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RK Celje Pivovarna Lasko

„5000 Leute warten schon auf uns“, strahlten die Spieler aus Slowenien. Ihnen war Ende April 2004 der ganz große Coup gelungen – und Celje stand Kopf. Schon seit Mittag feierte man vor der Zlatorog-Arena. Nach dem Ende der Live-Übertragung auf der Leinwand entfachten sich Jubel-Stürme. Das 28:30 bei der SG Flensburg-Handewitt reichte aufgrund des 34:28-Hinspielerfolgs. Der Sieg in der Champions League hatte historische Dimensionen. Noch nie hatte ein Verein  aus diesem kleinen Balkanland die Königsklasse gewonnen. Kein Wunder, dass sich die Mannschaft von RK Celje Pivovarna Lasko schon bald nach der Siegerehrung auf die Rückreise machte, um an den Festlichkeiten noch mitzuwirken.

Ohne Bier kein Handball in Celje

Es war eine denkwürdige Saison für den slowenischen Abonnement-Meister, der nur 2002 ohne nationalen Titel blieb. Auf dem Hügel Pod Golovec entstand ein neuer Handball-Tempel. 4600 Sitz- und 1000 Stehplätze! Und gleich die Premiere im neuen „Hexenkessel“ war ein „europäischer Donnerschlag“. Mit 25:38 hatte Celje bei Ademar Leon den Kürzeren gezogen, um sich mit einem sensationellen 34:21 zu revanchieren. Danach konnten selbst der TBV Lemgo, Ciudad Real und schließlich die SG Flensburg-Handewitt den Sturmlauf nicht aufhalten.

Zwei Stars: Siarhei Harbok und Edouard Kokscharov

Womöglich war es aber die letzte große Handball-Fete in der slowenischen Stajerska (Untersteiermark). Zwar verhalf die Brauerei „Pivovarna Lasko“ als Sponsor dem sportlichen Aushängeschild der 40000-Einwohner Stadt zu europäischen Ruhm, doch mit den finanzkräftigsten Klubs des Kontinents kann der RK Celje nicht mithalten. Stars wie Uros Zorman, Sergej Rutenka (beide Ciudad Real), Renato Vugrinec (über Magdeburg nach Pamplona) oder Dejan Peric (über Barcelona nach Veszprém) wanderten ab. Und der Weißrusse Siarhei Harbok steht bereits auf der „Einkaufsliste“ der SG Kronau-Östringen. Aus dem „historischen Kader“ sind inzwischen neben dem russischen National-Linksaußen Edouard Kokcharov nur noch Jure Natek, Mihael Gorensek, Miladin Kozlina, Matjaz Brumen und Ersatzkeeper Aljosa Rezar dabei. Der RK Celje blutete aus. Halbfinale 2005, Viertelfinale 2006 – jedes Jahr war eine Runde früher Schluss in der Champions League.

Kasim Kamenica

In diesem Sommer übergab Miro Pozun, „Vater“ des historischen Champions-League-Sieges, den Trainer-Stab an Kasim Kamenica, der zugleich die Nationalmannschaft Sloweniens trainiert. Der „Neue“ setzte sofort erste Akzente. Neben der traditionellen 5:1-Abwehr übte Kasim Kamenica ein paar neue Varianten ein und forcierte den „Tempo-Handball“. Der Aufgabe gegen die SG sieht der  erfahrene Coach optimistisch entgegen. „Wir hatten auf Kolding gehofft“, so Kasim Kamenica. „Doch Flensburg ist auch nicht schlecht. Die Statistik spricht für uns.“ Die stammt bekanntlich aus der Serie 2003/2004, als die Slowenen drei Punkte in der Vorrunde holten und schließlich auch in den Finalspielen die Oberhand behielten.

Die Fans aus Celje gehören zu den stimmgewaltigsten Europas.

Trotz des enormen Aderlasses der Vergangenheit hat der RK Celje wieder eine starke Truppe beisammen. Mit dem Kreisläufer Renato Sulic und dem Spielmacher Denis Spoljaric gingen den Slowenen gleich zwei kroatische Auswahlspieler ins Netz. Mit Gorazd Sjkof und dem Neuzugang Dusan Podpecan verfügt man über das beste Torhüter-Gespann Sloweniens. Besonders gefährlich ist die linke Angriffsseite mit dem Russen Edouard Kokcharov und dem Weißrussen Siarhei Harbok, den Celje 2005 im ukrainischen Zaporoshje entdeckte. Der Halblinke ist im Moment Torschützenkönig der Champions League. Der RK Celje hat überdies einen guten Ruf als Talentschmiede, was sich vor allem auf der rechten Angriffsseite zeigt. Jure Natek und Rechtsaußen Dragan Gajic sind in der letzten Zeit enorm gereift. „Celje hat auf jeder Position zwei gute Spieler“, berichtet der dänische Trainer Lars Walther (2004/2005 Trainer der SG-Junior-Teams), der bis vor Kurzem den Liga-Kontrahenten Gorenje Velenje betreute. „Celje tritt in dieser Serie noch mehr als Mannschaft auf als zuletzt.“
Die Resultate in dieser Saison versprechen auf jeden Fall einen heißen Königsklassen-Kampf. Gegen Gummersbach (31:34, 31:29) verpasste der RK Celje nur ganz knapp den Gruppensieg. In der Liga startete der Titelverteidiger ganz zur Freude des Fan-Clubs „Florijani“ mit neun Siegen, um Ende November gegen Gorenje Velenje erstmals zu straucheln. 31:33! Ausgerechnet gegen Ex-Trainer Miro Pozun, der das Amt von Lars Walther übernommen hatte.

Zugänge: Dusan Podpecan (Gorenje Velenje), Renato Sulic (Agram Medvescak), Denis Spoljarić (RK Zagreb), Aleksander Stojanovic (Cacak), Mitja Lesjak (Cangas), David Spiler, Borut Oslak (beide Prevent Slovenj Gradec)
Abgänge: Uros Zorman (Ciudad Real), Gregor Lorger (BM Valladolid), Bostjan Hribar (Wilhemshavener HV), Goran Kozomara (Teka Cantabria), Matjaz Mlakar (Gorenje Velenje), Kreso Ivankovic (Agram Medvescak)., Ales Muhovec (SVIS)

Der RK Celje Pivovarna Lasko in der Saison 2006/2007. Hintere Reihe von links: Dr. Rudi Cajavec (Mannschaftsarzt), Slavko Ivezic (Sportdirektor), Rado Petru (technischer Manager), Miran Maksimovic (Physiotherapeut), Siarhei Harbok, Renato Sulic, Denis Spoljaric, Miladin Kozlina, Aleksandar Stojanovic, Mitja Lesjak, Herman Wirth (Torwart-Trainer), Tomaž Ocvirk (Konditions-Trainer), Kasim Kamenica (Trainer). Vordere Reihe: David Spiler, Jure Natek, Simon Razgor, Borut Oslak, Dusan Podpecan, Gorazd Skof, Aljosa Rezar, Miha Gorensek, Dragan Gajic, Matjaz Brumen, Edouard Kokscharov.