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Champions League: 36:26 – der Norden hat sein Wintermärchen

„Heut geht `was“, heizte der SG-Song schon vor dem Anpfiff die Fans ein. Und wirklich: Mit dem 36:26 (20:12) drehte die SG Flensburg-Handewitt noch die Begegnung. Der RK Celje ist raus, der Bundesligist im Viertelfinale der Champions League. Nach dem Schlusspfiff kannte die Freude keine Grenzen. „Wahnsinn“, stammelte Joachim Boldsen. „Jetzt kann ich doch weiterhin in der Champions League spielen.“
Alle waren sich einig: Die „Hölle Nord“ hat einmal mehr einen Handball-Klassiker erlebt. Schon vor dem Anpfiff zeigte sich, in den letzten Tagen waren nicht nur Spieler und Trainer fleißig, sondern auch die Fans. Als die Mannschaft einmarschierte, wanderte die riesige Überkopf-Fahne über die Nordtribüne. Besondere Aktionen für besondere Anlässe! Und schon nach wenigen Minuten war die Campushalle auf Betriebs-Temperatur. 4:1!
Zwar glich Celje noch zwei Mal aus, doch schnell zeigte sich, dass die SG nicht mit der vor sieben Tagen zu vergleichen war. Im Gehäuse knüpfte Jan Holpert an die Leistung vom Hildesheim-Spiel an. Er profitierte von einer kompakten 6:0-Deckung, aus der Michael Knudsen herausragte. Und Marcin Lijewski hat die Mandelentzündung endgültig auskuriert. Zwar begann der Pole unglücklich mit einem Fehlwurf und einer mehrminütigen Behandlungspause, doch bis zum Pausentee lochte er noch fünf Mal ein. „Klasse“, die Zuschauer waren außer sich.

Die SG-Abwehr stand wie eine Mauer.

Beim 9:13 (21.) warf Celje-Coach Kasim Kamenica den „Rettungsanker“ – Auszeit! Gorazd Skof setzte sich für Dusan Podpecan auf die Bank. Doch es war nicht der Tag der Gäste-Keeper. Die SG sauste nach der kurzen Unterbrechung weiter. 15:9! Sechs Tore! 18:11! Sieben Tore! Acht Tore zur Pause! „Das ist ein unglaublich geschlossene Mannschaftsleistung“, bilanzierte Interimscoach Viggo Sigurdsson schon zu diesem Zeitpunkt.
Mit dem 23:13 (34.) stieß Blazenko Lackovic, der im zweiten Durchgang nicht mehr zu halten war, erstmals das Tor zum Viertelfinale auf. Doch noch waren über 25 Minuten zu spielen. „Wir haben leider nun zu sehr versucht, den Vorsprung zu verteidigen“, sagte Viggo Sigurdsson später. So verkürzte Celje mehrmals auf neun Treffer und hoffte wieder auf das Weiterkommen. Zuletzt beim 31:22 (51.)!
Johnny Jensen mit einem Nachwurf vom Kreis, ein Gegenstoß von Lars Christiansen und ein Kracher von Blazenko Lackovic – beim 34:22 nahm das „Wintermärchen“ Konturen an. Als Dan Beutler beim 36:24 einem Siebenmeter gegen Eduard Kokcharov parierte, wähnten sich viele schon am Ziel. Doch noch einmal witterte Celje Morgenluft. 21 Sekunden vor Schluss erzielte Dragan Gajic das 26:36. Unter dem Jubel der Zuschauer hielt die SG den Ball in ihren Reihen. Es gab kein zweites „Montpellier“, keinen zweiten Sekunden-Tod! „Das ist der größte Erfolg in meiner Karriere“, strahlte Viggo Suigurdsson vor Glück. Derweil herrschte beim Gegner Katerstimmung. Trainer Kasim Kamenica erschien nicht zur Pressekonferenz. Torwart Gorazd Skof: „Wir haben uns nicht von der Atmosphäre beeindrucken lassen, so etwas kennen wir von zu Hause. Dennoch hat es nicht so geklappt wie vor sechs Tagen.“

Jaaaa! Es hat geklappt!

 

SG Flensburg-Handewitt – RK Celje Pivovarna Lasko 36:26 (20:12)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (5/1 Paraden, ab 47.), Holpert (14 Paraden) – Lackovic (8), Nielsen, Jensen (2), Christiansen (5/1), Vranjes, Johannsen (5), Lijewski (7), Boldsen (5), Lauritzen, Knudsen (4)
RK Celje: Podpecan (5 Paraden, 21.-37.), Skof (7 Paraden) – Sulic (3), Gajic (4), Spoljaric (2), Spiler (3), Harbok (3), Kozlina (1), Gorensek, Natek (5), Kokcharov (5/1)
Schiedsrichter: Breto Leon/ Huelin Trillo (Spanien); Zeitstrafen: 10:10 Minuten (Jensen 4, Lauritzen 2, Lackovic 2, Knudsen 2 – Spoljaric 4, Harbok 2, Sulic 2, Natek 2); Siebenmeter: 1/1:2/1 (Beutler hält gegen Kokcharov); Zuschauer: 6000
Spielfilm: 1:1 (2.), 4:1 (7.), 4:4 (8.), 5:5 (10.), 7:5 (13.), 9:6 (15.), 11:7 (17.), 11:9 (18.), 15:9 (22.), 18:11 (25.), 18:12 (27.) – 21:12 (31.), 23:13 (34.), 25:15 (37.), 27:16 (40.), 29:18 (42.), 29:20 (47.), 31:22 (51.), 34:22 (53.), 36:24 (58.)

 

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