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"Das sind keine Aliens“

Ricci Gjamovski, Redakteur der täglichen Zeitung *Makedonski Sport”, muss herzhaft lachen. Ihm war zu Ohren gekommen, dass die SG Flensburg-Handewitt morgen (17.15 Uhr) mit großem Respekt zum Champions-League-Spiel bei RK Metalurg Skopje antritt. Im Herbst 1997 hatte der Handball-Bundesligist schon einmal einen Europapokal-Auftritt in Mazedonien. In Bitola wurden die Flensburger beschimpft, bespuckt und von einer Polizei-Eskorte aus der Halle begleitet. "Nein, nein“, beschwichtigt Ricci Gjamovski. "Die Atmosphäre in Skopje ist viel friedlicher als in Bitola.“
Zweifel sind angebracht. Das mazedonische Konsulat in Berlin teilte der SG mit, man möge sich auf einen "heißen Tanz“ einstellen. SG-Coach Viggo Sigurdsson spielte einmal mit Haukar Hafnarfjördur bei Vardar Skopje, dem Lokalrivalen von Metalurg. Das (gewonnene) Match hat er längst vergessen, in Erinnerung blieben eine "sehr aggressive, feindselige Stimmung und Polizisten mit Pistolen“. Vlatko Mitkov (HSG Wetzlar), einziger Mazedonier in der Bundesliga, weiß: "Die Stimmung in Skopje ist fast wie in Bitola.“

Viggo Sigurdsson und Jan Paulsen brechen gemeinsam nach Skopje auf.

Allerdings darf der RK Metalurg, der das mazedonische Double gewann und sich über die portugiesische Hürde ABC Braga erstmals für die Champions League qualifizierte, seine gewohnte Spielstätte nicht nutzen. Die "Avtokomanda” mit 800 Plätzen entspricht nicht den EHF-Richtlinien. Stattdessen weicht man in die "Kala“-Halle von Vardar Pro aus. 2500 Zuschauer finden dort Platz.
Der RK Metalurg, besetzt mit vier Serben, einem Ukrainer, einem Georgier und vier mazedonischen Auswahlspielern, hatte zuletzt mit einer Trainer-Posse zu kämpfen. Zu Beginn der Serie wechselte Jovica Cvetkovic auf den Posten des serbischen Nationaltrainers. Ihm folgte Mazedoniens Handball-Legende Pepi Manaskov. Der gab nach nur neun Tagen auf: "Diese Aufgabe kommt für mich zu früh.“ Jetzt regiert der Serbe Slavko Novakovic, 1985 Europapokalsieger mit  Metaloplastica Sabac. Er hatte  keinen glücklichen Einstand. Bei Medwedi Tschechow verlor Skopje mit 25:40. Am Mittwoch folgten weitere Nackenschläge. Das Derby gegen Vardar ging mit 22:23 verloren, der serbische Goalgetter Borko Djordjevic verletzte sich. Sein Einsatz morgen ist ungewiss. Dennoch  lässt sich Novakovic nicht bange machen: "Flensburg ist sicherlich Favorit. Die Spieler sind aber auch nur aus Fleisch und Blut - und keine Aliens.“