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Gunst der Stunde nicht genutzt

Im Kampf um die Champions League hat die SG Flensburg-Handewitt im Duell mit dem THW Kiel schlechte Karten. Nach einer insgesamt nicht überzeugenden Vorstellung kam das Team von SG-Trainer Kent-Harry Andersson im Final-Hinspiel vor 6300 Zuschauern in der Campushalle gegen den ewigen Rivalen aus der Landeshauptstadt nicht über ein 28:28 (10:12)-Unentschieden hinaus.
Trotz der schlechten Ausgangslage herrscht im Lager der SG für das Rückspiel am kommenden Sonntag (17.30 Uhr) dennoch Optimismus. "Kiel hat heute super gespielt und uns damit ein bisschen überrascht. Wir haben nicht optimal gespielt und können es besser. Nun ist Kiel klarer Favorit", fasste Lars Christiansen zusammen. Dabei war es der Däne, der seinem Team mit dem neunten verwandelten Strafwurf wenige Sekunden vor dem Schlusspfiff das Unentschieden ermöglichte.
Ähnlich fasste SG-Spielmacher Joachim Boldsen das hitzige Derby in der Königsklasse zusammen. "Noch ist nichts passiert, denn wir können auch in Kiel gewinnen. Natürlich ist es ärgerlich, dass wir das Hinspiel nicht gewonnen haben." Für SG-Keeper Dan Beutler lagen die Ursachen für die vertane Chance, mit einem besseren Ergebnis nach Kiel zu fahren, vor allem in der Angriffsleistung begründet. "Da waren wir nicht so stark, wie wir es sein können. Es lief nicht optimal und wir hatten viele Fehlwürfe."
Trauriger Höhepunkt einer ansonsten harten, aber weitestgehend fairen Partie war ein Kopftreffer des Kielers Christian Zeitz gegen Jan Holpert. Der THW-Weltmeister warf bei einem Tempogegenstoß in der 49. Minute den "Magier" unbedrängt mit voller Wucht ins Gesicht und schürte damit die hitzige Stimmung in der Halle und dem Spielfeld dem Siedepunkt entgegen. Holpert musste von seinen Mitspieler daran gehindert werden, auf Zeitz loszugehen und konnte die Partie nicht beenden.

Nach 48 Minuten kühlten sich die Gemüter nur schwer wieder ab.

Der THW Kiel, der ohne seine Stammkräfte Markus Ahlm, Stefan Lövgren, Viktor Szilagy, Henning Fritz und Lars Krogh Jeppesen in der Campushalle auskommen musste, begann zunächst mit Christian Zeitz auf der Spielmacher-Position. Nach der obligatorischen Warmlaufphase war das Kieler Angriffsspiel von Einzelaktionen gekennzeichnet, wobei die Verantwortung allerdings auf alle "Zebras" aufgeteilt war.
Dank der starken Abwehrleistung auf beiden Seiten waren Tore dünn gesäht. An der mickrigen Trefferquote hatten aber auch die beiden Torhüter ihren Anteil. Denn sowohl der Kieler Thierry Omeyer, wie auch SG-Keeper Dan Beutler ragten mit starken Paraden heraus. Während die Taktik der Kieler, mit wenig Tempo reichlich Kräfte zu sparen und in der Abwehr Beton anzurühren, optimal aufging, haderte die SG mit sich selbst. Die Hausherren vernachlässigten das Tempospiel, setzten hingegen auf spielerische Elemente, ohne dabei das von Alexei Tschepkien organsierte THW-6:0-Bollwerk ernsthaft in Verlegenheit bringen zu können. Die SG wirkte verkrampft, agierte gehemmt und musste zwangsläufig die 8:5-Führung (16.) bis zur Pause mit dem 10:12-Rückstand wieder abgeben. Daran sollte auch das Comeback von Frank von Behren nichts ändern, der nach sechsmonatiger Verletzungspause in der 22. Spielminute erstmals wieder das Spielfeld betrat.
Die zweite Halbzeit bot allerdings allen Handball-Fans endlich den erhofften Titelfight. Jede Menge Emotionen und mehr Tempo begleiteten das Derby in der Königsklasse, das zunächst weiter von einer Kieler Mannschaft dominiert wurde, die clever und cool ihre Chancen besser nutzte. Das 15:11, 18:14 und 20:16 spiegelte die Überlegenheit des THW gerecht wieder. Gestützt auf den eingewechselten Holpert und den nervenstarken Lars Christiansen fand die SG immer besser ins Spiel, fightete energisch underkämpfte sich mit dem 28:28-Unentschieden am Ende zwar keine berauschende, aber akzeptable Ausgangslage, um nicht gänzlich chancenlos nach Kiel zu fahren.