überzahl erwischte Joachim Boldsen ein Anspiel von Marcin Lijewski. 8:5! Die Zuschauer hob es erstmals von ihren Sitzen. Ein Vorgang, der sich noch häufig wiederholen sollte. Es herrschte wahre „Final-Stimmung“ in Flensburg.
Leider leistete sich die SG nun einige technische Fehler zu viel. „Der Angriff war nach 20 Minuten sehr undiszipliniert“, haderte SG-Trainer Kent-Harry Andersson. Der THW bekam Oberwasser. Nach dem „Hammer“ von Kasper Nielsen zum 9:7 gab es im ersten Abschnitt nur noch zwei positive Aspekte für die SG. Frank von Behren feierte in der Abwehr nach fast sieben Monaten sein Comeback, Sören Stryger schloss eine schnelle Mitte zum 10:10 ab. Zwei Gegenstöße verwandelten die Kieler jedoch zum Pausenstand.

Nach dem Seitenwechsel wuchs die Zuversicht nicht unbedingt. Christian Zeitz, Nikola Karabatic und Kim Andersson waren trotz etwas offensiverer SG-Deckung nicht zu stoppen. Als Dominik Klein erneut eine Leichtsinnigkeit bestrafte und zum 14:19 davon sprintete, schien es knüppeldick zu kommen. Jan Holpert stand nun für Dan Beutler, der hinter einer etwas zu laschen Abwehr, nicht mehr die Form der ersten 30 Minuten fand, zwischen den Pfosten.
Die SG berappelte sich wieder, schloss schnell zum 17:19 auf und bot dem THW nun einen offenen Schlagabtausch. Die Hektik erreichte ihren Höhepunkt nach 48 Minuten, als ein Wurf von Christian Zeitz SG-Keeper Jan Holpert am Kopf traf. Leicht benommen musste der Schlussmann ausgewechselt werden. Verdacht auf Gehirnerschütterung! „Das war hundertprozentig keine Absicht“, stellte THW-Trainer Noka Serdarusic klar. Dennoch gab es einige Rangeleien, nach denen Frank von Behren eine Zeitstrafe aufgebrummt bekam. Er hatte unerlaubt das Spielfeld betreten. Der Rückkehrer und der Kieler Pelle Linders schieden in den letzten Minuten nach ihren dritten Hinausstellungen aus.
Die SG ließ sich nicht beirren. Während Nikola Karabatic und Dominik Klein nur den Pfosten trafen, verwandelte Lars Christiansen einen Siebenmeter sicher zum 24:24. Auch 14 Sekunden vor Schluss behielt er die Nerven und traf zum vielumjubelten 28:27. Mit dem Schlusspfiff glückte Kim Andersson aber noch der Ausgleich. „Ich fahre dennoch optimistisch nach Kiel“, sagte Kent-Harry Andersson.

Teilweise regierte die Hektik.

 

SG Flensburg-Handewitt – THW Kiel 28:28 (10:12)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (12/1 Paraden), Holpert (37.-49.; 2 Paraden) – von Behren, Lackovic (4), Nielsen (2), Jensen (6), Christiansen (9/7), Stryger (2/1), Lijewski (3), Boldsen (2), Lauritzen, Knudsen
THW Kiel: Omeyer (12 Paraden), M. Andersson (bei einem 7m) – K. Andersson (5), Lundström (2), Kavticnik (2), Karabatic (8), Zeitz (7), Klein (4), Linders, Tschepkin
Schiedsrichter: Breto Leon/ Huelin Trillo (Spanien); Zeitstrafen: 14:18 Minuten (von Behren 6, Nielsen 2, Jensen 2, Lauritzen 2, Knudsen 2 – Linders 6, Kavticnik4, Lundström 2, Tschepkin 2, Zeitz 2, Karabatic 2); Rote Karten: Linders (50., dritte Zeitstrafe), von Behren (55., dritte Zeitstrafe); Siebenmeter: 8/8:1/0 (Beutler hält gegen Karabatic); Zuschauer: 6300 (ausverkauft)
Spielverlauf: 1:0 (4.), 2:1 (5.), 4:2 (7.), 5:3 (11.), 6:5 (14.), 8:5 (16.), 8:7 (18.), 9:7 (22.), 9:10 (26.), 10:10 (27.), 10:12 – 10:14 (32.), 11:15 (33.), 12:16 (35.), 14:17 (36.), 14:19 (38.), 17:19 (41.), 18:20 (44.), 19:21 (45.), 20:23 (47.), 21:24 (49.), 24:24 (53.), 25:25 (54.), 26:26 (56.), 27:27 (58.), 28:27 (60.)


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